Hochrangiger Pastor warnt Diesen Christen ist Jesus "zu links"
Ein evangelikaler Pfarrer aus den USA sorgt sich um die Anhänger seiner Kirche. Sie würden die Inhalte der Bibel ablehnen. Die Schuld dafür sieht er auch bei Ex-Präsident Trump.
Krise bei den Evangelikalen: Der frühere Spitzenfunktionär der Southern Baptist Convention (SBC) und Chefredakteur von "Christianity Today" warnt davor, dass viele Christen mittlerweile Lehren aus der Bibel ablehnten. Die Schuld dafür sieht er bei konservativen Politikern.
In einem Interview mit der Rundfunkanstalt NPR sagte er, dass konservative Christen mittlerweile Teile der Bibel als "liberale Argumentationen" abtäten. Der frühere US-Präsident Donald Trump hätte die politische Landschaft in den USA so verändert, dass viele Evangelikale dadurch eine zentrale Lehre ihrer Religion als zu "schwach" empfänden.
Moore war wegen seiner häufigen Kritik am ehemaligen Präsidenten Donald Trump mit anderen evangelikalen Amtsträgern aneinandergeraten. 2021 trat er deshalb auch von seinem Amt bei der SBC zurück. Zuvor hatten seine Ansichten über Trump und seine Kritik am Umgang mit Missbrauchsfällen in der Kirche zu Konflikten geführt.
SBC ist die größte baptistische Gruppe und die größte protestantische Konfession in den USA. 2022 hatte sie mehr als 47.200 Gemeinden und rund 13 Millionen Mitglieder.
Bergpredigt ist vielen zu liberal
Mit der zentralen Lehre meint Moore die Bergpredigt, ein Textabschnitt aus dem Matthäusevangelium im Neuen Testament der Bibel. Darin steigt Jesus gemeinsam mit seinen Jüngern auf einen Berg und stellt ihnen die wichtigsten Lehrsätze für Leben und Glauben vor – bis heute gelten diese in christlichen Glaubensgemeinschaften als elementare Bestandteile der Religion.
Moore schildert, er höre immer wieder ähnliche Geschichten von Pfarrern, die in ihren Gottesdiensten aus dieser bekannten Bibelstelle zitieren, darunter den Satz: "Wer euch auf die rechte Wange schlägt, dem haltet auch die andere hin“ – ein Aufruf zu Gewaltfreiheit und friedlichem Protest. Im Anschluss an die Predigt kämen dann Kirchenmitglieder nach vorne, um zu fragen, woher diese "liberalen Aussagen" stammten, so Moore. Die Antwort, dass es sich dabei um die Worte Jesu aus der Bibel handele, stelle die Fragenden dabei selten zufrieden.
Darin sieht Moore ein Problem: "Wenn wir an den Punkt kommen, dass Lehren von Jesus als umstürzlerisch gesehen werden, dann sind wir in einer Krise." Er zeichnet ein pessimistisches Bild von den Evangelikalen. Ihr Christentum sei aktuell kaum zu "reparieren", so Moore weiter. Den einzigen Hebel sieht er in kleinen, lokalen "Kämpfen", die darin bestehen, sich der aktuellen "Kirchenkultur" zu verwehren.
Trump braucht evangelikale Unterstützung
In einem früheren Interview hatte Moore bereits davor gewarnt, dass Trump "eine einzigartige Bedrohung" darstelle, sowohl für die amerikanischen Institutionen als auch für die Kirche. Dabei fühlen sich viele Evangelikale dem früheren Präsidenten besonders verbunden.
Trump will bei den nächsten Präsidentschaftswahlen erneut als Kandidat der Republikaner antreten. Dafür muss er zunächst die Vorwahlen seiner Partei für sich entscheiden. Evangelikale gelten dabei als ein wichtiger Wählerblock. Wahltagsbefragungen nach der letzten Präsidentschaftswahl hatte gezeigt, dass bis zu 81 Prozent der weißen evangelikalen Wähler für Trump und nicht für den damals zukünftigen Präsidenten Joe Biden gestimmt haben.
Trump weiß um die wichtige Rolle der Evangelikalen für seinen Wiedereinzug ins Weiße Haus. Umso mehr scheint er sich über Kritik aus diesen Reihen zu ärgern. In einem Interview mit dem konservativen TV-Sender Real America's Voice im Januar wetterte Trump, dass es eine "große Illoyalität" sei, wenn Evangelikale ihn nicht unterstützten. "Es gibt niemanden, der mehr für die Bewegung getan hat als ich. Und das schließt die Bewegung der Evangelikalen und Christen und die Bewegung 'Recht auf Leben' mit ein", so Trump.
- newsweek.com: "Evangelicals Are Now Rejecting 'Liberal' Teachings of Jesus" (englisch)