"Das Schlimmste wurde verhindert" Feuerwehr bringt Brand in Notre-Dame unter Kontrolle
Nach stundenlangen Löscharbeiten:
Nach dem schweren Brand in der Pariser Kathedrale von Notre-Dame will Frankreich das berühmte Wahrzeichen wieder instand setzen. "Wir werden Notre-Dame wieder aufbauen", sagte Staatschef Emmanuel Macron am späten Montagabend. "Denn das ist es, was die Franzosen erwarten".
Das Feuer kurz vor Ostern verwüstete den Sakralbau im Herzen der französischen Hauptstadt, der Dachstuhl stand lichterloh in Flammen. Am frühen Dienstagmorgen erklärte die Feuerwehr den Brand für "unter Kontrolle und teilweise gelöscht", wie die französischen Medien berichteten. Es gebe lediglich noch einzelne Glutnester, sagte Feuerwehrsprecher Gabriel Plus. Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt, bislang wird dabei die Spur eines Unfalls verfolgt. Das Feuer sorgte weltweit für Entsetzen.
Es war am Montagabend ausgebrochen, über Stunden schlugen Flammen in den Himmel. Der kleine Spitzturm in der Mitte des Dachs brach zusammen. Das genaue Ausmaß der Zerstörungen war in der Nacht noch nicht bekannt. Macron sagte aber, das Schlimmste sei verhindert worden, denn die Fassade und die beiden Haupttürme seien nicht zusammengestürzt.
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"Man kann annehmen, dass die Struktur von Notre-Dame gerettet und in ihrer Gesamtheit bewahrt ist", sagte Feuerwehrchef Jean-Claude Gallet. Zuvor war die Feuerwehr zeitweise "nicht sicher" gewesen, ob sie die Ausbreitung des Feuers aufhalten kann.
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Der gesamte Dachstuhl stehe in Flammen, hatte zwischenzeitlich der Sprecher der Kathedrale, André Finot, gesagt. "Alles steht in Flammen, außer der Hülle wird nichts bleiben." Man müsse schauen, ob das Gewölbe der Kathedrale noch zu retten sei.
Von Brandstiftung ist bislang nicht die Rede.
Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen unbeabsichtigter Zerstörung durch Feuer ein – das heißt: von Brandstiftung ist bislang nicht die Rede. Nach ergänzenden Medienberichten könnte der Brand mit Bauarbeiten auf dem Dach der Kirche zusammenhängen. Die Staatsanwaltschaft nahm zu solchen Berichten zunächst keine Stellung. Die Ermittler begannen in der Nacht, die Arbeiter der Baustelle zu befragen, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Auf dem Dach hatten die Bauarbeiter ein Gerüst angebracht.
Nach Angaben des Innenministeriums war die Feuerwehr mit Hunderten Einsatzkräften vor Ort. Medienberichten zufolge wurde ein Feuerwehrmann bei den Löscharbeiten schwer verletzt.
Eine der wichtigsten Reliquien der katholischen Kirche ist aus der brennenden Kathedrale gerettet worden. Es handele sich dabei um die Dornenkrone, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll, sagte Patrick Chauvet, Direktor der Kathedrale. Sie gilt als eine der wertvollsten Reliquien, die in der Kathedrale aufbewahrt werden, wie es auf der Website von Notre-Dame heißt. Die Flammen hätten den Kirchenschatz nicht erreicht.
"Epizentrum unseres Lebens"
Die französische Milliardärsfamilie Pinault hat 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau der von Flammen verwüsteten Kathedrale Notre-Dame versprochen. Das gab in der Nacht auf Dienstag François-Henri Pinault bekannt, der Chef des Luxusmodekonzerns Kering (Gucci, Saint Laurent, Balenciaga). Er und sein Vater François Pinault hätten beschlossen, 100 Millionen Euro aus der Familien-Finanzholding Artemis für den Wiederaufbau der weltberühmten Kathedrale bereitzustellen.
