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Vorwürfe gegen Springer: Reichelt-Skandal größer als bisher bekannt?


"Bumsen, belügen, wegwerfen"
Vorwürfe gegen Springer: Reichelt-Skandal größer als bisher bekannt?

Von t-online, pb

16.02.2023Lesedauer: 2 Min.
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Der frühere Vorsitzende der Chefredaktion der "Bild"-Zeitung, Julian Reichelt: Schon 2019 soll der Springer-Verlag von seinem fragwürdigen Verhalten gewusst haben. (Quelle: Jörg Schüler via www.imago-images.de)
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Gegen Ex-"Bild"-Chef Julian Reichelt gab es wohl intern schon früher Widerstand. Doch der Springer-Chef wollte Berichte darüber offenbar aktiv torpedieren.

Gegen den Springer-Verlag werden nach einer Recherche neue Vorwürfe wegen des Umgangs mit dem früheren "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt laut. In der neuesten Sendung des ARD-Formats "Reschke Fernsehen" heißt es, dass das Ausmaß seines mutmaßlichen Machtmissbrauchs wohl größer gewesen sein soll. Und auch seine Vergehen sollen der Führungsriege des Medienkonzerns schon früher bekannt gewesen sein.

Reichelt hatte das Unternehmen im Oktober 2021 nach einer Reihe von Vorwürfen verlassen müssen. In der Show von Donnerstagabend heißt es nun, dass die Redaktion von Moderatorin Anja Reschke Kontakt mit insgesamt 13 Frauen gehabt hat, die "Anmachen, Affären und Auswirkungen" von Reichelt erlebt haben sollen – das wären deutlich mehr Opfer als bisher bekannt.

Zudem sollen offenbar zwei Mitarbeiterinnen von "Bild" im Jahr 2019 Vorwürfe gegen Reichelt erhoben haben. Dafür nutzten sie dem Bericht zufolge einen anonymen Briefkasten des Unternehmens, dessen Inhalt an die Chefetage weitergeleitet werden sollte.

Springer-Chef wollte Dossier über Hinweisgeber erstellen lassen

Das Reschke-Team will auch Zugriff zu Textnachrichten des früheren "Bild"-Chefs bekommen haben. In der Sendung wird daraus zitiert. Demnach soll Reichelt einer Frau, mit der er eine Affäre gehabt haben soll, geschrieben haben: "Die Situation zwischen uns ist überwältigend und ich frage mich die ganze Zeit, ob wir das machen sollten." Das Verhältnis fühle sich "riskant", aber doch auch "so richtig" an.

Reichelts Vorschlag an die Affäre demnach: "Wir müssen einfach mehr die Büros nutzen, wenn die anderen gehen." In einem weiteren Chat soll Reichelt eine frühere Geliebte als "dumme Affäre" bezeichnet haben, die es nicht anders verdient habe. Seine Einschätzung: "Ganz einfach: Bumsen, belügen, wegwerfen."

Diese neuen Details decken sich laut "Reschkes Fernsehen" mit einem bisher unveröffentlichten Bericht der Kanzlei Freshfields, die die Vorwürfe gegen Reichelt untersucht hatte. Der Springer-Konzern soll der Recherche zufolge nicht nur schon früher von den Vorwürfen gegen seinen Top-Journalisten gewusst, sondern auch versucht haben, kritische Berichte zu unterdrücken.

Konzern-Chef Mathias Döpfner wollte demnach ein Dossier über die Hinweisgeber in dem Skandal erstellen lassen, um dieses dann in der Medienbranche zu verbreiten und das folgende "Narrativ" nach außen zu tragen: "Mit #MeToo hat das Ganze nichts zu tun. Das muss für uns immer die Haltung sein."

Springer hatte im Frühjahr 2021 ein internes Verfahren gegen Reichelt zur Überprüfung der Vorwürfe angestoßen und war dabei zum Schluss gekommen, ihm eine zweite Chance zu geben. Ein Medienbericht der "New York Times" griff den Fall im Oktober 2021 erneut auf, parallel dazu hatte es Presserecherchen eines Investigativ-Teams der Mediengruppe Ippen gegeben.

Der Journalist selbst sprach später von einer "Schmutzkampagne" gegen ihn – ähnlich äußerte er sich laut "Reschkes Fernsehen" nun auch zu den neuen Vorwürfen.

Verwendete Quellen
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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