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Katastrophengebiet: Polizei räumt von Querdenkern besetzte Schule in Ahrweiler


"Verschwörerisches Gedankengut"
Polizei räumt von Querdenkern besetzte Schule in Ahrweiler

Von afp, t-online, law

Aktualisiert am 29.07.2021Lesedauer: 3 Min.
Polizisten im Katastrophengebiet: Die Querdenker folgten der Räumungsaufforderung der Polizei (Symbolbild).Vergrößern des Bildes
Polizisten im Katastrophengebiet: Die Querdenker folgten der Räumungsaufforderung der Polizei (Symbolbild). (Quelle: Reichwein/imago-images-bilder)
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Kehraus für Verschwörungsgläubige und Coronaleugner in einer Schule. Nachdem sie sich in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Basis eingerichtet hatten, hat die Polizei das Gebäude geräumt.

Die Polizei hat in dem vom Hochwasser besonders schwer getroffenen Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz eine als Stützpunkt von Coronaleugner und Anhängern von QAnon genutzte Grundschule geräumt. Die Schule war zwischenzeitlich als Standort für ein "Familienzentrum" aus dem Querdenken-Umfeld auserkoren. Veteranen, die sich im "Widerstand" sehen, hatten sie zudem zum Zentrum für Hilfsaktionen gemacht.

Tatsächlich erreichte die Hilfe der Veteranen viele Menschen in der Stadt, die Schule diente auch als Lager zur Ausgabe von Hilfsgütern. Zwischenzeitlich hatte sich dort auch die "Querdenker"-Bewegung einbringen wollen. Die "Veteranen", unter denen sich nach Recherchen von t-online auch Anhänger der Verschwörungstheorien von QAnon befanden, hatten die "Querdenker" jedoch hinausgeworfen.

"Veteranen" traten nicht mehr so auf

Außerdem war intern die Anweisung ausgegeben worden, nicht mehr als "Veteranen", sondern als Privatpersonen aufzutreten. Ein Fernsehteam war vor Ort aufgefordert worden, ein Schild "Veteranen-Pool" nicht zu filmen.

Die Räumungsaufforderung kam am Mittwoch von der Stadtverwaltung. Grund dafür sei, dass die Schule für den Unterricht wieder hergestellt werden soll. Die Nutzer seien widerrechtlich eingedrungen, hieß es in der Mitteilung auch. Die Aufforderung hatte sich schnell in sozialen Netzwerken verbreitet.

Schon kurz nach dem Auftreten der Flut hatten Polizei und Verfassungsschutz das Geschehen in der Schule im Blick. "Unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft wurde hier verschwörerisches Gedankengut verbreitet", erklärte Polizeivizepräsident Jürgen Süs. Die Maßnahmen der Hilfs- und Rettungsdienste sowie der Polizei seien diskreditiert worden. Dies erhöhe die Ängste in der ohnehin stark betroffenen Bevölkerung. Ein mit der Schule in Verbindung stehendes "Friedensfahrzeug" in Polizei-Optik hatte laut Polizei auch über Durchsagen verbreitet, Polizei und andere staatliche Helfer würden sich zurückziehen.

Anfangs hatte es auch deutliche Stellungnahmen aus dem Helferteam gegeben, dass der Staat versage. Diese Botschaft wurde von dort dann aber weniger verbreitet. Die Gruppe trat als völlig unpolitisch auf und hatte auch offenbar unpolitische Helfer in ihren Reihen.

Viele Einwohner waren dankbar

Viele Einwohner der Stadt waren für die Hilfe aus der Schule dankbar. Es gab aber auch Berichte, dass Angehörige der Helfergruppe auf kritische Fragen von Nachbarn bedrohlich reagiert hätten.

Auch nach dem Abzug der Gruppe aus der Grundschule werde man ihre Aktivitäten weiterhin aufmerksam beobachten, erklärte Süs. Die Nutzer in der Schule waren der Räumungsaufforderung der Polizei gefolgt. Die Veteranen hatten das Gebäude schon Stunden vor der Räumung verlassen. Es gab einen Aufruf zu einem Shitstorm gegen den Bürgermeister der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, der aber offenbar nicht von den Veteranen ausging.

Verschiedene Hilfs- und Rettungsdienste sowie die Bundeswehr haben mittlerweile einen Versorgungsstützpunkt an einer naheliegenden Realschule eingerichtet, der den Anwohnerinnen und Anwohnern seit zwei Tagen vollumfänglich zur Verfügung steht.

Mögliche Kindeswohlgefährdung

Bereits vor rund einer Woche hatte das rheinland-pfälzische Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung das vom Verein "Eltern stehen auf" betriebene Familienzentrum "zur Vermeidung einer im Raum stehenden Kindeswohlgefährdung" geschlossen.

Laut Landesamt-Präsident Detlef Placzek herrschten in dem Zentrum "schlechte Bedingungen". So habe es weder Strom noch Wasser gegeben. Zudem befinde sich öliger Schlamm auf den Fluren. Grund für die Schließung sei insbesondere die Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gewesen. Zudem seien die Kinder ohne Erlaubnis dort betreut worden.

Der Verein "Eltern stehen auf" spricht sich gegen die Corona-Maßnahmen aus. Er warnt auf seiner Homepage vor der Impfung gegen das Virus und spricht von einem "medizinischem Experiment", vor dem Kinder geschützt werden sollen. Das Engagement der Querdenker im Katastrophengebiet wurde breit kritisiert.

Der Text wurde mit Informationen zu den "Veteranen" im Haus präzisiert und aktualisiert.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
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