Viele schauen Spiele drinnen Streeck: WM könnte Superspreader-Event werden
Wenn die Fußballfans bei der WM am Jahresende vor den Bildschirmen fiebern, dann kann das auch zu mehr Corona-Infektionen führen. Virologe Hendrik Streeck warnt vor großen Menschenansammlungen.
Der Leiter des Instituts für Virologie an der Universität Bonn, Hendrik Streeck, blickt mit gemischten Gefühlen in den kommenden Herbst und Winter – besonders was ein Ereignis angeht: die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. "Dadurch kreieren wir gegebenenfalls auch wieder größere Ausbrüche, oder es kann auch zu einem Superspreading-Event kommen und darauf muss man sich vorbereiten," sagt Streeck im RTL Nachtjournal. Die Fußball-Weltmeisterschaft findet vom 21. November bis 18. Dezember 2022 statt.
Viele dürften die Weltmeisterschaft in Innenräumen ansehen, zum Beispiel in Restaurants, bei Freunden zu Hause, bei Public Viewings in Hallen. Eine Hilfe könnten wieder die Schutzmasken sein. "Wir wissen, dass die Maske funktioniert und dass die Maske einen Schutz gibt."
Aber vor allem müsse man die Risikogruppen in den Alten- und Pflegeheimen besser schützen. Dazu gehören gute Hygienekonzepte, aber auch eine vierte Impfung für die Risikogruppen. Jüngere bräuchten diese nach Meinung von Streeck im Moment aber nicht, für sie reiche eine Dreifach-Impfung.
Lauterbach: Sommerwelle ist schon da
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte vor wenigen Wochen bereits angekündigt, sich Optionen für Maßnahmen gegen eine neue Welle freihalten zu wollen. Dazu gehörte auch die Wiedereinführung einer Maskenpflicht in Innenräumen.
Angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Älteren und Menschen mit Vorerkrankung zu einer Auffrischungsimpfung geraten. "Die angekündigte Sommerwelle ist leider Realität geworden. Das bedeutet auch für die nächsten Wochen wenig Entspannung", sagte Lauterbach der "Rheinischen Post" (Mittwoch). Der bisher beobachtete Sommereffekt in der Pandemie verpuffe diesmal. Grund dafür sei unter anderem, dass die aktuell zirkulierende Virusvariante sehr leicht übertragbar sei. Außerdem seien fast alle Vorsichtsmaßnahmen ausgelaufen, erläuterte Lauterbach der Zeitung.
Drosten warnt vor langer Welle im Herbst und Winter
"Wir erleben dieses Jahr keinen infektionsfreien Sommer, was aber zunächst nicht bedrohlich ist", hatte der Leiter der Charité-Virologie, Christian Drosten, der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Im Herbst und Winter werde es wohl eine lange Infektionswelle geben.
Der Corona-Expertenrat hatte vor einigen Tagen die Bundesregierung aufgefordert, eine solide gesetzliche Grundlage für den kommenden Herbst und Winter zu schaffen. Es müsse etwa die Möglichkeit geben, Maßnahmen wie Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen zu verhängen, hieß es in einer Stellungnahme.
Eine Neuorganisation wird notwendig, weil die Schutzmaßnahmen zum 23. September 2022 auslaufen. Diese fußen auf dem Infektionsschutzgesetz, das die Ministerpräsidentenkonferenz am 16. Februar 2022 beschlossen hatte.
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters