"Seit zehn Jahren keinen Kontakt" Was über den Amokfahrer von Trier bislang bekannt ist
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In der Innenstadt von Trier überfährt ein Mann gezielt Passanten. Ermittler stehen vor einem Rätsel: Was ist der Auslöser dieser Wahnsinnstat? Eine Spurensuche im Umfeld des mutmaßlichen Täters.
Update 7.40 Uhr: Laut Polizei hat der Täter bis Mittwochfrüh eine Aussage gemacht. Zu den Details der Aussage machte der Polizeisprecher bisher keine Angaben.
51 Jahre alt, in Trier geboren und wohnhaft. Das sind die Eckdaten, die über den mutmaßlichen Amokfahrer von Trier bislang bekannt sind. Was Bernd W. jedoch dazu trieb, am Dienstag gegen Mittag mit einem SUV durch die Fußgängerzone in der Altstadt zu rasen und gezielt Passanten zu überfahren, lässt die Ermittler wie die schockierte Bevölkerung derzeit rätseln.
Im Netz hinterließ der 51-Jährige in den vergangenen Jahren wenig offensichtliche Spuren. Und auch sonst zog er sich weitgehend zurück. Das "Like" auf seiner Facebook-Seite für den Sportschützenverein Igel? "Er war seit Jahren nicht mehr bei uns", sagt Vereinsvorsitzender Ludwig Modert. "Er kam früher ab und an zu uns auf die Anlage, aber er war kein aktiver Schütze und hatte auch keine Waffe."
"Wir wollen mit ihm nichts zu tun haben"
Wer ihn häufig zu sehen bekam, waren die Betreiber einer Dönerbude unweit seines Elternhauses im Trierer Stadtteil Zewen. "Montag war er auch da, heute nicht", sagt eine Mitarbeiterin. Was er arbeitete, wisse sie nicht.
Eine nahe Verwandte stöhnt beim Anruf des Reporters auf: "Wir hatten seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr mit diesem Menschen, wir wollen mit ihm nichts zu tun haben." Da war die Mutter des Trierers gestorben, mit der er in einem Haus gelebt hatte.
Nach dem Verkauf des elterlichen Hauses änderte sich sein Leben. Laut "Focus" erzählt ein Nachbar, dass W. seither offenbar zumindest zeitweise in einem Range Rover lebte. Das Auto, mit dem er am Dienstag Tod und Leid über die Menschen in Trier brachte. Der Wagen gehörte nicht ihm selbst, teilte die Polizei mit. Ein Bekannter habe es ihm überlassen.
Laut Polizei war W. bisher nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Seine alten Facebook-Postings legen nahe, dass er ein gestörtes Verhältnis zu Polizei und Justiz hatte. Über die Kripo in Trier schrieb er: "Letzte Einrichtung Deutschlands Helfen nicht wenn nötig". Über das Trierer Amtsgericht schrieb er 2015 "Super Irren Haus. Lassen Dokumente und Grundbuch Briefe verschwinden." Er sei um 1,5 Millionen Euro beraubt worden. Damals wollte er auch von der Staatsanwaltschaft Trier per Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz "alle Schreiben zu meiner Person" haben.
- Eigene Recherchen