Hoffnung auf Feiertage Intensivmediziner: So hohen Krankenstand noch nicht erlebt
Die Intensivmediziner sehen einen historisch hohen Krankenstand. Deren Präsident fordert vom Bund, Medikamente auf Vorrat anzuschaffen.
Der Krankenstand in der Bevölkerung hat nach Aussage des Intensivmediziners Christian Karagiannidis historische Dimensionen erreicht. "Der Krankenstand in der Gesellschaft ist aktuell extrem hoch, so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin der "Rheinischen Post" (Samstag). In vielen Regionen gebe es so gut wie keine freien Intensivbetten mehr. Hauptproblem seien nicht mehr Corona-Infektionen. "Derzeit kämpfen wir gegen sehr breitgefächerte Krankheitsbilder: Grippe, RS-Virus, Corona und andere Atemwegserkrankungen, dazu die üblichen Notfälle."
Hoffnung setzt Karagiannidis auf die Feiertage. "Ich setze darauf, dass wir uns bald in die Feiertage retten können. Dann ebbt üblicherweise das Aufkommen in den Kliniken ab, die Kapazitäten in den Krankenhäusern steigen wieder." Der hohe Krankenstand derzeit führt zu Einschränkungen in allen Bereichen. So hat die S-Bahn in Stuttgart mit fehlendem Personal schon seit Anfang des Monats zu kämpfen. In Berlin sollen Medizinstudierende in den Krankenhäusern aushelfen.
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Das Robert Koch-Institut sieht noch kein Ende der Erkältungswelle. "In den kommenden Wochen ist weiterhin saisonal bedingt mit einer hohen Zahl an respiratorischen Erkrankungen insgesamt zu rechnen", heißt es im jüngsten Wochenbericht. Die Zahl der Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen wegen schwerer Atemwegsinfektionen sei sehr hoch, insbesondere bei Influenza. "Zudem führen RSV-Infektionen insbesondere bei Kleinkindern weiterhin zu einer hohen Zahl von Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen."
Karagiannidis: Staat soll ausreichend Medikamente anschaffen
Neben den Engpässen an den Kliniken kämpft das Gesundheitswesen auch mit Engpässen bei einer Reihe von Medikamenten. Karagiannidis, der auch Mitglied der Regierungskommission für Krankenhausversorgung ist, plädierte dafür, dass der Staat in Kooperation mit hiesigen Pharmaherstellern bestimmte Medikamente auf Vorrat produzieren lässt, damit diese immer in ausreichenden Mengen verfügbar sind. "Das wird für das Land zwar teuer, aber ich finde es bedenklich für ein Land wie Deutschland, dass wir seit langer Zeit immer wieder mit solchen Engpässen zu kämpfen haben und sich dieser Mangel wegen der vielen Infekte in diesem Jahr besonders verschärft hat", sagte Karagiannidis.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek sprach sich in der "Rheinischen Post" für ein Spitzentreffen zur Medikamentenversorgung aus. "Dafür sollte der Bund noch vor Weihnachten einen Gipfel mit allen beteiligten Institutionen einberufen und gemeinsam mit Ärzteverbänden, Kassenärztlicher Bundesvereinigung, Apothekern, Pharmagroßhändlern und pharmazeutischen Unternehmen nach Lösungen suchen", sagte der CSU-Politiker.
- Nachrichtenagentur dpa