Tief "Daisy" über Deutschland Kein Ende der Kälte in Sicht
Mit heftigen Schneestürmen hat Tief "Daisy" große Teile Norddeutschlands ins Chaos gestürzt. Viele Dörfer an der Küste und auf den Ostseeinseln sind von der Außenwelt abgeschnitten. In Mecklenburg-Vorpommern saßen in der Nacht zu Sonntag hunderte Autofahrer auf der Autobahn A20 bei eisigen Temperaturen in ihren Fahrzeugen fest. Bei Dahme in Schleswig-Holstein droht wegen Sturmflut an der Ostsee ein Deich zu brechen.
"Der Winter hat Deutschland weiter im Griff", so Andreas Wagner von Meteomedia gegenüber wetter.info mit Blick auf die kommende Woche. Wenn sich das Wetter am Montagabend auch im Nordosten beruhigt hat, stellt sich überall ruhiges Winterwetter ein. Die Temperaturen klettern dann nur im Nordwesten mal knapp über null Grad, ansonsten bleibt es beim Dauerfrost. Ein Ende dieser Kälte ist bislang nicht abzusehen. Das verschärft auch die Probleme für die Binnenschifffahrt auf den Kanälen und Flüssen: "Der Rhein wird zwar noch nicht zufrieren, aber auf der Elbe, der Donau und der Mosel wird das Eis immer dicker", prophezeit Wagner.
Deich stark beschädigt
Der Deich bei Dahme zwischen Lübeck und der Insel Fehmarn sei vom Wind so stark beschädigt worden, dass die Behörden Ausbesserungsarbeiten veranlassen mussten, sagte ein Sprecher der Polizei-Regionalleitstelle Nord in Kiel. Auch an der Hafenmauer in Lübeck-Travemünde seien von der stürmischen See einzelne Steine abgespült worden. In Flensburg und der Altstadt von Lübeck sind ganze Straßenzüge von Hochwasser überflutet.
Priwall von der Außenwelt abgeschnitten
In Neustadt, Heiligenhafen und an anderen Badeorten trat die Ostsee über die Ufer, die Deiche hielten dort am Morgen jedoch. Bei Lübeck schnitten meterhohe Schneewehen den Ort Priwall von der Außenwelt ab. Auch die Priwallfähre habe ihren Betrieb wegen Hochwassers und Sturm eingestellt.
Winter in Deutschland
Immer wieder Behinderungen
"In Ostholstein sind fast alle Nebenstraßen, wie Gemeinde- und Kreisstraßen unpassierbar", teilte die Lübecker Polizeidirektion weiter mit. "Lediglich die Autobahnen und Bundesstraßen werden in Minutenabständen geräumt. Trotzdem kommt es auch hier zu Behinderungen durch plötzlich auftretende Schneewehen." Eine Bundesstraße bei Grömitz auf der Ostsee-Halbinsel Wagrien wurde teilweise gesperrt, eine Landesstraße bei Ratekau in der Nähe des Timmendorfer Strandes ist "nicht mehr befahrbar".
Aktuelle Meldungen aus der Unwetterzentrale
Katastrophenalarm ausgerufen
In Mecklenburg-Vorpommern rief der Kreis Ostvorpommern als erster Landkreis Katastrophenalarm aus. Grund dafür seien die extreme Witterungssituation und die zunehmend chaotischen Verkehrsbedingungen, teilte das Lagezentrum im Schweriner Innenministerium mit. Am Montag fällt in Mecklenburg-Vorpommern die Schule aus. Dies gelte für alle Landkreise und kreisfreien Städte, teilte die Schweriner Landesregierung mit.
Zwei Meter hohe Schneeverwehungen
Der steife Nordostwind wehte auf Fehmarn den Schnee immer wieder von den Feldern auf die Straßen. Besonders betroffen sind der Norden und der Osten der Insel, wo sich die Schneeverwehungen nach Berichten von Inselbewohnern bis zu einer Höhe von zwei Metern auftürmten. "Wir haben eine Schneefräse der Bundeswehr im Einsatz. Der Katastrophenschutz des Kreises hat uns ein Raupenfahrzeug geschickt, das den Notarzt bei Bedarf zu den Patienten bringen kann", berichtete Schmiedt.
Ortschaften sich selbst überlassen
"Auf der Insel Fehmarn geht fast nichts mehr", berichtete die Polizei. Die Lage sei katastrophal, berichtete auch Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt. Dort sei nur noch die Autobahn befahrbar, die den Fährhafen nach Dänemark mit dem Festland verbindet. Alle Ortschaften auf der Insel seien "mehr oder weniger sich selbst überlassen". Das gilt auch für "unzählige Dörfer in Ostholstein". Sie seien weder auf dem Land- noch auf dem Wasserwege erreichbar.
Straßen nicht mehr passierbar
Der Bürgermeister appellierte an die Inselbewohner, auf Autofahrten zu verzichten. "In Burg sind die Straßen frei, aber die Verbindungen zwischen den 42 Dörfern auf der Insel sind blockiert und praktisch nicht mehr passierbar", schilderte der Bürgermeister die Lage.
VorhersageDas Wetter in Europa
Überblick Aktuelle Wetter-Themen
A20: Autofahrer nach Stunden befreit
Auf der A20 zwischen Gützkow und Jarmen blieben etwa 170 Autofahrer im Schnee liegen. Räumfahrzeuge versuchten von beiden Seiten die Fahrbahn vom Schnee zu befreien, der den Autos bis an die Fenster reiche. Querstehende Fahrzeuge erschweren dabei die Durchfahrt für die Räumfahrzeuge. Erst nach Stunden konnte das Technische Hilfswerk die Eingeschneiten in Sicherheit bringen. Die Gefahr für die Menschen sei gebannt, da alle Insassen von den Helfern in Jarmen untergebracht worden seien, sagte eine Sprecherin der Autobahnpolizei Altentreptow.
Bahnverkehr fast lahmgelegt
In Mecklenburg-Vorpommern wurde auch der Bahnverkehr zu großen Teilen lahmgelegt. In hohen Schneewehen fuhr sich am Sonntagmorgen ein Personenzug auf der Strecke Stralsund-Pasewalk-Berlin bei Ducherow fest, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn AG. Das Technische Hilfswerk versuche derzeit über stark verschneite Feldwege zu den knapp 60 eingeschlossenen Menschen im Zug zu kommen.
Südwesten hat "Daisy" überstanden
Während die Unwetterzentrale für den Norden erst am Montag eine Entspannung der Wetterlage voraussagt, hat die Südwesthälfte Deutschlands das Tief "Daisy" mittlerweile überstanden. "In der Mitte Deutschlands und im Westen gibt es nur noch einzelne Schneefälle", sagte Andreas Wagner. Aber auch hier ist es weiterhin winterlich kalt.
Quelle: wetter.info, sr, rf, dpa, APD, AFP