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Coronavirus: Medizinstudenten machen sich als Krisenhelfer bereit


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Medizinstudenten machen sich als Krisenhelfer bereit


Aktualisiert am 18.03.2020Lesedauer: 4 Min.
Amandeep Grewal aus Reutlingen hat die Initiative "Medis vs. COVID-19" gegründet: Medizinstudenten sollen über die Plattform die Hinweise finden, wo in der Krise Helfer gebraucht werden.Vergrößern des Bildes
Amandeep Grewal aus Reutlingen hat die Initiative "Medis vs. COVID-19" gegründet: Medizinstudenten sollen über die Plattform die Hinweise finden, wo in der Krise Helfer gebraucht werden. (Quelle: Privat)

Was, wenn sich die Lage in den Krankenhäusern wegen des Coronavirus dramatisch zuspitzt? In Deutschland und Österreich organisieren sich Medizinstudenten, um als Notreserve einzuspringen.

"Ich habe überlegt, wie ich mich einbringen kann, wenn es schlimmer wird": Amandeep Grewal, Medizinstudent aus Reutlingen, fand aber keine Informationen und keine Plattform. Also legte der 25-Jährige eine Facebook-Gruppe an: "Medis vs. COVID-19": Nach gut 24 Stunden hatte sie 4.000 Mitglieder, die sich darüber austauschen, wie sie helfen können. Am Dienstagabend ging dazu auch eine Internetseite online: medis-vs-covid19.de. Wege zum Helfen und Klinikgesuche sollen dort verbreitet werden. Und mit dem Notfallplan für Krankenhäuser haben Bund und Länder gerade beschlossen, Intensivkapazitäten zu verdoppeln und Hallen, Hotels sowie Reha-Stationen zu Behandlungszentren für leichtere Fälle umzurüsten.


Die Studenten-Initiative ist nicht die einzige Plattform, die da noch sehr wichtig werden könnte: Timo Curdt vermittelt mit seinem Unternehmen OP-Rufdienst GmbH gezielt Medizinstudenten an Kliniken. "Wir können keine Armee von 10.000 Studenten losschicken", sagt er t-online.de, "aber wir können liefern, wenn Kapazitäten in Kliniken erschöpft sind."

"Unfassbar viele Neuregistrierungen"

Das Unternehmen pflegt seit zehn Jahren eine Datenbank mit Medizinstudenten. Bescheinigungen und Impfstatus sind überprüft und berufliche Erfahrungen erfasst. So sollen passend auf Anforderungen Studenten vermittelt werden und Einsätze arbeitsrechtlich wasserdicht gestaltet sein. Für Personaler in Kliniken sei das eine große Erleichterung. "Sollte es angesichts der aktuellen Situation zu drastischen Personalengpässen kommen, wenn es sehr dramatische Verhältnisse geben sollte, dann wird sicher alles gehen und Regularien spielen keine Rolle mehr. Aber daran glaube ich nicht. Die Krise ist nur vorübergehend und die Kliniken sind gut vorbereitet."

Am Sonntag hatte Curdt einen Aufruf gestartet. Ergebnis: "Wir haben unfassbar viele Neuregistrierungen". Fünf Mitarbeiter arbeiten in Sonderschichten daran. Manche Studenten hinterlegen komplette Profile mit diversen Unterlagen, andere zunächst nur die E-Mail-Adresse, um weiter informiert zu werden.

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Curdt hat im Moment alle Szenarien vor Augen: "Es kann sein, dass wir in nächster Zeit außerordentlich gefragt sind. Oder, dass wir zwei, drei Monate deutlich weniger zu tun haben." Derzeit stornierten die Kliniken eher Vermittlungen, weil sie aktuell nur auf eigenes bekanntes Personal setzten. Fast alle Kliniken sind Lehrkrankenhäuser und haben auch einen Pool von Studenten, die dort tätig sind. Der ist zwar oft überschaubar, und ein Großteil der fast 100.000 Medizinstudenten in Deutschland ist nun vielfach wegen der Semesterferien und der geschlossenen Unis an anderen Orten. In den meisten Krankenhäusern sei es aber auch "vergleichsweise entspannt, geplante OPs werden abgesagt, um Intensivbetten frei zu bekommen."

Söder-Aufruf, aber keine weiteren Infos

Dieses Szenario hat eindringlich der italienische Arzt Daniele Macchini aus Bergamo beschrieben, ehe dort der Sturm losgebrochen ist. Er schrieb von "nicht enden wollenden Schlachten", schilderte das Improvisieren, um immer mehr Menschen irgendwie zu versorgen, während zugleich Personal erkrankt ausfällt. "Wenn Ärzte, Pfleger und Helfer ausfallen, müssen andere sie möglichst schnell ersetzen", sagt Curdt.

An derartige Notlagen hat Amandeep Grewal gedacht, als er mit Ahmed Abdel Rahman aus Göttingen "Medis vs. COVID-19" gründete. Beide studieren an der Comenius-Universität im slowakischen Bratislava Medizin. Sie hatten den Aufruf von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gesehen, dass Studenten sich melden sollen – und keine weiteren offiziellen Informationen gefunden, wie das gehen soll. "Wir haben überlegt, wie wir Kliniken und Medis zusammenbringen. Da kommt man dann im Zweifelsfall mit Immatrikulationsbescheinigung und Studentenausweis hin. In Italien hat bestimmt niemand Zeit, diverse Dokumente zu prüfen."

"Alle Medizinstudenten werden von uns wissen"

In der Gruppe werden Informationen gepostet, wo welches Krankenhaus Verstärkung sucht. Bereits jetzt werden dort etwa auch Angebote gepostet von Gesundheitsämtern, die für Coronavirus-Hotlines medizinisch ausgebildete Hilfe suchen. Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V. ist nach eigenen Angaben in Kontakt mit dem Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, um ein System dafür zu entwickeln, wie sich Studenten bei den lokalen Gesundheitsämtern einbringen können.

Die "Medis vs Covid19" sind mit ihrer Internetseite schon online, um Gesuche und Arbeitsmodelle strukturiert mit Karte darzustellen. "Dann müssen die Krankenhäuser uns nur noch kennen und informieren. Alle Medizinstudenten werden in zwei, drei Tagen von uns wissen." Außerdem hoffen die Initiatoren, dass sich auch offizielle Stellen etwa aus dem Ministerium melden, damit man sich abstimmen kann.

Auch für Österreich und Schweiz

Den OP-Rufdienst kannte er nicht, bis der Link sehr früh in der Gruppe gepostet wurde. "Wenn die Vermittlungen anbieten und wir auch Angebote und Leute zusammenbringen, werden noch mehr Menschen helfen können. Wir ziehen alle an einem Strang." Das Organisationsteam der Gruppe ist auf acht Studierende gewachsen, auch Österreicher und Schweizer sind dabei. Für Österreich gibt es auch eine Gruppe, die am Mittwochmorgen auf rund 2.000 Mitglieder kam. "Die Bereitschaft der Leute ist groß, sich einzubringen. Wir hoffen dabei auch sehr darauf, dass die Politik Bedingungen schafft, dass es auch überall ausreichend Schutzmaterial gibt."

Für die Initiative findet auch Curdt Lob: Es ist "sehr gut, wenn auch da noch etwas entsteht und sich Leute organisieren". Social Media spiele lokal eine große Rolle für Kliniken und Medizinstudenten. "Jede Hand zählt, wenn es zum Ernstfall kommt."

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