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Brand in Notre-Dame: Zu Asche, zu Staub – zu neuem Glanz?


Niedergebrannte Wahrzeichen
Zu Asche, zu Staub – zu neuem Glanz?

Von t-online, js

Aktualisiert am 16.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Das Weiße Haus: Sein heutiges Aussehen bekam es erst nach dem Brand 1814.Vergrößern des Bildes
Das Weiße Haus: Sein heutiges Aussehen bekam es erst nach dem Brand 1814. (Quelle: Matt H. Wade/CC BY-SA 3.0)

Schon etliche internationale Wahrzeichen gingen in Flammen auf. Mal überließ man sie der Zerstörung, mal wurden sie wieder aufgebaut – der Umgang mit ihnen erzählt etwas über das Geschichtsverständnis.

In Paris ist die Entscheidung bereits gefallen: Die Kathedrale Notre-Dame, die am Montagabend durch einen Brand im Dach schwer beschädigt wurde, wird wieder aufgebaut. Das versprach Frankreichs Präsident Emmanuel Macron unmittelbar nach dem Brand. Für die Restauration wird bereits Geld gesammelt. Die Kathedrale ist zu bekannt, zu wichtig als Magnet für Touristen und als Identitätssymbol für die Franzosen.

Offen ist allerdings, in welcher Form Notre-Dame aufgebaut wird. Dafür gibt es unterschiedliche Vorbilder in der Geschichte:

Ein Gebäude originalgetreu zu rekonstruieren, ist ein Weg. Es anzupassen, zu verändern und damit zu markieren, dass Erinnern nicht gleichbedeutend ist mit Konservieren, ist ein anderer. Und auch das komplette Verschwinden eines Gebäudes kann eine bestimmte Form des Umgangs mit Vergangenheit bedeuten.

Verschwunden und zur Legende geworden

Manche Gebäude existieren nur noch in Geschichtsbüchern, man kennt sie vor allem dafür, dass sie abgebrannt sind. Auch wenn gar nicht klar ist, ob sie wirklich durch ein Feuer zerstört wurden. Die Bibliothek von Alexandria in Ägypten etwa, die bedeutendste Bibliothek ihrer Zeit und bis heute der Inbegriff für den Umgang mit Wissen in der Antike.

Sie soll gebrannt haben, als Julius Cäsar die Stadt belagerte, aber auch das ist umstritten. Sicher ist: Sie wurde irgendwann zerstört. Doch wann genau und wie genau, ist in der Geschichtswissenschaft immer noch umstritten. Man weiß bis heute nicht einmal sicher, wo sie stand. Aber die Geschichten über den Feuertod des Weltwissens hat sich gehalten.

Wandel mit dem Wandel der Zeit

Die noch jungen Vereinigten Staaten schlugen die Kolonialmacht Großbritannien 1789 nach einem zehrenden Krieg. Die Vereinigten Staaten von Amerika waren nun wirklich unabhängig. Aber kein Vierteljahrhundert später, 1812, kam es erneut zum Krieg zwischen den beiden Ländern. Im August 1814 legten die Briten in der jungen Hauptstadt Washington, D.C. Feuer und brannten dabei unter anderem zwei ikonische Gebäude nieder: das Kapitol, Sitz des Parlaments; und das Weiße Haus, das damals "Presidential Mansion" hieß.

Beide Gebäude wurden wiederaufgebaut und im Laufe der Zeit immer wieder erweitert. Nicht unbedingt mit einem bestimmten Ziel, sondern auch Pragmatismus. Die USA wuchsen, die Sitze ihrer Macht wandelten sich mit. Ihr heute bekanntes Aussehen bekamen sie erst über die Jahre.

Geschichte, in Essig konserviert

Ein ganz anderer Umgang zeigt sich beim Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden: Sie wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben und Feuer zerstört und nach Jahrzehnten als Ruine bis 2005 originalgetreu wieder aufgebaut, zu relevanten Teilen sogar mit den ursprünglich verbauten Steinen. Die originalgetreue Rekonstruktion bewahrt das Bild eines Monuments, es erlaubt das Konservieren eines ganz bestimmten Aussehens. Kritiker sehen darin den Versuch, die Welt in Essig einzulegen und die Weigerung, Veränderungen zu akzeptieren.

Wiederaufbau als Botschaft

In der Nacht auf den 28. Februar 1933, kurz vor der Reichstagswahl, brannte der deutsche Reichstag. Am nächsten Tag erließ der Reichspräsident Paul von Hindenburg eine Notverordnung, in der er die Grundrechte außer Kraft setzte. Es war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur totalitären Diktatur der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler. Das Gebäude wurde über die Zeit wieder instand gesetzt.


Von 1993 an wurde er umgebaut. Über dem Plenarsaal befindet sich jetzt eine begehbare gläserne Kuppel als Symbol für Transparenz, keine undurchsichtige Haube mehr wie früher. Mit dem Wiederaufbau wurde dem Gebäude eine neue Bedeutung gegeben und auch baulich ausgedrückt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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