Aufruhr am Strand von Triest "Wir sind bereit, den Burkini zu verbieten"
In einem italienischen Strandbad tobt ein Streit um Burkinis. Sogar der Sicherheitsdienst musste einschreiten.
Am Stand von Triest gibt es Aufruhr: Auslöser sollen Burkinis sein, die Badebekleidung von zumeist muslimischen Frauen. Als Frauen im italienischen Strandbad in ihren den ganzen Körper und den Kopf bedeckenden Anzügen ins Wasser steigen wollten, soll es von anderen Badegästen herabwürdigende Kommentare gegeben haben. Das berichtet die Nachrichtenseite "Südtirol News".
Demnach hätten Gäste "Ihr badet hier nicht" gerufen und sich dabei angeblich auf hygienische Bedenken berufen. Die protestierenden Gäste hätten die Ablehnung der Burkinis damit begründet, dass die Frauen in der Kleidung zuvor in der Stadt herumgelaufen seien – das sei nicht hygienisch, so der Vorwurf.
Bürgermeister: Man muss sich anpassen
Offenbar gab es aber umgehend Widerspruch von anderen Gästen, die auf die Religionsfreiheit und das Recht, nach Belieben so baden zu können, wie man möchte, verwiesen. Die Diskussionen wurden dem Bericht zufolge so heftig, dass der Sicherheitsdienst einschreiten und die Wogen glätten musste.
Der Bürgermeister von Triest, Roberto Dipiazza, sagte gegenüber der Nachrichtenseite, dass er die Sicht der Protestler teile. "Wenn man nach Italien kommt, weiß man, in welches Land man kommt. Deshalb muss man sich anpassen", sagte das Stadtoberhaupt.
Genährt werden die Aussagen zu Burkinis auch von der Bürgermeisterin der nahegelegenen Kleinstadt Monfalcone, Anna Maria Cisint. Sie hatte einen offenen Brief an die muslimische Gemeinschaft geschrieben und gebeten, westliche Strandgepflogenheiten zu beachten und nicht bekleidet im Meer zu baden. "Genug der Heuchelei, wir sind bereit, den Burkini zu verbieten", wird aus dem Brief zitiert.
Der Aufruhr in Triest ereignete sich offenbar an einem Strandabschnitt, an dem Männer und Frauen durch eine Mauer getrennt sind. Vorschriften, was am Strand zu tragen ist und was nicht, gibt es dort laut Bericht der "Südtirol News" nicht.
Der Präsident des italienischen Konsortiums für Solidarität (ICS), Gianfranco Schiavone, unterstrich, dass die Bedrohung von Musliminnen, die bekleidet oder im Burkini baden wollen, strafrechtlich verfolgbar sei. "Die Europäische Konvention sagt Nein zu solchen Bekleidungsbeschränkungen", so Gianfranco Schiavone, der den betroffenen Frauen eine rechtliche Beratung anbieten will.
Burkinis haben auch in Frankreich bereits 2016 für Debatten gesorgt. Ein kommunales Burkini-Verbot, wie es an der Côte d'Azur erlassen worden war, erklärte der Staatsrat schließlich für rechtswidrig. Um Burkinis weiterhin von Stränden und aus Bädern zu verbannen, bedienten Kommunen sich in der Folge Vorwänden der Hygiene und der Sicherheit.
Der Burkini ist keine traditionelle Kleidung. Er wurde von der Australierin Aheda Zanetti gestaltet, die damit unter anderem muslimischen Frauen eine Möglichkeit geben wollten, den Kleidervorschriften ihres Glaubens folgend baden gehen zu können und auch anderen Sportarten zu folgen. Beim Frauenfußball tragen muslimische Frauen heute neben einer Kopfbedeckung auch Arm- und Beinbedeckungen. Der Burkini wird mittlerweile auch getragen, um den Körper vor Sonneneinstrahlung zu schützen.
- suedtitolnews.com: "Aufruhr in Triest: Bekleidete muslimische Frauen im Wasser"
- washingtonpost.com: "7 uncomfortable facts about France’s burkini controversy" (englisch)