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Flixbus-Unglück mit vier Toten: Überlebende erhebt schwere Vorwürfe


Debatte um Anschnallgurte
Überlebende nach Flixbus-Unfall: "Das macht mich so wütend"

Von dpa, lw

06.04.2024Lesedauer: 3 Min.
Aufräumarbeiten auf der A9: Die Ermittlungen zum Unfallhergang laufen.Vergrößern des Bildes
Aufräumarbeiten auf der A9: Die Ermittlungen zum Unfallhergang laufen. (Quelle: xcitepress/rico loeb/imago-images-bilder)
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Warum ist der Flixbus auf der A9 verunglückt? Darüber herrscht noch immer keine Gewissheit. Eine Überlebende erhebt schwere Vorwürfe.

Nach dem tödlichen Flixbus-Unglück dauern die Untersuchungen zum Unfallhergang an. Seither ist eine Debatte entbrannt: Vorwürfe wurden laut, dass der Fahrer für das Unglück verantwortlich sei. Sein Chef wies jegliche Schuldzuweisungen von sich – es hätten alle Passagiere überlebt, wenn sie angeschnallt gewesen wären, sagte der Vorsitzende von "Umbrella Mobility" vergangene Woche der "Bild". Das Subunternehmen hatte den Bus und die Fahrer für die Fahrt von Berlin nach Zürich gestellt.

Eine Überlebende hat den Unternehmer für diese Aussage nun scharf kritisiert. "Das macht mich so wütend", sagte sie der Ippen-Mediengruppe. "Niemand übernimmt Verantwortung. Es ist so ungerecht, dass es keine Konsequenzen gibt – zumindest noch keine. Und da zeigt man erst recht nicht mit dem Finger auf die Fahrgäste." Die Frau forderte eine Aufklärung der Umstände.

Vier Tote, 30 Verletzte

Der Doppeldecker-Flixbus mit 54 Menschen an Bord war am 27. März auf der Autobahn 9 von der Fahrbahn abgekommen und auf die Seite gestürzt. Vier Frauen starben: eine 47-jährige Polin, eine 43-jährige Ukrainerin, eine 20-jährige Indonesierin mit Wohnsitz in Berlin sowie eine 19-Jährige aus Bayern. 30 weitere Menschen waren zum Teil schwer verletzt worden.

Gegen den Busfahrer ermittelt die Staatsanwaltschaft. Dem 62-Jährigen werden fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Ob der Mann schon vernommen wurde, konnte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, Ricardo Schulz, nicht sagen. Auch zur Unfallursache konnte er noch keine konkreteren Angaben machen. "Es wird alles auf den Kopf gestellt."

Video | Reisebus auf der A9 bei Leipzig verunglückt
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Quelle: t-online

Diskussion um Anschnallpflicht in Reisebussen

Schon kurz nach dem Unfall war eine Diskussion um die Anschnallpflicht in Reisebussen neu entfacht. Diese ist nach Einschätzung des Verbandes der Mitteldeutschen Omnibusunternehmen aber nur schwer durchzusetzen. Zwar würden die Fahrer bei Fahrtantritt und nach Pausen darauf hinweisen, und es gebe Hinweisschilder an den Plätzen, sagte Verbandschef Mario König am Dienstag "MDR Aktuell". Eine Kontrolle sei für den Busfahrer aber schlichtweg nicht machbar.

Ein Sprecher der Dresdner Polizei ergänzte, dass sich Gurt-Verweigerer im Bus schlechter überführen ließen. Die Kontrolle erfolge meistens auf Sicht, wenn man vorbeifahre. Auch technische Möglichkeiten seien begrenzt. Ein Sensor für nicht eingesteckte Gurte, wie er bei modernen Pkw oft verbaut ist, wäre zwar theoretisch möglich, würde aber bei jedem Toilettengang des Fahrgastes Alarm schlagen. Deshalb sei diese Technik, wie in Flugzeugen auch, nicht praktikabel.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig sagte auf Nachfrage, dass auch Gegenstand der Ermittlungen sei, ob die Reisenden in dem Bus angeschnallt waren.

"Mehrere Lkw haben den Bus angehupt"

Die Augenzeugin räumte im Gespräch mit Ippen ein, zum Zeitpunkt des Unfalls nicht angeschnallt gewesen zu sein. Sie hatte Glück – und kam dem Bericht zufolge mit blauen Flecken und Schrammen im Gesicht davon.

Sie prangerte im Interview jedoch die Fahrweise des Fahrers an. Schon an der ersten Ampel in Berlin soll der Flixbus-Fahrer hart auf die Bremse gestiegen sein. Wiederholt seien Passagiere durchgeschüttelt worden. Auf der Autobahn habe der 62-Jährige "aggressiv" die Spur gewechselt. "Mehrere Lkw haben den Bus angehupt, weil der Fahrer sie geschnitten hat. Er war rücksichtslos", so die Überlebende. Sie berichtete, wie zuvor auch schon andere Passagiere, von einem Streit zwischen den zwei Busfahrern (lesen Sie hier mehr dazu).

Flixbus und "Umbrella" äußerten sich auf Anfrage von Ippen mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht zu den Vorwürfen.

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