Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Mitten in der dritten Welle Ab nach Malle? "Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch richtig"
Während die dritte Welle der Corona-Pandemie über Europa hereinbricht, sind die Flüge nach Mallorca ausgebucht. Eine verdiente Auszeit für viele Deutsche – oder verantwortungsloser Irrsinn?
Mallorca ist kein Risikogebiet mehr – und sofort erlebt die beliebte Urlaubsinsel einen Touristenansturm. "Ich würde trotzdem nicht jedem empfehlen, jetzt dahin zu reisen", sagte CDU-Chef Armin Laschet am Dienstag. Mallorca-Urlaub ist also erlaubt, aber verwerflich?
Mit seiner Aussage sorgte der NRW-Ministerpräsident nicht nur bei vielen Menschen für Verwirrung. Er befeuerte auch eine immer lauter werdende Debatte:
Ist es in Ordnung, trotz der aktuellen Corona-Lage in den Mallorca-Urlaub zu reisen?
Wir sollten es jedem gönnen
Eigentlich ist es doch ganz einfach: Mallorca ist kein Risikogebiet mehr. Wer daher in den nächsten Wochen auf die Lieblingsinsel der Deutschen fliegen möchte, sollte das ohne Moralapostel im Rücken tun können. Das "Malle" wie wir es kannten gibt es doch ohnehin nicht mehr. Uns erwartet keine Welcome-back-Party am Ballermann und auch keine warme Corona-Umarmung von Mickie Krause.
Stattdessen gelten, wie in Deutschland auch, strikte Regeln. Reisende müssen sich vor dem Abflug testen lassen. Damit ist der Hinweg im Flieger mit Maske und Luftfilteranlage corona-konformer als manche Fahrt in Bus und Bahn. Für Gastronomie- und Hotelbranche gelten ebenfalls strenge Regeln, verbunden mit hohen Strafzahlungen. Wenn das Hygienekonzept stimmt – warum sollen sie nicht endlich wieder mit vollen Kassen belohnt werden? Die Armut auf der Touristeninsel ist stark gestiegen.
Ein weiterer Punkt wird in der Debatte über den Mallorca-Urlaub mal wieder vergessen: psychische Gesundheit. Dabei kennt jeder jemanden, dem es mental schlecht geht – oder aber man selbst gehört dazu: der ewige Lockdown, die erneut steigende Zahl der Neuinfektionen, die Negativschlagzeilen schlagen aufs Gemüt. Da sollten wir es doch jedem, der bei Einhaltung aller Regeln die Möglichkeit hat, gönnen, dem Corona-Horror ein paar Tage entfliehen zu können. Ab in die Sonne und an die frische Meeresluft. Beides stärkt nicht nur das Immunsystem, sondern auch die mentale Gesundheit.
Ein viel zu großes Risiko
Vor genau einem Jahr hielt Kanzlerin Angela Merkel ihre Jahrhundert-Rede: "Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt", sagte sie da. Jetzt sind die Osterferienflieger nach Mallorca ausgebucht. Die Zeit der Solidarität in Deutschland ist offenbar vorbei.
Während sich die dritte Corona-Welle immer höher vor uns aufbaut, fliegt gefühlt die halbe Republik nach "Malle". Ja, wir alle sind Lockdown- und Corona-müde. Die Pandemie liegt wie ein bleierner Nebel über der Republik, wie verlockend sind da ein paar Tage unter der Sonne Spaniens? Und der am Boden liegenden Wirtschaft der Insel tut das ja auch gut, oder?
Ja, aber wir alle wissen, was dann passiert. 2020 war es Après-Ski in Ischgl, das halb Europa zum Corona-Hotspot werden ließ. Auch wenn spanische Hoteliers und Gastronomen ihr Möglichstes tun werden, um die Ferieninsel Corona-sicher zu machen, bleibt ein viel zu großes Rest-Risiko.
In Deutschland dürfen Hotels und Restaurants genau aus diesem Grund nicht aufmachen. Wir sollten uns daher noch einmal an die Worte der Kanzlerin erinnern. Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch richtig. Und solidarisch ist es auf jeden Fall nicht, jetzt in die Ferne zu fliegen und neue Corona-Mutanten so möglicherweise weiter zu verbreiten – sowohl in Spanien als auch später in der Heimat.
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