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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vielsagender Wunsch So sollte der Nachfolger von Franziskus heißen

Nach dem Tod von Papst Franziskus ist offen, wer im Vatikan nachrückt. Klar ist: Franziskus hatte ganz bestimmte Vorstellungen von seinem Nachfolger.
Wer wird das neue Kirchenoberhaupt von rund 1,4 Milliarden Katholiken weltweit? Genau 137 Kardinäle stehen zur Wahl. Sie werden durch das Konklave gewählt, also durch die Versammlung der Kardinäle. Doch wer hat die besten Chancen auf das Amt? Laut Insidern ist das Rennen völlig offen. Franziskus jedoch hatte schon zu Lebzeiten ganz eigene Vorstellungen, wie der neue Papst heißen soll.
Franziskus wurde im September 2023 bei einer Pressekonferenz auf die Beziehungen mit Vietnam angesprochen. Gefragt, ob er bald auch nach Vietnam reisen werde, sagte Franziskus: "Wenn ich die Reise nach Vietnam nicht antrete, wird Johannes XXIV. sie mit Sicherheit antreten." Damit deutete er indirekt auf seinen möglichen Nachfolger hin. Denn auch wenn der Papst selbst entscheiden darf, welchen Namen er sich verleiht – Franziskus' Wunschname für seinen Nachfolger auf dem Heiligen Stuhl lässt weitreichende Schlüsse zu.
Johannes XXIII. hat weitreichende Reformen durchgesetzt
Papst Franziskus wünschte sich also ganz offenbar einen neuen Papst in der Tradition von Johannes XXIII. Der Italiener war von 1958 an bis zu seinem Tod im Jahr 1963 der 261. Papst der katholischen Kirche. Er galt als reformorientiert. So berief er etwa überraschend das Zweite Vatikanische Konzil ein – mit dem Ziel, die Kirche zu erneuern und sie der modernen Welt anzupassen.
- Nach dem Tod von Papst Franziskus: Lesen Sie hier aktuellen Entwicklungen im Newsblog.
Außerdem hat Johannes XXIII. dafür gesorgt, dass der Vatikan erstmals die Menschenrechte der Vereinten Nationen anerkannt hat. "Darüber hinaus haben die Menschen das unantastbare Recht, jenen Lebensstand zu wählen, den sie für gut halten, d. h. also, entweder eine Familie zu gründen, wobei in dieser Gründung Mann und Frau gleiche Rechte und Pflichten haben", ließ Johannes XXIII. verkünden: ein klares Bekenntnis zur Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau.
Streit zwischen konservativen und reformbereiten Kardinälen
Der verstorbene Papst Franziskus dürfte mit seiner Äußerung zu Lebzeiten ganz bewusst versucht haben, in die Wahl seines Nachfolgers einzugreifen. Auch Franziskus galt als reformbereit, erlaubte erstmals die Segnung homosexueller Paare. 2014 sprach Franziskus Johannes XXIII. heilig.
Im Vatikan läuft seit einiger Zeit ein erbitterter Streit zwischen Ultrakonservativen und Kardinälen, die die Kirche reformieren wollen. "Kardinäle und Bischöfe weltweit ringen darum, welche Richtung die Kirche einschlagen soll", sagte der Vatikanexperte Marco Politi im Interview mit t-online. Die Kirche befinde sich mitten in einem Strukturwandel, in dem die Machtverhältnisse neu ausgehandelt würden. Wie sich der verstorbene Papst Franziskus die Zukunft im Vatikan vorstellt, hat er zu Lebzeiten deutlich gemacht.
- domradio.de: "Eine theologische Betrachtung über Johannes XXIII."
- vatican.va: "Pacem in Terris"
- katholisch.de: "Papst Franziskus rechtfertigt erneut Segnung für homosexuelle Paare"
- fr.de: "Franziskus-Nachfolger: Neuer Papst-Name kursiert schon – Vatikan-Insider erklärt, was die Wahl entscheidet"
- vatican.va: "Apostolic Journey to Mongolia – Farewell Ceremony" (Englisch)