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Hohe Strafen für niederländische «Mocro-Mafia»


Kriminalität
Hohe Strafen für niederländische "Mocro-Mafia"

Von dpa
Aktualisiert am 27.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Maskierte und bewaffnete niederländische Polizisten bewachen einen Transport mit einigen der Verdächtigen, die vor dem Hochsicherheitsgebäude des Gerichts in Amsterdam eintreffen. (Quelle: Peter Dejong/AP/dpa/dpa)

Es war der größte Mordprozess in den Niederlanden: Richter verhängen hohe Strafen gegen die Drogenbande von Ridouan Taghi. Der Terror richtete sich auch gegen Justiz und Reporter Peter R. de Vries.

Hubschrauber und Drohnen kreisen über dem Gericht im Westen von Amsterdam. Spezialeinheiten der Polizei stehen an jeder Straßenecke, schwarz gekleidet, die automatische Waffe im Anschlag. Es sind gespenstische Szenen wie in einem Film. Im schmucklosen Bürogebäude befindet sich das Hochsicherheitsgefängnis der niederländischen Hauptstadt.

Und dort verkündeten die Richter die Urteile gegen eine der berüchtigtsten Drogenbanden des Landes: Dreimal lebenslange Haft, auch Bandenchef Ridouan Taghi (46) erhielt für mehrere Auftragsmorde die Höchststrafe. Er soll auch verantwortlich sein für den Mord am prominenten Kriminal-Reporter Peter R. de Vries im Jahr 2021. Auch wenn der Mord Gegenstand eines anderen Verfahrens ist - er hatte den Prozess überschattet.

Rund sechs Jahre lang dauerte der Prozess gegen die Drogenbande der sogenannten "Mocro-Mafia". 17 Männer waren angeklagt wegen mehrerer Morde, Mordversuche und Anschläge von 2015 bis 2017. Meist waren es Racheakte gegen frühere Komplizen.

Das Gericht verhängte hohe Strafen, drei Mal lebenslang gegen die Hauptdrahtzieher und Haftstrafen von bis zu 29 Jahren für die übrigen 14. Die Strafen fielen aber niedriger aus, als die Anklage gefordert hatte. Sie hatte insgesamt sechs Mal lebenslange Haft beantragt. Die Angeklagten hatten während des Prozesses vor allem geschwiegen. Die meisten von ihnen werden wahrscheinlich Berufung einlegen.

Drehscheibe des Drogenschmuggels

Die ungeahnt scharfen Sicherheitsvorkehrungen sind inzwischen eine bittere Notwendigkeit. Denn gerade dieser Prozess hat gezeigt, wie gnadenlos das organisierte Verbrechen zuschlagen kann. Er löste eine beispiellose Gewaltwelle gegen den Rechtsstaat aus.

Über Jahre war die Taghi-Bande führend im internationalen Kokain-Handel. Die Niederlande sind Europas Drehscheibe im Drogenschmuggel. Rund um 2015 wurde das Land im Zuge eines blutigen Bandenkrieges aufgeschreckt von Abrechnungen und Mordanschlägen. Bis 2017 dann einer der früheren Komplizen von Taghi auspackte: Nabil B. wurde zum Kronzeugen und bekam dafür Strafverminderung. Er wurde nun zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Die Anklage berief sich auch auf eine Fülle von Chat-Berichten. Die Bande hatte mit verschlüsselten Nachrichten kommuniziert. Doch am Ende war es Ermittlern gelungen, den Code zu knacken. Und die Handy-Nachrichten illustrierten, so die Richter, den erbarmungslosen Terror.

Taghi wird als unbestrittener Führer einer "professionellen Mord-Organisation" beschrieben. "Es geht hier um skrupellose und zersetzende Gewalt, bei der ein Menschenleben nichts wert ist", sagten die Richter. "Die Gesellschaft muss maximal vor ihm geschützt werden." Taghi selbst war nicht im Gericht. Er hatte während des Prozesses gesagt: "Der ganze Prozess ist Zeit- und Geldverschwendung. Das Urteil steht doch schon fest."

Urteil zu Mord an Journalist steht noch aus

Der Terror der Bande richtete sich schließlich auch gegen die Justiz. Anwälte, Richter und auch Journalisten gerieten ins Visier. Denn die Aussage des Kronzeugen hatte fatale Folgen. Sein Bruder wurde ermordet, auch sein Anwalt und schließlich 2021 der prominente Kriminalreporter Peter R. de Vries, Vertrauensperson des Kronzeugen. Die Regierung sprach von einem "Anschlag auf den Rechtsstaat". Und auch international hatte der Mord auf offener Straße in Amsterdam Entsetzen ausgelöst.

Um diese Morde ging es in diesem Prozess zwar nicht, erst im Juni soll das Urteil zum Mord am Reporter de Vries fallen. Doch sie zeigen nach Ansicht von vielen, wie groß der Drogen-Terror in den Niederlanden ist. Nun stehen Anwälte und Reporter unter Personenschutz, zeitweilig wurde sogar Kronprinzessin Amalia bedroht. Prozesse werden streng gesichert, wie man es sonst nur von Mafia-Prozessen in Italien kennt. Prozessbeobachter und Juristen sind sich einig: Der Prozess hat die Niederlande für immer verändert.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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