Im Süden und Westen Deutschlands Hochwassergefahr steigt – Schifffahrt eingeschränkt
Im Süden und Westen steigt die Hochwassergefahr, im Norden sorgt der Wintereinbruch für Chaos im Verkehr. Der Neuschnee verführte hingegen einige Großstädter zum Gruppenrodeln.
Tauwetter und Regen lassen im Süden und Westen Deutschlands die Hochwassergefahr steigen. Auf dem Rhein bei Karlsruhe wurde wegen des Hochwassers die Schifffahrt eingestellt. Am Samstagmorgen hatte der Rhein einen Wasserstand von mehr als 8 Metern, wie die Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) Baden-Württemberg mitteilte. Die Experten rechnen damit, dass das Wasser in Maxau noch bis Samstagabend auf bis zu 8,30 Meter steigt.
Auch an der Mosel wird weiter vor steigenden Wasserständen gewarnt. Der Fluss war bereits an einigen Stellen über die Ufer getreten und hatte Straßen überflutet.
In Köln erreicht der Rhein am Samstagmittag mit 6,20 Metern die Hochwassermarke 1. Für die Schifffahrt gelten ab diesem Wasserstand erste Einschränkungen. Schiffe dürfen nur noch mit verminderter Geschwindigkeit und im mittleren Stromdrittel fahren. Über die Treppen des gesperrten Rheinboulevards schwappte bereits das Wasser. Hier lesen Sie mehr zu der Lage in Köln.
Schlauchboot kentert wegen Hochwasser – drei Verletzte
Im nördlichen Rheinland-Pfalz kenterten vier Männer mit ihrem Schlauchboot auf der Nister, einem Nebenfluss der Sieg. Das Hochwasser hatte für eine starke Strömung gesorgt. Drei Männer wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht, der Vierte blieb unverletzt.
Auch im Südwesten ließen Tauwetter und Regen das Rhein-Hochwasser am Samstag weiter steigen. Der Pegel in Speyer erreichte am Vormittag einen Stand von 6,06 Metern – für Sonntag erwartet das Hochwassermeldezentrum in Mainz einen Höchststand von 7,75 Metern. In Koblenz wurden am Samstag 4,99 Meter registriert. Am Pegel Mainz werde die Meldehöhe von 5,50 Metern voraussichtlich am Sonntagmorgen überschritten, teilte das Meldezentrum mit. Dort wird der höchste Wasserstand in der Nacht zum Dienstag mit bis zu 6,40 Metern erwartet; am Samstag waren es 4,48 Meter.
Teil chaotische Verhältnisse auf den Straßen
Auf den Straßen kam es zu Glätte-Unfällen, in Sachsen starb eine 37-Jährige, als ihr Auto nahe Reichenbach auf der verschneiten Bundesstraße 6 in einer Kurve in den Gegenverkehr geriet. In Schleswig-Holstein gab es besonders viele Unfälle in den Bereichen Lauenburg und Stormarn, in Mecklenburg-Vorpommern auf der A19 geriet zwischen Waren und Röbel ein Kleintransporter ins Schleudern und kam von der Fahrbahn ab. Im gesamten Landkreis Peine in Niedersachsen sorgte der plötzliche Wintereinbruch für teils chaotische Verhältnisse auf den Straßen, wie die Polizei mitteilte.
Starker Schneefall sorgte auch in Bremen für schwierige Straßenverhältnisse und lange Staus. Die Polizei rückte bis in die Nacht zu über 130 Verkehrsunfällen aus. Auf vielen Straßen blieb der Schnee liegen – zur Freude vieler Kinder, die in Bremen und Umgebung erstmals in diesem Winter ihre Schlitten einsetzen konnten.
Wintereinbruch legt Bahnverkehr im Norden lahm
In weiten Teilen Norddeutschlands legte ein Wintereinbruch in der Nacht zum Samstag den Fernverkehr der Deutschen Bahn lahm. Der nationale Bahnverkehr wurde zusätzlich durch eine Weltkriegsbombenentschärfung in der Innenstadt von Göttingen beeinträchtigt. Betroffen war die wichtige Nord-Süd-ICE-Strecke.
In den frühen Morgenstunden waren laut Bahn einige Städte nicht mit dem Fernverkehr erreichbar gewesen, darunter Bremen, Kiel, Lübeck und Westerland auf Sylt. Auf Strecken wie Hannover-Bremen, Hamburg-Bremen sowie Hamburg-Hannover war der Fernverkehr vorübergehend eingestellt. Im Laufe des Samstagmorgens lief alles aber wieder an. Der Bahnverkehr laufe wieder störungsfreier, sagte eine DB-Sprecherin. Nur vereinzelt komme es noch zu Verspätungen.
Winterzauber in Berlin, Hamburg und Bremen
In Städten wie Berlin, Hamburg und Bremen gab es auch Freude und trotz Corona Rodler. In Hamburger Parks lockte sonnig-winterliches Wetter am Samstag viele Familien zum Rodeln. Dabei wurde der Corona-Mindestabstand häufig nicht eingehalten, wie die Polizei am Mittag mitteilte. "Die Menschen rodeln teilweise auf sehr engem Raum", sagte ein Polizeisprecher. Der Schanzenpark wurde deshalb sogar gesperrt; hier zählte man ungefähr 400 Menschen.
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Auch in Berlin war es weiß. Das Brandenburger Tor und die Siegessäule sahen nach Winterzauber aus. Im Volkspark Friedrichshain rodelten einige. Die Polizei rief in Durchsagen dazu auf, Masken zu tragen und Abstand zu halten. Im Park am Planetarium am Insulaner in Schöneberg schritt die Polizei ein. Es sei zu voll, sagte eine Beamtin. Im Harz zeigten Appelle, wegen Corona auf Tagesausflüge besser zu verzichten, anscheinend Wirkung. An den beliebten Winterorten im Oberharz in Niedersachsen ging es trotz Neuschnees im Vergleich zu vorherigen Wochenenden eher ruhig zu. Die Parkplätze seien zwar voll, aber es gebe keine chaotischen Zustände, sagte ein Sprecher der Polizei Goslar am Samstag.
- Nachrichtenagentur dpa