Pelicot-Prozess löst Protestwelle aus "Ja heißt Ja"
Im Kontext des Pelicot-Prozesses gehen in Frankreich Tausende auf die Straße. Sie fordern nichts Geringeres als eine Gesetzesänderung.
In Frankreich haben am Samstag Tausende Menschen gegen sexualisierte Gewalt gegen Frauen demonstriert. Die Gewerkschaft CGT sprach von 100.000 Teilnehmern, darunter alleine 80.000 in Paris, während die Polizei die Zahl landesweit auf 20.000 schätzte.
Die Demonstrationen stehen im Kontext eines Prozesses um hundertfache Vergewaltigung in Südfrankreich, der in diesen Tagen in seine Schlussphase geht. Hauptangeklagter ist Dominique Pelicot, der laut Anklage seine damalige Frau Gisèle Pelicot fast zehn Jahre lang mit Medikamenten betäubt, missbraucht und anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten hat. Er gestand vor Gericht. Neben ihm sind 50 weitere Männer angeklagt. Ihnen drohen bis zu 20 Jahre Haft.
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Starkes Auftreten macht Pelicot zur Ikone
Die Demonstrantinnen forderten besseren Schutz für Frauen. Mit ihrem öffentlichten Auftritt vor Gericht und ihren klaren Worten wurde Gisèle Pelicot zu einer Ikone der internationalen feministischen Bewegung. Der Prozess wird auf ihren Wunsch hin nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt.
Damit wolle sie Betroffenen von sexualisierter Gewalt Mut machen. "Ich will nicht, dass sie sich schämen. Es ist nicht an uns, sich zu schämen, sondern an ihnen", so Gisèle Pelicot vor Gericht.
"Ja heißt Ja"
Der Fall Pelicot hat eine erneute Debatte über eine Änderung des Strafrechts angestoßen. Aktivistinnen fordern seit Langem, dass das "Ja heißt Ja"-Prinzip im Strafrecht verankert wird. Im Grund bedeutet das, dass in sexuelle Handlungen ausdrücklich eingewilligt werden müsse.
Dadurch könnten mutmaßliche Täter sich nicht mehr darauf berufen, von der fehlenden Einwilligung nichts gewusst zu haben. Erneute Demonstrationen sind für Montag in Avignon geplant, wie die CGT ankündigte.
Die französische Nationalversammlung beschäftigt sich derzeit mit dem "Ja heißt Ja"-Vorschlag zur Änderung des Gesetzes. Er würde zu einer Änderung der Definition sexualisierter Gewalt führen. Die Gewerkschaft CGT betrachtet die hohe Teilnehmerzahl bei den Demonstrationen als Zeichen dafür, dass das Thema sexualisierte Gewalt gegen Frauen vermehrt ins öffentliche Bewusstsein rückt.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche