Unwetter über Deutschland Tornado wirbelt auf der Helgoländer Düne
Nach der Gluthitze krachende Gewitter: Unwetter mit Hagel, Starkregen und Sturmböen fegten über weite Teile Deutschlands hinweg. Zwei Menschen starben, zahlreiche weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Auf der Hochseeinsel Helgoland richtete ein Tornado erhebliche Schäden an, im ostfriesischen Hafen Leer riss sich ein Schiffsneubau los und zerstörte die Werftanlage. "Hauptbegleiterscheinung der Unwetter waren gebietsweise orkanartige Windböen oder sogar Orkanböen von zum Teil deutlich über 100 Kilometern pro Stunde", berichtete Stefan Laps von der Unwetterzentrale gegenüber wetter.info.
Im niedersächsischen Nordhorn wurde nach Polizeiangaben eine Frau von den abgerissenen Ästen eines Baumes erschlagen. In Köln kam eine 54-jährige Rollerfahrerin ums Leben, die sich in einer Unterführung untergestellt hatte und dort von einem Lastwagen erfasst wurde.
Bäume blockieren Straßen
Viele Straßen im westlichen Niedersachsen waren wegen umgestürzter Bäume blockiert. Zum Teil fielen auch Strom, Telefon und Internetzugang aus. Von einer Brückenbaustelle an der Autobahn 30 löste sich die Bauverschalung samt Eisenbewehrung. Einige Eisenstangen schlugen durch die Frontscheibe eines Autos.
Aktuelle Meldungen aus der Unwetterzentrale
Mauer begräbt Bauarbeiter
Vermutlich durch eine Orkanböe stürzte im nordrhein-westfälischen Herne die Mauer eines Rohbaus ein und begrub einen Bauarbeiter unter sich. Der 45-Jährige musste mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. In Oberhausen musste die Polizei wegen des Sturms nach eigenen Angaben über 100 Mal ausrücken. So wurde eine Frau von einer Eisenstange getroffen und leicht verletzt. Zudem kam es durch umgestürzte Gerüste und Bäume zu einigen Unfällen im Straßenverkehr.
Starkregen überflutet Straßen
In zahlreichen Ortschaften an Rhein und Ruhr flogen Dachziegel durch die Luft, Bäume knickten um, Starkregen setzte Straßen unter Wasser. Allein in Aachen wurden acht Menschen leicht verletzt. In Mönchengladbach wurde eine Schulklasse während eines Ausflugs in einem Park von dem Unwetter überrascht. Vier Kinder wurden von herab fallenden Ästen leicht verletzt.
Längste Röhrenrutschbahn zerstört
Auch in Baden-Württemberg kam es zu heftigen Gewittern. In Waldkirch in Südbaden wurde die längste Röhrenrutschbahn Europas von umstürzenden Bäumen zerstört. In Teilen Mecklenburg-Vorpommerns knickte eine Gewitterfront mit heftigen Sturmböen reihenweise Bäume um. Viel befahrene Bundesstraßen bei Schwerin waren unpassierbar.
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Tornado auf Helgoländer Düne
Auf der Helgoländer Düne, einer dem Hauptfelsen vorgelagerten Badeinsel, richtete ein Tornado erhebliche Schäden an. Bürgermeister Frank Botter löste den Katastrophenfall aus und forderte Hilfe vom Festland an. Diese musste dann aber nicht in Anspruch genommen werden. Elf Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr verletzt, vor allem von umher fliegenden Strandkörben. Der Campingplatz wurde fast völlig verwüstet. Auf dem kleinen Flugplatz kippte eine Propellermaschine um.
Sturm reißt Schiffsneubau los
Im ostfriesischen Hafen Leer richtete das Unwetter Schäden von etwa einer Million Euro an. Sturmböen mit bis zu 110 Kilometern pro Stunde rissen nach Angaben der Wasserschutzpolizei einen 157 Meter langen und 17 Meter breiten Schiffsneubau los. Der Frachter stellte sich im Hafen quer und krachte gegen die Werftanlage. Dadurch sprang ein Kran aus den Schienen, stürzte um und fiel auf das Schiff und zwei Dächer. Von den ostfriesischen Inseln war Baltrum am schlimmsten betroffen. Der Orkan schlug dort eine regelrechte Schneise.
Bahnverkehr lahm gelegt
In Nordrhein-Westfalen kam der Bahnverkehr auf wichtigen Strecken fast vollständig zum Erliegen. Ein Bahnsprecher berichtete von "massiven Störungen" wegen Blitzeinschlägen und Bäumen auf der Strecke. Betroffen waren der Fern- und Nahverkehr sowie alle S-Bahnlinien an Rhein und Ruhr. "Zur Dauer der Störungen können wir noch keine Angaben machen", teilte die Bahn mit. Auch auf den Autobahnen in NRW kam es zu Behinderungen : Auf der A3 bei Isselburg und der A540 bei Jüchen-Grevenbroich behinderten herabfallende Äste den Verkehr.
Deutliche Abkühlung
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich die von heftigen Starkregenschauern und Gewittern begleitete Kaltfront weiter nach Osten und Süden. In der Nordwesthälfte bleibt es weitgehend trocken. Im Osten und Süden hält sich noch sehr warme und schwüle Luft mit 19 bis 25 Grad, in der Nordwesthälfte kühlt es deutlich ab - auf gebietsweise 13 bis 16 Grad. Im Westen weht leichter Westwind, in Gewitternähe sind Sturmböen möglich.
Neue Gewitter
Am Dienstag entwickeln sich an der Grenze zwischen kühler und heißer Luft wieder unwetterartige Gewitter. Krachen kann es in weiten Teilen Bayerns, in Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. In der Westhälfte sind die Gewitter dagegen Geschichte, hier bleibt es meist trocken. Die Temperaturen sind mit 27 bis 30 Grad nicht mehr ganz so heiß, an der Nordsee kühlt sich die Luft auf etwa 20 Grad ab.
Hitze kommt zurück
"Am Mittwoch kehrt dann die Hitze zurück", sagte Andreas Wagner vom Wetterdienst Meteomedia gegenüber wetter.info. Verbreitet stehen dann wieder 30 bis 36 Grad auf dem Programm, im Rhein-Neckar-Gebiet und an der Donau klettern die Werte auf bis zu 38 Grad. Am späten Abend drohen auch wieder heftige Schauer und Gewitter - wo genau die Unwetter auftreten, ist aber noch nicht sicher. Die Gewitter dauern bis zum Donnerstagnachmittag an. Aber auch durch diese neuen Regengüsse lässt sich die Hitze nicht kleinkriegen: "Auch am Freitag bleibt es hochsommerlich warm", sagte Wagner.
Quelle: wetter.info, mj, dpa, AFP, apn