Nach Vorstoß von Markus Söder "Zu früh": Lauterbach kritisiert Ende der Impfpriorisierung
Astrazeneca und Johnson & Johnson sind bereits für alle Erwachsenen freigegeben. Jetzt sollen die anderen Impfstoffe folgen – zwei Bundesländern preschen vor.
Bayern und Baden-Württemberg wollen nächste Woche die Priorisierung für alle Corona-Impfstoffe bei Hausärzten aufheben. SPD-Gesunheitsexperte kritisierte im Interview mit dem Fernsehsender RTL die Entschiedung als "zu früh". "Ein großer Fehler wäre, dass wir jetzt diejenigen impfen, die besonders gut drängeln oder besonders gut darin sind, sich Termine zu organisieren, um in den Urlaub fahren zu können", so Lauterbach.
In Baden-Württemberg dürfen bereits ab Montag Hausarztpraxen alle bisher verfügbaren Corona-Impfstoffe verimpfen – ohne Rücksicht auf die vorgegebene Priorisierung, teilte das Sozialministerium des Landes mit.
In Bayern werde dies "im Laufe der nächsten Woche" passieren, sagte Markus Söder am Mittwoch nach einer CSU-Fraktionsklausur im Landtag in München. Die Ärzte brauchten noch etwas Zeit, sich vorzubereiten, so Söder.
Gefährdete Menschen nicht vergessen
In den Impfzentren wird es aber in beiden Bundesländern bei dem bisherigen Verfahren mit Priorisierungen bleiben, damit dort Menschen mit hohem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf oder mit hohem Ansteckungsrisiko auf jeden Fall zuerst geimpft werden, so das Sozialminitserium Baden-Württembergs.
Lauterbach mahnte, dass Menschen, die besonders durch das Coronavirus gefährdet, durch die Aufhebung der Priorisierung noch länger ohne Impfung bleiben könnten. "Wir haben noch immer eine Impfstoffknappheit. Man darf nicht vergessen, es sind über 60 Prozent, also fast 2/3 der Bevölkerung, in Deutschland überhaupt nicht geimpft", so Lauterbach.
Bundesweit sind bislang lediglich die Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson unabhängig von der Priorisierung freigegeben. Für die anderen Impfstoffe hatte dies der Bund für Juni in Aussicht gestellt.
- Nachrichtenagnetur dpa
- RTL: Karl Lauterbach: "Es ist zu früh, die Impfpriorisierung aufzuheben"