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Bäcker aus "Querdenker"-Szene öffnet trotz Verbots: Dauernde Maskenverstöße


Dauernde Maskenverstöße
Bäcker aus "Querdenker"-Szene öffnet trotz Verbots

Von t-online, law

Aktualisiert am 26.11.2021Lesedauer: 3 Min.
Versperrter Zutritt: In Erbach im Odenwald hat die Kreisverwaltung die Filialen einer Bäckerei schließen lassen. Während der Maßnahme mussten Ordnungsamt und Polizei Menschen zurückhalten, die dennoch in das Café wollten.Vergrößern des Bildes
Versperrter Zutritt: In Erbach im Odenwald hat die Kreisverwaltung die Filialen einer Bäckerei schließen lassen. Während der Maßnahme mussten Ordnungsamt und Polizei Menschen zurückhalten, die dennoch in das Café wollten. (Quelle: Telegram/FREEodw)

Behörden in Hessen haben auf unbestimmte Zeit ein Café und eine Bäckerei geschlossen, weil Besitzer und Personal keine Masken tragen. Der Inhaber öffnete trotz Verbots erneut.

Rot-weißes Absperrband, ein Aushang an der Ladentür mit der Botschaft, dass dieser Betrieb geschlossen ist: In Erbach im Odenwald hat das Gesundheitsamt im Streit um die Befolgung von Corona-Schutzregeln die zwei Verkaufsstellen und Cafés einer Bäckerei bis auf Weiteres dichtgemacht.

Trotz des Verbots öffnete aber der Inhaber erneut, Ordnungsamt und Polizei mussten am Freitag wieder anrücken. Ein größeres Aufgebot setzte die Verfügung schließlich um, wie ein Sprecher t-online bestätigte. Verboten ist nicht nur das Betreten, sondern auch Außer-Haus-Verkauf und Lieferdienst.

Solidarität von Hildmann und Wendler

Die Bäckerei könnte nun zu einem Symbol für die "Querdenker"-Szene werden und der Inhaber zum Helden stilisiert werden. Unter anderem Attila Hildmann, Michael Wendler und Bodo Schiffmann griffen die Schließung in Beiträgen auf und signalisierten Solidarität. Am Donnerstagsabend war auch der Rechtsanwalt Ralf Ludwig in Erbach vor dem "Café Zeitlos" kurz bei einer Kundgebung mit rund 150 Menschen. Ludwig ist einer der Köpfe von "Querdenken". In Telegram-Kanälen hieß es, "der Alex", der Inhaber, sei von der Unterstützung "absolut begeistert" gewesen.

Das Gesundheitsamt hatte zuvor die Filialen der "Odenwälder Landbäckerei" in der Stadt südöstlich von Darmstadt gesperrt und den Betrieb untersagt. Der Bäcker hatte daraufhin seine Backwaren verschenkt. Bei der Bäckerei sind örtlichen Medien zufolge rund 40 Menschen beschäftigt, die offenbar trotz mehrfacher Aufforderung durch die Behörden keine Masken tragen. Der Odenwaldkreis war am Freitag mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 500 hessischer Spitzenreiter.

Bürgermeister: Mitarbeitern wurden Masken verboten

Dazu gibt es unterschiedliche Darstellungen. Der Inhaber sagte dem "Odenwälder Journal", die Beschäftigten hätten Schreiben unterzeichnet, wonach sie auf das Tragen von Masken verzichten, weil sie sie bei der Arbeit gesundheitlich beeinträchtigten würden. Ihm sei auch von den Behörden keine "nachvollziehbare Rechtsgrundlage" vorgelegt worden.

Nach Darstellung von Erbachs* Bürgermeister Peter Traub liegt der Fall anders: Einigen Mitarbeitern sei es untersagt worden, Masken zu tragen. Nach entsprechenden Schreiben ordne er den Inhaber der "Querdenker"- und "Reichsbürger"-Szene zu, so der Bürgermeister. t-online teilte er mit: "Es gab in den letzten Wochen und Monaten zahlreiche Versuche, Herrn Knierim zum Einhalten der Verordnungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu bewegen. Letztlich waren all‘ diese Versuche jedoch vergeblich, und wir waren gezwungen zu handeln." Er hätte sich eine andere Lösung ge

Der Bäcker könne nicht eigene Regeln erlassen, und schon gar nicht könne er mit klassischen Reichbürgergedanken die Legitimation der Stadtpolizei, des Kreisgesundheitsamtes und sogar des Landes Hessen in Frage stellen, so Traub. Er hätte sich eine andere Lösung gewünscht.

Inhaber Knierim erklärte dem "Odenwälder Echo", ihm sei von den Behörden keine "nachvollziehbare Rechtsgrundlage" vorgelegt worden. Offenbar waren auch Kunden aufgefordert worden, die Maske abzunehmen. Knierim war für eine Stellungnahme telefonisch von t-online nicht erreichbar.

Die Bäckerei hatte im vergangenen Jahr expandieren wollen. Die bereits in den Medien verkündete Übernahme eines weiteren Betriebs im nahen Beerfelden kam aber nicht zustande.

Ein vergleichbarer Fall, in dem ein Unternehmen mit mehreren Filialen auf unbestimmte Zeit wegen Corona-Verstößen von den Behörden geschlossen wurde, ist bisher nicht bekannt. In Hamburg, wo offenbar aktuell die Einhaltung von 2G-Regeln vergleichsweise scharf kontrolliert wird, sind etwa mehrere Betriebe nach wiederholten Verstößen für 14 Tage geschlossen worden. In Bad Saarow hatte der Kreis ein "Reichsbürger"-Lokal dichtgemacht, das im vorigen Lockdown geöffnet hatte. Der Betreiber hatte angegeben, er habe vom "Königreich Deutschland" die Erlaubnis.

*Wir hatten an dieser Stelle versehentlich Eberbach geschrieben. Der Text wurde nach der Veröffentlichung mit Zitaten von Bürgermeister Traub aktualisiert.

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