"Null Toleranz"-Politik Papst erlässt Meldepflicht für Missbrauchsfälle
Der Papst reagiert auf die Kritik, er tue nicht genug gegen Missbrauch in der Kirche. Nun veröffentlicht der Pontifex neue Anweisungen – und die betreffen dieses Mal die ganze Kirche.
Im Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche hat Papst Franziskus eine Meldepflicht für Geistliche erlassen. Priester und andere Mitglieder des Klerus müssen demnach jeden Verdachtsfall und jede versuchte Vertuschung eines sexuellen Missbrauchs der Kirche melden, wie aus einem Dekret des Papstes hervorgeht. Alle Diözesen weltweit müssen zudem bis Juni 2020 ein öffentlich leicht zugängliches Meldesystem für Anzeigen einrichten.
Information soll unverzüglich erfolgen
Das Dekret des Papstes unter dem Titel "Ihr seid das Licht der Welt" schreibt unter anderem vor, dass alle Kleriker und Ordensleute "unverzüglich" alle Informationen über Missbrauch, von denen sie erfahren, der zuständigen kirchlichen Autorität melden müssen. Wenn es beim Umgang mit Missbrauchsfällen zu Versuchen kommt, die Tat zu vertuschen oder den Täter zu decken, muss auch dies gemeldet werden.
Wie die Meldesysteme der Diözesen genau aussehen sollen, schreibt der Papst in seinem "Motu Proprio" genannten Schreiben nicht vor. Darüber sollen die Ortskirchen "gemäß den verschiedenen Kulturen und örtlichen Gegebenheiten" selbst entscheiden.
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Die katholische Kirche wird seit Jahren von Missbrauchsskandalen erschüttert. Ende März hatte der Papst bereits ein umfassendes Gesetz für den Vatikan erlassen. Es verpflichtet bereits jeden Mitarbeiter des Vatikanstaats und der Kirchenverwaltung, der von einem Missbrauchsfall erfährt, diesen sofort zu melden. Die neuen Regeln gelten nun für die gesamte katholische Kirche.
Bei einem internationalen Krisengipfel im Vatikan hatte der Papst im Februar "konkrete und wirksame Maßnahmen" der katholischen Kirche gegen sexuellen Kindesmissbrauch gefordert. Das nun erlassene Dekret ist ein Ergebnis des Gipfels.
- Nachrichtenagentur AFP