Kriminalstatistik So häufig stehen Kinder unter Mordverdacht
Zwei Kinder haben gestanden, eine Zwölfjährige aus Freudenberg getötet zu haben. Statistiken zeigen: Kinder unter Mordverdacht sind kein Einzelfall.
Der Fall der ermordeten Zwölfjährigen im nordrhein-westfälischen Freudenberg sorgt im ganzen Land für Entsetzen. Wie die Ermittler am Dienstag bekannt gaben, sind die mutmaßlichen Täterinnen selbst noch Kinder: Ein 12- und ein 13-jähriges Mädchen haben gestanden, Luise mit zahlreichen Messerstichen getötet zu haben. Hier lesen Sie mehr dazu.
Der Fall in Nordrhein-Westfalen ist nicht der einzige, in dem Kinder zu mutmaßlichen Tätern wurden, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt. 2022: Im niedersächsischen Salzgitter ersticken ein 14-Jähriger und ein nicht strafmündiger 13-Jähriger eine 15-jährige Jugendliche. 2016: Ein 13-Jähriger schlug in Bad Schmiedeberg (Sachsen-Anhalt) einem gleichaltrigen Jungen mehrfach so heftig gegen den Kopf, dass dieser starb.
Mehr Straftaten im Vergleich zum Vorjahr
Auch ein Blick in die jüngsten Statistiken zeigt zunächst, dass Kinder unter 14 Jahren 2021 häufiger bei sogenannten Straftaten gegen das Leben – also unter anderem Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen – tatverdächtig waren als noch im Vorjahr. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes hervor.
2021 zählte das Amt insgesamt 19 solcher Straftaten. In sieben Fällen handelte es sich um Mord, in zwölf um Totschlag oder Tötung auf Verlangen. Insgesamt waren die Tatverdächtigen überwiegend männlich: 15 von ihnen waren Jungen, vier Mädchen.
2020 gingen elf Straftaten gegen das Leben in die Statistik ein, bei denen Kinder unter Tatverdacht standen. In jenem Jahr handelte es sich um zehn Jungen und ein Mädchen. Betrachtet man einen längeren Zeitraum von 20 Jahren, schwankte die Zahl der tatverdächtigen Kinder zwischen 4 und 21.
Gewaltkriminalität: Kinder insgesamt selten tatverdächtig
Der Nachrichtenagentur dpa zufolge war es insgesamt eher selten der Fall, dass Kinder unter 14 Jahren unter Tatverdacht stehen. Die Agentur bezieht sich bei diesen Angaben auf den Bereich Gewaltkriminalität, unter den neben Mord und Totschlag auch Delikte wie gefährliche und schwere Körperverletzung, sexueller Missbrauch und Körperverletzung mit Todesfolge fallen.
Zwar standen demnach 2021 mehr Kinder als im Vorjahr unter Verdacht, eine gewaltkriminelle Tat begangen zu haben. Die Zahl wuchs um 374 Fälle auf 7.477 an – das entspricht einem Zuwachs von rund fünf Prozent. Verglichen mit 2019 ging die Zahl im Jahr 2021 jedoch um rund zehn Prozent zurück.