Hochwasserlage bleibt angespannt Schifffahrt auf Rhein, Mosel und Neckar gestoppt
Am Oberrhein müssen Binnenschiffer eine Zwangspause einlegen. Am Wochenende könnte es auch in Köln so weit sein. Im Schwarzwald-Städtchen St. Blasien drohte sogar Katastrophenalarm.
Nach dem Durchzug von Sturmtief "Burglind" bleibt die Hochwasserlage in vielen Teilen Deutschlands angespannt. Besonders kritisch war die Situation in der Nacht zum Freitag im Schwarzwald-Städtchen St. Blasien, wo Regen und Tauwetter zu Überschwemmungen und Erdrutschen führten. Am Oberrhein wurde am Freitag die Schifffahrt gestoppt. An diesem Wochenende könnte es dann auch rheinabwärts bei Köln so weit sein. Im Kölner Süden wurden weitere mobile Schutzwände aufgebaut.
Mosel über der Acht-Meter-Marke
Auf den Rhein-Nebenflüssen Neckar und Mosel war die Schifffahrt schon vorher eingestellt worden. An der Mosel stieg der Wasserstand am Pegel Trier in der Nacht über die kritische Acht-Meter Marke. In Heidelberg wurde die B37 an der historischen Altstadt gesperrt, weil der Neckar über die Ufer trat.
In St. Blasien im Hochschwarzwald drohte zwischenzeitlich Katastrophenalarm. An einigen Stellen rutschten Hänge ab. Etwa 150 Menschen wurden in der Nacht in eine Turnhalle gebracht, die meisten konnten bis zum Morgen in ihre Häuser zurückkehren. Verletzt wurde niemand. Einsatzkräfte waren mit einem großen Aufgebot vor Ort. Wie hoch der Schaden ist, war zunächst unklar. Ein Hubschrauberflug mit einem Geologen war geplant, um das Ausmaß der Schäden zu begutachten. "Wir müssen wissen, wie die Beschaffenheit der Berghänge aussieht", sagte Bürgermeister Adrian Probst.
Es drohen Erdrutsche und volllaufende Keller
Tagsüber entspannte sich die Lage in Baden-Württemberg dann. Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) dankte den mehreren Tausend Helfern – etwa von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Bergwacht – für ihren Einsatz. Das Ministerium warnte davor, dass es wegen durchnässter Böden und hoher Wasserstände auch in den nächsten Tagen noch zu Erdrutschen, umstürzenden Bäumen und volllaufenden Kellern kommen könne. Uferbereiche und Wälder sollten nicht betreten werden.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartete für Freitag Dauerregen im Schwarzwald mit stellenweise 70 bis 120 Liter pro Quadratmeter. Dazu kommt, dass Schneemassen in den Höhenlagen wegen der milden Temperaturen schnell wegschmelzen. Im Allgäu wurden Abflussmengen von 50 bis 100 Litern pro Quadratmeter bis Freitagabend erwartet. Die Schneefallgrenze steige auch an den Alpen bis auf etwa 1800 Meter. Am Freitag galten Unwetterwarnungen.
Regen auch am Samstag
Für Samstag erwarteten die DWD-Meteorologen im Westen und in der Mitte Deutschlands Regen. Die Mengen erforderten jedoch keine Wetterwarnungen. Der Online-Dienst Kachelmannwetter sagte für Sonntag kälteres Wetter mit viel Sonne für den Norden und für die übrigen Teile Deutschlands mildes, oft graues Wetter voraus. Es gebe kaum noch Regen, was gut für die Hochwassergebiete sei, hieß es auf Twitter.
Am Pegel Trier lag der Stand in der Nacht zum Freitag fünf Meter über normal, wie Holger Kugel vom Hochwassermeldezentrum Mosel sagte. In Kürze werde das Wasser bei 8,50 stehen und über den Tag weiter leicht ansteigen, hieß es am Morgen. Mehrere Gemeinden entlang der Mosel sind dann von Hochwasser betroffen. Beim Hochwassermeldezentrum gingen zahlreiche Anrufe besorgter Bürger ein. Die Menschen wollten wissen, ob sie räumen sollten oder nicht, sagte Kugel. "Oft hängt das von 20 bis 30 Zentimetern ab. Ich sage immer: "Räumt lieber!""
In Saarbrücken blieb die zwischenzeitlich wegen möglicher Überflutung befürchtete Sperrung der Stadtautobahn aus.
28-Jährige stirbt bei Hochwasserübung
Bei einer Hochwasserübung in Baden-Württemberg starb eine 28 Jahre alte Rettungsschwimmerin. Sie ertrank in der Nähe von Schwäbisch Hall im Fluss Kocher. Sie wurde von den Wassermassen mitgerissen, als ihr Boot am Donnerstagnachmittag kenterte. Die Frau hatte an einer Übung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) teilgenommen.
In Frankreich wurde bei Hochwasser ein Deutscher vermisst. Der Mann um die 70 sei vermutlich ins Wasser gefallen, sagte die Präfektin des Verwaltungsbezirks Haute-Marne, Françoise Souliman. Sein Grundstück in Rouvres-sur-Aube, etwa 60 Kilometer Luftlinie nördlich von Dijon, liege neben dem Hochwasser führenden Fluss Aube.
Dreistelliger Millionenschaden durch "Burglind"
Tief "Burglind" hatte am Mittwoch in Teilen Deutschlands orkanartige Böen und peitschenden Regen gebracht. Nach ersten Schätzungen hinterließ der erste Sturm des neuen Jahres dreistellige Millionenschäden. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) geht allerdings davon aus, dass "Burglind" in Deutschland deutlich weniger als eine halbe Milliarde Euro Schaden verursacht hat. Damit wäre "Burglind" zwar ein schwerer, aber kein Rekordsturm gewesen.
Das Ranking der fünf schwersten Winterstürme der vergangenen 20 Jahre wird noch immer von "Kyrill" angeführt, wie der Verband mitteilte. Der verheerende Sturm hatte 2007 versicherte Sachschäden in Höhe von über zwei Milliarden Euro hinterlassen. Auf den Plätzen zwei und drei folgten "Lothar" im Jahr 1999 mit umgerechnet 800 Millionen Euro und "Jeanett" 2002 mit 760 Millionen Euro Schaden.
Quelle:
dpa