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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Abschied vom Papst "Morgen wird in Rom die Hölle los sein"

Rom bereitet sich auf den Ansturm zur Trauerfeier für Papst Franziskus vor. Täglich strömen mehr Gläubige in die Stadt, um Abschied vom verstorbenen Kirchenoberhaupt zu nehmen. t-online ist vor Ort.
Philipp Heinemann berichtet aus Rom
Noch herrscht Ruhe, wenn man das über Rom überhaupt sagen kann. Einen Tag nach dem Tod von Papst Franziskus ist die Stadt zwar voller Menschen, aber es sind die üblichen Zehntausende Touristen, die nach dem Osterwochenende ohnehin in der italienischen Hauptstadt unterwegs sind. Für die kommenden Tage bereitet sich die Stadt aber auf mehrere Großereignisse vor. Die Trauerfeier für Franziskus und die Wahl des nächsten Papstes. Rom hatte für 2025 ohnehin mit rund 30 Millionen Besuchern gerechnet. Nun werden es mit Sicherheit mehr.
Noch stehen vor dem Peterplatz aber vor allem Kamerateams aus der ganzen Welt. Einzelne Pilgergruppen ziehen betend von der Engelsburg bis zum Peterplatz. Doch das ist nur ein winziger Vorgeschmack auf das, was die Stadt in den kommenden Tagen erwartet. Andrea M., ein Mitarbeiter des italienischen Zivilschutzes, sagt zu t-online: "Heute ist es noch harmlos. Aber morgen wird in Rom die Hölle los sein." Beim Wort Hölle grinst er und blickt Richtung Petersdom.
Als Johannes Paul II. am 2. April 2005 starb, sei es anders gewesen. "Damals waren die Straßen um den Vatikan innerhalb weniger Stunden voller Menschen." Dass es bislang ruhiger und geordneter zugeht, liegt an der für römische Verhältnisse überraschend guten Organisation. Die Straßen um den Vatikan wurden für Autos sofort gesperrt. Fußgänger werden strikt in bestimmte Richtungen geleitet. "Wir, die Polizei, die Stadtverwaltung, waren alle vorbereitet."
- Nach dem Tod von Papst Franziskus: Lesen Sie alle aktuellen Entwicklungen im Newsblog
Vorbereitet auf Franzikus' Tod waren auch die Souvenirshops rund um den Vatikan. Verkäufer Tammi S. sagt zu t-online: "Seit gestern kommen noch mehr Menschen als ohnehin schon. Und wir verkaufen plötzlich andere Artikel als sonst, vor allem Kerzen." Touristen, Pilger, Römer würden sie für Franziskus entzünden wollen. Er hofft, dass der nächste Papst den Weg des jetzt verstorbenen Kirchenoberhaupts weiterführt. "Franziskus hat sich für die Schwachen eingesetzt, für Flüchtlinge. Er war ein sehr anständiger Mensch. Solche Menschen gibt es selten, auch im Vatikan."
Ein paar Hundert Meter weiter stehen mittlerweile Tausende Menschen in einer Schlange, um in den Petersdom zu gelangen. Es ist warm und es geht nur langsam voran. Einzelne bekommen Kreislaufprobleme, Sanitäter leisten Erste Hilfe und verteilen Wasserflaschen.
Am Mittwoch wird Franziskus' Leichnam hier im Petersdom aufgebahrt, damit sich Gläubige von ihm verabschieden können. Am Samstag wird um 10 Uhr die Trauerzeremonie beginnen. Anschließend wird der Sarg in die Basilika Santa Maria Maggiore gebracht. Es war Franziskus' Wunsch, dort begraben zu werden. Die Kirche ist eine der vier Papstbasiliken Roms, sie ist direkt dem Papst, der ja auch Bischof von Rom ist, unterstellt. Auf der Prachtstraße vor dem Petersdom werden bereits riesige Bildschirme aufgebaut. Die Behörden rechnen mit mindestens einer halben Million Menschen, die zum Trauergottesdienst kommen werden.
Auf dem Vorplatz zum eigentlichen Petersplatz patrouillieren italienische Polizisten, nur wenige Meter weiter nicht mehr, denn dort beginnt bereits das Staatsgebiet des Vatikans. Zwischen den Kamerateams drängen sich Touristen, Schaulustige, Nonnen und Priester. In den kommenden Tagen werden Geistliche aus der ganzen Welt erwartet und natürlich auch die 137 Kardinäle, die beim kommenden Konklave das nächste Oberhaupt der katholischen Kirche wählen werden. Noch ist völlig offen, ob Franziskus' Nachfolger den Weg einer offeneren, toleranteren Kirche weitergehen wird oder ob ein eher konservativer Kardinal zum Papst gewählt wird.
Für Priester Don Tarcisio ist aber klar, welche Richtung er sich wünscht. Der Geistliche aus dem Kongo, der in Rom eine Gemeinde leitet, sagt zu t-online: "Ich hoffe, dass der neue Papst Franziskus' Arbeit fortführt." Einen Namen will er nicht nennen. "Als Privatmensch habe ich meinen Favoriten, als Geistlicher aber nicht. Denn es wird der Heilige Geist sein, der entscheidet. Und wer bin ich, wenn ich mich darüber stellen würde." Allerdings wünscht sich der Priester eines: "Wir hatten ja viele Europäer als Päpste, mit Franziskus jemanden aus Lateinamerika. Jetzt wäre es an der Zeit für einen Papst aus Afrika oder Asien."
Für die beiden Geistlichen ist der Tod von Franziskus ein Zeichen gewesen. "Wir haben ein Jahr der Hoffnung, Ostern ist ein Fest der Hoffnung. Dass der Heilige Vater nun gestorben ist, ist doch ein Zeichen, ein Zeichen der Hoffnung." Und dies würde sich auf das Konklave übertragen.
- Eigene Beobachtungen und Gespräche vor Ort in Rom