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Captagon: Deutsche Produktion boomt – was steckt dahinter?


Droge Captagon
Deutsche Produktion boomt – was steckt dahinter?

Von t-online
Aktualisiert am 18.10.2024 - 05:05 UhrLesedauer: 2 Min.
Saudische Zöllner finden Captagonpillen in Granatäpfeln: Das arabische Land ist eines der wichtigsten Zielländer des Drogenschmuggels in der Region.Vergrößern des BildesSaudische Zöllner finden Captagonpillen in Granatäpfeln: Das arabische Land ist eines der wichtigsten Zielländer des Drogenschmuggels. (Quelle: IMAGO/Balkis Press/ABACA)

Die Droge Captagon wird zunehmend in Deutschland produziert. Es lockt eine riesige Gewinnmarge. In einem Podcast werden nun die Hintergründe beleuchtet.

"Captagon ist eine Droge, die hier in Deutschland noch komplett unter dem Radar fliegt", sagt Nadja Malek, Investigativ-Reporterin des MDR. Sie spricht in der aktuellen Folge des "tagesschau"-Podcasts "11 KM" über eine Aufputschdroge, die in Deutschland bislang zwar kaum konsumiert wird, aber dennoch eine zunehmende Rolle spielt. Europäische Länder dienen laut dem Bundeskriminalamt (BKA) als Umschlagplätze – aber auch die Produktion scheint mittlerweile zu boomen.

Im Jahr 2023 deckten Ermittler des BKA erstmals eine Produktionsstätte für Captagon auf deutschem Boden auf. "Das ist eine absolut neue Dimension", so Journalistin Malek. Die Produktion der Droge in Deutschland zeige, wie stark die kriminellen Netzwerke hier bereits etabliert seien. Eine Tablette kostet ihr zufolge weniger als einen Cent in der Herstellung, kann aber für 15 bis 20 Dollar wieder verkauft werden. "Mit 100 Kilogramm Captagon können über acht Millionen Euro erwirtschaftet werden", berichtet die Journalistin.

Warum wird in Deutschland produziert?

Der Umstieg auf die Produktion von Captagon in Deutschland könnte strategische Gründe haben. Malek erläuterte im Podcast "11 Kilometer", dass in Ländern wie Syrien, wo die Droge ursprünglich hergestellt wird, hohe Schmiergelder gezahlt werden müssen, um die Produktion und den Export ungestört abwickeln zu können. Das Assad-Regime kontrolliere weite Teile des Captagon-Handels und verlangt erhebliche Summen von den Produzenten und Schmugglern, um den Drogenschmuggel zu ermöglichen.

"Indem Schmuggler die Produktion nach Deutschland verlagern, umgehen sie diese zusätzlichen Kosten und können ihre Gewinne maximieren", erklärte Malek.

In Deutschland sei es zudem leichter, legale Produktionsmittel zu beschaffen und die Herstellung in unscheinbaren Lagerhallen oder Fabriken zu verstecken. "Die Produktion vor Ort erspart den Schmugglern auch das Risiko, dass ihre Ware bereits in den Produktionsländern beschlagnahmt wird, bevor sie überhaupt Europa erreicht", so Malek weiter.

"Musste nichts machen, außer Container zu transportieren"

Youssef, ein syrischer Flüchtling, dessen Name von der Podcast-Redaktion geändert wurde, war in einen Captagon-Schmuggelring verwickelt, der später aufflog. Als er nach Deutschland kam, wollte er sich ein neues Leben aufbauen und gründete ein Speditionsunternehmen. Doch seine Geschäftsideen führten ihn nach eigenen Angaben unwissentlich in die kriminelle Welt des Drogenhandels.

"Ich musste nichts machen, außer den Container zu transportieren. Das war ja mein Business", sagte Youssef im Gespräch. Anfangs schien es, als würde er nur harmlose Waren verschicken, doch nach einiger Zeit forderte sein Geschäftspartner ihn auf, Medikamente zu transportieren. Erst später stellte sich heraus, dass es sich dabei um die Aufputschdroge Captagon handelte.

Youssef wurde von einem deutschen Gericht wegen Drogenschmuggels zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Für ihn ist die Strafe nicht nur eine persönliche Niederlage, sondern auch eine bittere Erkenntnis: "Ich habe diesen Verbrechern geholfen, mehr Geld zu verdienen. Ich bereue, dass ich so etwas gemacht habe", sagte er im Podcast.

Malek und ihr Team konnten in ihren Recherchen keine Hinweise darauf finden, dass syrische Flüchtlinge gezielt nach Deutschland kommen, um sich am Drogenschmuggel zu beteiligen. "Das sind absolute Einzelfälle", erklärte sie im Podcast "11 Kilometer". Es sei wichtig, diesen Fall nicht zu verallgemeinern oder syrische Geflüchtete pauschal unter Verdacht zu stellen.

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