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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kältewelle in Schweden Minus 40 Grad: "Die Luft schmerzt beim Einatmen"
Eine extreme Kältewelle hat Schweden fest im Griff. Die Temperaturen fallen teilweise unter minus 40 Grad. t-online gibt einen Überblick über die Lage.
Schweden ist zum Jahresbeginn einer ungewöhnlichen Kaltfront ausgesetzt. Während der ersten Januarwoche wurde laut dem schwedischen meteorologischen Institut SMHI mit minus 43,7 Grad eine Rekordkälte erreicht: So kalt war es seit 25 Jahren nicht mehr. Doch an einigen Stellen im Land war es wohl noch viel kälter. Minus 52,9 Grad zeigte das Thermometer eines Lesers der Zeitung "norran" an, wie diese am Freitag berichtete.
Die Kältewelle hat auch dramatische Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Schweden. Entwarnung ist zumindest an diesem Wochenende nicht in Sicht. Erst ab Montag werden die Menschen in Schweden wieder etwas aufatmen können, wie "aftonbladet" schreibt. t-online gibt einen Überblick über die Lage.
Kälte bringt öffentliches Leben teils zum Erliegen
In den Städten Ursviken und Skelleftehamn fiel durch die extreme Kälte am Donnerstag die Fernwärme aus. In Sorsele wurde das Stromnetz am Freitag teilweise lahmgelegt, wie der schwedische Sender Radio P4 berichtet. Um derartige Ausfälle schnell beheben zu können, wurde extra ein Ölkraftwerk wieder in Bereitschaft versetzt, wie der Betreiber Svenska bekannt gab, der Strompreis stieg der Zeitung "aftonbladet" zufolge auf den höchsten Wert seit einem Jahr. Zug- und Flugverkehr sind ebenfalls von Ausfällen betroffen.
Auf die Menschen im Land hat die aktuelle Wetterlage aber auch ganz direkte Auswirkungen, wie t-online im Gespräch mit einer Urlauberin erfahren hat. Sandy Rosendahl hat die letzten Tage mit ihrer Familie und ihrem Kind in Piteå in Nordschweden verbracht. Eigentlich leben sie in Mittelschweden, wo es aktuell weniger kalt ist.
Extremkälte in Schweden: Urlauber bleiben auf Heimfahrt liegen
"Die extreme Kälte hat unserer Rückreise einen Strich durch die Rechnung gemacht – unser Auto ist einfach liegen geblieben", sagte sie im Gespräch mit t-online. "Zum Glück sind die Menschen in Schweden sehr hilfsbereit, im Norden des Landes sogar noch etwas mehr, mit vereinten Kräften haben wir das Auto dann wieder zum Laufen gebracht – anhalten dürfen wir jetzt allerdings nicht mehr."
- Kältewelle in Schweden: "Es ist wirklich Wahnsinn, man kann kaum noch atmen"
In den nächsten Tagen beginnt die Schule in Schweden wieder. Anders als in Deutschland ist man hier tiefe Temperaturen gewohnt. "Minus 20 sind hier normal, damit können wir umgehen – da gehen die Schüler auch ganz normal zum Unterricht", so Rosendahl. Schulen würden in Schweden erst zwischen minus 35 und minus 40 Grad schließen. Rosendahl: "Das hängt dann auch damit zusammen, dass ab diesen Temperaturen die Wasserleitungen einfrieren."
Neben der extremen Kälte findet Rosendahl an dem Winterwetter aber auch etwas Gutes: "Es war ein wunderschönes Winterwunderland, es war, als wäre Elsa (Disneys Eiskönigin) da gewesen und hätte alles in Eis verwandelt." Noch etwas weiter nördlich hatten während der extremen Kälte der letzten Tage sogar die Geschäfte geschlossen, wie Rosendahl berichtet. "Wir konnten nicht länger als 10 bis 15 Minuten draußen bleiben, da die Luft beim Einatmen wehtat."
Schneesturm verursacht Verkehrschaos in Schweden und Dänemark
Während der Norden Schwedens mit extrem tiefen Temperaturen zu kämpfen hatte, verursachten im Süden Schneemassen lange Staus. Am Donnerstag steckten auf der Autobahn E22 zwischen Hörby und Kristianstad mehr als 1.000 Autos und Lastwagen im Schnee fest. Das berichtete die Nachrichtenagentur TT. Während Rettungskräfte zunächst noch die Autos aus dem Schnee befreit hatten, waren sie laut TT am späten Vormittag dazu übergegangen, die Menschen aus den Lastwagen und Autos zu evakuieren.
Auch in Dänemark steckten am Donnerstag Tausende Menschen aufgrund des Schneesturms in ihren Autos fest. Ein Stau erstreckte sich auf der Autobahn E45 rund um Aarhus und Randers laut der Nachrichtenagentur Ritzau zeitweise auf 30 Kilometer. Viele Fahrzeuge standen mehr als 20 Stunden still. Der Stau war entstanden, nachdem ein Lastwagen am Mittwoch verunglückt war. Die dänische Polizei rief Autofahrer in der Gegend dazu auf, ihre Autos aufgrund der schwierigen Wetterverhältnisse stehen zu lassen.
Am Freitag wurde die E22 erneut teilweise gesperrt, berichtet Daniela Frackmann, t-online: "Ab Kristianstad muss es jedoch so Massen an Schnee gegeben haben, dass dort nichts mehr ging – auf weiten Teilen ist die Autobahn gesperrt." Frackmann war am Freitag mit ihrer Familie auf dem Nachhauseweg von ihrem Landhaus in Småland bei Tingsryd. "Die Kältewelle hat uns in selbst in Südschweden eiskalt erwischt", so Frackmann.
Die Familie musste nach mehreren Umleitungsversuchen umdrehen, da es laut den Betroffenen derzeit "keine oder kaum Räumdienste" gebe. Wann sie zurück nach Hause können, ist aktuell noch nicht absehbar. "Es war ein völliges Whiteout, Nebel und meterhohe Schneeberge. Uns war das mit Kindern und Hund zu riskant", so Frackmann.
Wetterextreme in Nordeuropa: Deshalb ist es so kalt
"Die extreme Kältewelle in Nordschweden wird aktuell durch ein Winterhochdruckgebiet verursacht, das unter anderem durch extrem kalte Luft entstanden ist, die aus polaren Regionen dort hineingeströmt ist", erklärt der Meteorologe Frank Böttcher t-online.
Ausläufer der Kältewelle könnten auch bald in Deutschland zu spüren sein. Davor warnen Wetter-Experten im Gespräch mit t-online. Lesen Sie hier mehr zu der Entwicklung in Deutschland.
- Eigene Recherche
- Interview mit Sandy Rosendahl
- Interview mit Daniela Frackmann
- aftonbladet.se: "Aftonbladet Direkt" (schwedisch)
- norran.se: "Nya fjärrvärmen blev försenad, snökanonen kom mellan" (schwedisch)
- norran.se: "Roberts rekordmätning: Minus 52.9 grader" (schwedisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa