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Missbrauch von Kinderfotos: Einladung für Pädophile in sozialen Medien


Kinderfotos in sozialen Medien
"Ich habe dumm und naiv Monster gefüttert"

Von t-online, bm

Aktualisiert am 26.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Mutter und Tochter mit Smartphone: Die Modelkarriere von Kinder-Influencern öffne Tür und Tor für Missbrauch, schreibt die "New York Times".Vergrößern des Bildes
Mutter und Tochter mit Smartphone (Symbolbild): Die Modelkarriere von Kinder-Influencern öffne Tür und Tor für Missbrauch, schreibt die "New York Times". (Quelle: xstockbustersx/imago-images-bilder)

Instagram wird zunehmend zu einem Markt, auf dem Eltern ihre Kinder als Models inszenieren – für Pädophile eine Einladung. Eine Recherche offenbart nun das Ausmaß.

Sie posieren in Bademänteln und Bikinis, stehen lasziv vor der Kamera ihrer Eltern und haben im Internet zum Teil Hunderttausende Fans: Kinder-Influencer sind ein wachsender Trend. Laut einer Recherche der US-Tageszeitung "New York Times" profitieren davon aber weniger die minderjährigen Models, sondern vielmehr ihre Eltern und die Unternehmen, für welche die Kinder werben – und Pädophile, die sich mit den freizügigen Bildern sexuell befriedigen. Dem Bericht zufolge bieten manche Mütter gegen Bezahlung auch Videotelefonate mit ihren Töchtern an.

Reporter der "New York Times" haben diesen Geschäften nachgespürt und 2,1 Millionen Beiträge auf Instagram analysiert, über Monate Onlinechats von Pädophilen beobachtet und über 100 Menschen interviewt, darunter Eltern und ihre Kinder. Mit einem eigens dafür entwickelten Computerprogramm werteten die Reporter die Daten aus. Die 5.000 Konten, die untersucht wurden, hätten 32 Millionen Verbindungen zu männlichen Followern.

Karriere gerät auf Abwege

Den Reportern zufolge beginnt es häufig damit, dass mehrheitlich Mütter ihren Töchtern, selten auch Söhnen, eine Modelkarriere ermöglichen und die Aufmerksamkeit von Firmen als Werbekunden erreichen wollen. Instagram verbietet zwar Kindern unter 13 Jahren, ein eigenes Konto einzurichten, ihre Eltern dürfen aber eines für sie verwalten.

Die Karriere der Nachwuchsmodels gerät den Reportern zufolge dann aber häufig auf Abwege, weil die oftmals freizügigen Fotos knapp bekleideter Mädchen im Netz nicht nur für Mode-Fans verfügbar sind, sondern auch für Pädophile, vor allem Männer. Dass es sich bei einigen Followern tatsächlich um Pädophile handelt, konnten die Reporter daran festmachen, dass die Nutzer sich auf anderen Websites und auf Telegram offen zu ihrer Neigung bekannten.

Je anzüglicher die Fotos, desto größer das Publikum

Je anzüglicher die Fotos sind, desto größer sei das Publikum und die Chance, mit der Werbung für Unternehmen Geld zu verdienen. Die Firmen wollen möglichst viele Kunden erreichen, profitieren also ebenfalls davon, nicht zu genau auf das Publikum der Nachwuchsmodels zu schauen. Teils würden die Mädchen von ihren Eltern gezielt angehalten, besondere Kostüme zu tragen, wie enge Hosen mit Leopardenmuster.

Den Reportern zufolge böten die Eltern bisweilen exklusive Fotos und Chat-Sitzungen mit ihren Kindern zum Verkauf, auch wenn die Abnehmer völlig unbekannt sind. Manche Kunden gäben dafür Tausende Euro aus. Mit Sponsoren verdienen die Kinder bereits große Summen – einige sechsstellig, so die "NYT".

Mutter von Model: "Ich habe einen Haufen Monster gefüttert"

Mit den fremden Männern zu interagieren, öffnet aber Tür und Tor für Missbrauch, heißt es in dem Bericht. Teils würden die Fremden die Mädchen und Eltern loben, sie mobben oder erpressen, um an immer freizügigere Bilder zu gelangen.

Die Eltern der betroffenen Kinder stünden unterschiedlich zu dem Geschäft. Einige verbannten mutmaßliche Pädophile von den Instagram-Konten ihrer Töchter, andere ermutigten männliche Fans sogar, mit ihren Kindern in Kontakt zu treten. Auf die Frage, ob sie ihre Kinder ausbeuteten, rechtfertigten sich die Eltern häufig damit, dass die Gewinne aus dem Modeln auch ihren Kindern zugutekämen, etwa als Spareinlage, um später ein Studium zu bezahlen. Zudem gaben Eltern in Interviews an, dass ihre Kinder die Aufmerksamkeit in den sozialen Medien genössen oder so ihre Karriere starteten, schreibt die "New York Times".

Manche Eltern bereuten aber auch, ihre Kinder zu Models gemacht zu haben. Eine Mutter namens Kaelyn gab an, nach einer Kindheit als Model sehe ihre mittlerweile 17-jährige Tochter nur noch einen Weg für sich: Sobald sie erwachsen sei, wolle sie im Netz Pornos von sich verkaufen. Kaelyn warnt nun andere Eltern davor, ihre Kinder zu Influencern zu machen: "Ich habe dumm und naiv einen Haufen Monster gefüttert – und das bereue ich sehr."

Verwendete Quellen
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