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Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hatte zuvor versichert, dass Notre-Dame wieder aufgebaut wird. "Wir werden Notre-Dame wieder aufbauen", sagte Macron am späten Abend am Ort des Geschehens. Das Schlimmste sei bei dem Brand verhindert worden, denn die Fassade und die beiden Haupttürme seien nicht zusammengestürzt. Der Kampf gegen das Feuer sei aber noch nicht vollständig gewonnen. Mit Blick auf das historische Bauwerk sagte der 41-Jährige: "Es ist das Epizentrum unseres Lebens."
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Macron zeigte sich betroffen und sagte eine für den Abend geplante wichtige Fernsehansprache ab. "Notre-Dame von Paris den Flammen ausgeliefert. Emotion einer ganzen Nation", teilte der Präsident auf Twitter mit. Wie alle Franzosen sei er an diesem Abend traurig, "diesen Teil von uns brennen zu sehen". Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo spricht von einem "fürchterlichen Brand".
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Notre-Dame ist eine der Pariser Top-Touristenattraktionen und wird jährlich von Millionen von Menschen besucht. Die Kathedrale steht im Herzen der Stadt auf der Seine-Insel Île de la Cité, die wegen des Brandes von den Sicherheitskräften abgeriegelt wurde. Es wurde eine Veranstaltungshalle geöffnet, um Anwohner aufzunehmen.
"Wir sind heute alle bei Paris"
Auch außerhalb von Frankreich sorgt der Brand für Entsetzen und Bestürzung. "Notre-Dame von Paris ist Notre-Dame von ganz Europa", schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk auf Twitter. "Wir sind heute alle bei Paris." Auch die Bundesregierung zeigte sich bestürzt. Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte im Namen von Kanzlerin Angela Merkel: "Es tut weh, diese schrecklichen Bilder der brennenden Notre-Dame zu sehen." Er fügte hinzu: "Notre-Dame ist ein Symbol Frankreichs und unserer europäischen Kultur. Mit unseren Gedanken sind wir bei den französischen Freunden."
Auch Trump reagiert
Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) teilte mit, er hoffe, dass es der Feuerwehr rasch gelingt, den Brand einzudämmen und das Wahrzeichen zu retten. Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber sprach auf Französisch von einer "tiefen Traurigkeit" angesichts der "furchtbaren Bilder" aus Paris: "Aus ganzem Herzen mit den Französinnen und den Franzosen."
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Auch US-Präsident Donald Trump reagierte bestürzt. Bei einem Besuch im US-Bundesstaat Minnesota sprach er von einem "schrecklichen Feuer" in einem Ausmaß, das selten jemand gesehen habe. Die Kathedrale sei einer der größten Schätze auf der Welt, großartiger als fast jedes Museum auf der Welt, sagte Trump. "Sie ist Teil unserer Kultur. Sie ist Teil unseres Lebens." Es gebe wahrscheinlich keine andere Kathedrale wie diese auf der Welt.
Historisches Bauwerk
Die Geschichte der Kathedrale reicht bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Fast 200 Jahre vergingen bis zur Fertigstellung. Die Dimensionen der im gotischen Stil konstruierten und der Jungfrau Maria geweihten Kirche mit ihren beiden majestätischen Türmen sind gewaltig: 127 Meter lang, 40 Meter breit. Das Kirchenschiff misst bis zu 33 Meter in der Höhe, die beiden Türme an der Front 69 Meter. Der Spitzturm auf dem Dach erreicht sogar 96 Meter. Mit seinem 1831 erschienenen Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" verewigte Victor Hugo die Kathedrale.
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Viele Meter lang standen die Touristen täglich vor dem Gebäude Schlange. Seit den islamistischen Terroranschlägen, die Frankreich in den vergangenen Jahren heimgesucht hatten, wird die Kathedrale von Soldaten bewacht.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP