Im Norden des Landes Neue Explosion im Libanon – mindestens 28 Tote
Ein Gastanker-Unglück hat im Libanon mindestens 28 Menschenleben gekostet. Das Fahrzeug war aus bislang unbekannten Gründen explodiert. Dutzende weitere Menschen wurden verletzt.
Rund ein Jahr nach der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut ist der Libanon erneut von einer schweren Detonation mit Dutzenden Opfern erschüttert worden. Mindestens 22 Menschen kamen ums Leben. 79 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium am Sonntag mit.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Die Explosion ereignete sich in der Region Akkar im Norden des Landes. Militär- und Sicherheitskreisen zufolge war die Armee gerade dabei, in der Stadt Altalil Benzin an Einwohner aus einem beschlagnahmten Treibstofftank zu verteilen, der von Schwarzmarkthändlern versteckt gewesen sei.
Über 190 Tote bei Explosion vor einem Jahr
Vor gut einem Jahr waren bei einer gewaltigen Explosion im Hafen von Beirut mehr als 190 Menschen getötet und rund 6.000 verletzt worden. Die Hinterbliebenen sprechen sogar von 218 Todesopfern. Große Teile des Hafens und der anliegenden Wohngebiete wurden zerstört. Die Detonation soll durch große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die über Jahre ungesichert im Hafen gelagert wurden. Die genauen Umstände sind noch immer unklar.
Der Libanon leidet seit fast zwei Jahren unter der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Die Regierung kann Kredite nicht mehr bedienen, große Teile der Bevölkerung sind in Armut abgerutscht. Die Inflationsrate liegt bei 120 Prozent, für Lebensmittel noch höher. Die Währung hat mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren.
Libanon politisch gelähmt
Die Lage hat zu einer dramatischen Versorgungskrise geführt, die sich in den den vergangenen Tagen weiter verschärft hat. Unter anderem fehlt es an Treibstoff für Stromproduktion und Verkehr. Am Samstag bildeten sich vor geschlossenen Tankstellen lange Schlangen frustrierter Autofahrer, die über Stunden vergeblich darauf warteten, tanken zu können. Seit Wochen müssen die Menschen im Land täglich über Stunden ohne Strom auskommen. In Apotheken mangelt es an lebenswichtigen Medikamenten.
Zugleich ist der Libanon politisch gelähmt. Die Regierung war kurz nach der Explosion im Beiruter Hafen zurückgetreten und ist nur noch geschäftsführend im Amt. Wegen eines monatelangen Machtkampfs konnte noch immer kein neues Kabinett gebildet werden. Libanons politische Elite sieht sich schweren Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.
- Eigene Recherchen
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters