Siedlung in Kopenhagen "Wie kein anderes Viertel" – Freistadt Christiania feiert 50. Geburtstag
Für die einen ist es ein Hort von Drogen und Gewalt, für die anderen ein Freiraum für alternative Lebensstile: Das Viertel in der dänischen Hauptstadt feiert Geburtstag – und die langjährigen Debatten sind mittlerweile verstummt.
Die Kopenhagener Freistadt Christiania hat Geburtstag. Am Sonntag ist es genau ein halbes Jahrhundert her, seit der eigenwillige Ort im Zentrum der dänischen Hauptstadt für gegründet erklärt wurde. Schon seit Mitte der Woche feierten die Bewohner und Unterstützer der alternativen Wohnsiedlung ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Festival, bei dem sie bunt gekleidet durch Kopenhagen zogen.
Ende der 1960er-Jahre hatte das dänische Militär damit begonnen, eine Kaserne im Stadtteil Christianshavn zu räumen. Einige Bürger mit dem Wunsch nach einem alternativen und freieren Lebensstil besetzten das Gebiet daraufhin. Am 26. September 1971 wurde Christiania als eröffnet ausgerufen. Die dänische Politik schuf später den rechtlichen Rahmen, unter dem die Freistadt letztlich geduldet wurde. Die langjährige politische Debatte um die Existenz Christianias ist heute – trotz Drogenhandel und Gewalttaten – weitgehend verstummt.
"Wie kein anderes Viertel"
Christiania wird von Anarchisten, Hippies und manchen Kreativen glorifiziert und von Kritikern als Schandfleck abgestempelt. Nach Angaben der Tourismusbehörde VisitDenmark leben etwa 1.000 Menschen in der Siedlung, die jedes Jahr mehr als 500.000 Menschen besuchen. Die Behörde weist Gäste darauf hin: "Es ist wichtig, dass du dir bewusst machst, dass Christiania wie kein anderes Viertel in Kopenhagen ist. Die Gegend kann als ziemlich rau und zwielichtig beschrieben werden."
Alles in allem zählt Christiania zu den größten Touristenmagneten Kopenhagens und gehört zum Stadtbild ebenso dazu wie zu jeder dorthin führenden Städtereise. Um den Ort ranken sich ebenso viele Mythen wie Kontroversen, nicht zuletzt um den organisierten Drogenhandel und auch um Gewalttaten: Christianias sogenannte Pusher Street ist für den offenen Verkauf von Haschisch bekannt. Rund um die Drogenmeile hat die Polizei in diesem Jahr bis Mitte August bereits mehr als 500 Kilogramm Cannabis sowie größere Bargeldsummen beschlagnahmt. Harte Drogen werden in Christiania nicht geduldet.
- Nachrichtenagentur dpa