Traumatisierte Block-Kinder Sie haben alle versagt
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Sie wurden entführt, nach Dänemark zurückgebracht und leben jetzt offenbar wieder bei ihrem Vater: Im Fall der Block-Kinder haben viele Erwachsene Fehler gemacht und damit wehrlose Kinder traumatisiert.
Ich bin meiner Familie für vieles dankbar. Das fängt damit an, dass meine Mutter mein Schlagzeugspiel jahrelang ertragen hat, oder damit, dass meine Großeltern jahrelang fast jedes meiner Fußballspiele besuchten. Die Urlaube mit Papa. Doch die größte Leistung meiner Eltern: Sie haben sich auf eine Art und Weise voneinander getrennt, unter der mein Bruder und ich nicht leiden mussten. Im Gegenteil.
Dieses Kompliment kann man der Familie Block-Hensel im Drama um ihre Kinder Theodor (10) und Klara (13) nicht machen, keinem der erwachsenen Beteiligten.
Selbst der Patriarch macht mit
Vater Stephan Hensel nicht, der die Kinder nach einem Urlaub unabgesprochen bei sich behielt und damit diesen öffentlichen Streit erst richtig entzündet hat. Mutter Christina Block nicht, die die Auseinandersetzung immer wieder befeuert und weitergedreht hat – von ihrer mutmaßlichen Verstrickung in die Entführung der eigenen Kinder durch maskierte Männer ganz zu schweigen.
Selbst "Block House"-Patriarch Eugen Block, Vater von Christina und Großvater der Kinder, war involviert. Er fuhr nach Dänemark, wurde von Hensel des Grundstücks verwiesen und kampierte dann mit einem Plakat auf der Straße – augenscheinlich die Verzweiflungstat eines Großvaters, der seine Enkel vermisst und sich nicht anders zu helfen weiß.
Wenige Tage später folgte ein Gespräch mit "Bild", inklusive verbaler Streifschüsse in Richtung Hensels, an denen sich anderswo auch Blocks Partner Gerhard Delling ausführlich beteiligte. Vier Kinder, gefangen zwischen Erwachsenen, die unfähig sind, sich auf eine sinnvolle und für die Kinder erträgliche Lösung zu einigen – auch Greta (bei der Mutter in Hamburg) und Johanna (beim Vater in Dänemark), die ihre Wohnorte aus freien Stücken gewählt haben.
Opfer von Politik und Bürokratie
Doch auch die Behörden haben versagt. Wie soll man es sonst nennen, wenn Nachbarländer in der EU zu zwei völlig verschiedenen Urteilen zu derselben Frage kommen: Wo sollten die Kinder wann sein? Deutsche Gerichte entschieden: bei Block in Hamburg. Dänische Gerichte entschieden nach der Entführung Anfang der Woche: bei Hensel in Dänemark – eine Ansicht, der sich das Hamburger Gericht wenige Tage später anschloss.
Warum Dänemark sich der Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamburg monatelang nicht beugen musste? Eigentlich gilt in der EU eine Verordnung, die die Staaten genau dazu verpflichtet. Doch es gibt ein Land, das das Abkommen nicht unterzeichnet hat: Dänemark. Vier Kinder, gefangen im deutsch-dänischen Bürokratie-Dickicht.
"Man muss Angst haben um diese Kinder"
Was das für die Kinder bedeutet? Christina Blocks Partner Gerhard Delling hat dazu Anfang des Jahres im "Abendblatt" ein Interview gegeben. Die folgenden Sätze waren damals als Kritik an Stephan Hensel gedacht, beschreiben aber heute erstaunlich treffend die Lage, in die die Behörden und Erwachsenen die Kinder gebracht haben: "Sie haben keine Freunde mehr, keine Mutter, keine Großeltern, keine Onkel, Tanten (...). Wenn man das sieht, muss man Angst haben um diese Kinder."
Warum lassen Eltern das zu? Ist das Liebe? Offenkundig lieben Christina Block und Stephan Hensel ihre Kinder, von Herzen. Doch haben die Erwachsenen in dieser Geschichte ihre Egos im Griff? Offensichtlich nicht.
Es ist eine Binsenweisheit, dass Kinder leiden, wenn die Eltern sich und ihren Konflikt nicht unter Kontrolle haben. Wahr bleibt sie trotzdem.
- Eigene Recherche
- abendblatt.de: "So bangt Gerhard Delling um die Kinder von Christina Block" vom 8. Februar 2023
- bild.de: "Das Drama um die Familie Block" vom 6. Januar 2024
- sandramoll.dk: "Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile in Dänemark"