Vorfall auf hoher See Passagiere auf Kreuzfahrtschiff "fürchteten um ihr Leben"
Während einer Kreuzfahrt geriet die "Spirit of Discovery" in einen Sturm im Golf von Biskaya. Nun haben Passagiere von ihrer Erfahrung an Bord erzählt.
Es ist wohl eine Horrorvorstellung für jeden Schiffsurlauber: Mitten auf hoher See bricht ein Sturm über das Kreuzfahrtschiff herein. Die Wellen sind meterhoch. Dann kommt es durch das Sicherheitssystem zu einem abrupten Manöver: Passagiere fallen, stürzen oder stoßen gegen Möbel. Der Sturm dauert 18 Stunden lang. Am Ende müssen fünf Menschen mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden, zahlreiche andere werden an Bord behandelt.
Genau das ist am vergangenen Wochenende etwa 1.000 Passagieren auf der "Spirit of Discovery" im Golf von Biskaya widerfahren. Das Schiff war auf der Rückfahrt von einer zweiwöchigen Reise von Großbritannien zu den Kanarischen Inseln, als es in einen Sturm geriet (hier lesen Sie, wie es dazu kam). Am Montag erreichte das Schiff schließlich den englischen Hafen von Portsmouth.
Passagiere bangten um ihr Leben
Zurück an Land haben sich nun mehrere Passagiere zu dem Vorfall geäußert und ihre Erfahrungen geschildert. Dem britischen Sender BBC sagte ein Passagier, dessen Name nicht genannt wurde, dass die Menschen an Bord "um ihr Leben gefürchtet" hätten.
"Die Leute schrieben SMS an ihre Angehörigen, falls wir kentern würden", sagte der Passagier zu BBC News. "Der Tonfall unseres Kapitäns ... er hatte körperliche Angst. Die Besatzung weinte. Viele Passagiere befanden sich in einem Zustand schrecklicher Angst", wird die Person zitiert.
Von "leichten Verletzungen" zu sprechen, sei eine Beleidigung für die vielen Knochenbrüche, Beckenverletzungen, Risswunden, Stiche, so ein Passagier. Viele der Urlauber an Bord seien zudem der älteren Klientel zuzurechnen gewesen.
Der Geschäftsführer des Kreuzfahrtunternehmens Saga Cruise hatte zwar von einer "extrem beängstigenden Zeit" an Bord gesprochen. Er sagte jedoch auch, dass das Schiff "sicher" sei. Das Unternehmen beschrieb die Verletzungen der Passagiere an Bord als "leicht".
Ein anderer Passagier, Alan Grisedale, der die riesigen Wellen filmte, sagte, der Wellengang habe seine Frau umgeworfen und Möbel in ihrer Kabine verschoben. Eine weitere Person, die an Bord war, berichtete der BBC, dass "Tische umherflogen" und die Wellen "die Leute durch die Gegend schleuderten".
Passagiere mussten stundenlang in den Kabinen ausharren
Jane Bendall war mit ihrem Ehemann auf dem Schiff und schilderte, sie seien in ihrer Kabine gewesen, als die Stimme des Kapitäns über die Lautsprecheranlage kam und sie aufforderte, "sitzen zu bleiben oder sich hinzulegen".
15 Stunden habe das Schiff im Stillstand gelegen und dem Sturm getrotzt, während sie und ihr Ehemann sich "um ihr Leben" festgehalten hätten. "Wir hatten Glück – wir sind ziemlich fit, aber ich glaube, einige der älteren Leute und die Leute in ihren eigenen Kabinen waren ziemlich besorgt", so die 75-Jährige zur BBC.
Später sei ein Teil des Speisesaals zu einem behelfsmäßigen medizinischen Bereich umgewandelt worden. Die Passagiere wurden angewiesen, für den Rest des Samstags und den ganzen Sonntag in ihren Kabinen zu bleiben. Die 75-Jährige beschrieb die Situation als "dramatisch".
Trotz der stundenlangen Tortur sagte sie, das Personal sei "absolut fantastisch" gewesen und habe immer wieder Updates über die Lautsprecher gegeben, um den Passagieren zu sagen, dass das Schiff sicher sei.
- bbc.com: "Spirit of Discovery: Cruise ship passengers 'feared for their lives'" (englisch)