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So trocken wie nie
Der Sommer ist weg – die Dürre hat sich noch verschärft


Aktualisiert am 22.09.2018Lesedauer: 3 Min.
"Außergewöhnliche Dürre": Dürremonitor vom 19. September. Die Lage hat sich nach Ende der Hitze weiter verschärft, der Regen am Wochenende verbessert die Lage wenig.Vergrößern des Bildes
"Außergewöhnliche Dürre": Dürremonitor vom 19. September. Die Lage hat sich nach Ende der Hitze weiter verschärft, der Regen am Wochenende verbessert die Lage wenig. (Quelle: Imago/Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ))

Stellen Sie sich vor, Deutschland ist auf einer Dürrekarte in alarmierendes Rot gefärbt – und keiner redet mehr davon. Ein Experte erklärt, wie die Trockenheit weiterhin Probleme bereitet.

Probleme durch die Dürre haben sich verschärft und werden auch durch Niederschläge in den nächsten Tagen nicht verschwinden, sagt Dr. Andreas Marx, Leiter des Klimabüros am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. "Aber die große Hitze ist vorbei, und es gibt für viele Menschen einen gefühlten Zusammenhang." Zugleich brennt in Niedersachsen das Moor und in Brandenburg gilt seit Freitag in 13 von 14 Landkreisen höchste Waldbrandwarnstufe. Wie die beinahe vergessene Dürre weiter große Probleme bereitet.

Die Dürre und der Wald

Möglicherweise ist der Wald in Mittel- und Nordeuropa in diesem Sommer zu einer Schleuder des Treibhausgases Kohlendioxid geworden. "Wir müssen befürchten, dass das Waldökosystem in diesem Jahr keine CO2-Senke, sondern eine Quelle für CO2 war", so Marx. 2003 sei bei der Dürre in Mitteleuropa der Effekt schon einmal festgestellt worden, so Marx. Nachts, ohne Licht, setzen Pflanzen CO2 frei. Das ist aber in der Regel viel weniger als tagsüber bei der Fotosynthese aufgenommen wird. Pflanzen binden eigentlich Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff.

Fehlt jedoch Wasser, könne der Prozess gestört sein. "Im Dürrejahr 2003 hat das Ökosystem so viel Kohlenstoffdioxid freigesetzt wie es sonst in vier Jahren speichert." Wie groß der Effekt sei, lasse sich aber erst im kommenden Jahr sagen. Der Großteil der Bäume verkrafte aber die Dürre. "Problem ist, dass die Neuanpflanzungen es nicht geschafft haben. Flächendeckend wird berichtet, dass sie zu 85 Prozent gestorben sind." Auf sandigen Böden vor allem im Norden sei die Quote besonders hoch.

Die Dürre und die Landwirtschaft

"Es ist nicht vorbei mit den Ernteausfällen im Sommer", sagt Marx. "Nach der Ernte ist vor der Aussaat." Lange können Landwirte nicht mehr mit der Raps-Aussaat warten. "Wer gesät hat, musste in manchen Regionen feststellen, dass ein Drittel nicht aufgeht." Das bedeutet Ausfälle auch im nächsten Jahr. Beliebig andere Feldfrüchte säen können Landwirte wegen der Fruchtfolge auch nicht. Klar ist aber auch: "Der Landwirtschaft hilft jeder Tropfen Regen."

Die Dürre und die Schifffahrt

"Die Schifffahrt ist weiter besonders betroffen, mit Folgen für die Wirtschaft." Durch Niedrigwasser können Schiffe weniger laden, für die Fracht werden Kleinwasserzuschläge fällig. Das verteuert Transporte ebenso wie ein weiterer Punkt – Einlagerung: "Weil wir das Problem schon seit Wochen haben, sind die Lagerkapazitäten entlang der Wasserstraßen voll." Die Flüsse würden fast ausschließlich aus Grundwasser gespeist. "Es fehlen dort zwei komplette Monatsniederschläge, bis wir wieder einen normalen Zustand haben."

Die Dürre und das Trinkwasser

In Deutschland gebe es absehbar keine Probleme. "Das jährliche Regensaldo in Deutschland ist ja ein ganz anderes als in der Mittelmeerregion, weil wir im Winterhalbjahr hohe Niederschläge haben." Deshalb gibt es enorme Grundwasservorkommen, die sich auch wieder auffüllten. Probleme mit der Trinkwasserversorgung drohten erst, wenn es mehrere Jahre in Folge deutlich zu trocken ist. Selbst für Talsperren sei die extreme Dürre in diesem Jahr zu verkraften.

Und warum dann die Appelle in diesem Sommer, keinen Rasen zu sprengen? "Da geht es nicht darum, Wasser zu sparen, sondern um Reibungsverluste in den Wasserleitungen. Es ist genug Wasser da, aber wenn viele den Hahn gleichzeitig aufdrehen und laufen lassen, dann kommt wenig raus."

Die Dürre und der Klimawandel

Es ist die schwerste Dürre in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1951. "So flächendeckend und so langanhaltend hatten wir das in unseren Daten noch nicht. 1976 war nah dran, aber in diesem Jahr ist es schlimmer." Mit der Erderwärmung steigt Computersimulationen zufolge in Deutschland die Wahrscheinlichkeit für Dürrezeiträume: Nach insgesamt 180 Simulationen unter drei Zukunftsszenarien spricht der Helmholtz-Wissenschaftler von 60 Prozent mehr Dürre bei 3 Grad globaler Erderwärmung. "Das wäre wesentlich schlimmer als zwei Grad Erderwärmung, da kommen wir auf 20 Prozent größere Dürrehäufigkeit."

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