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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Es gibt keine Nachrichten" War das der langweiligste Tag aller Zeiten?
Mithilfe einer Datenbank wollte ein Brite herausfinden, was der langweiligste Tag aller Zeiten war. Nicht jeder stimmte dem Ergebnis zu.
Langeweile ist ein subjektives Empfinden. An manchen Tagen aber ereignet sich nachweislich weniger als an anderen. Diese ereignisloseren Tage wollte der britische Unternehmer William Tunstall-Pedoe betrachten, um den in diesem Sinne langweiligsten Tag aller Zeiten objektiv bestimmen zu können. Mithilfe einer künstlichen Intelligenz analysierte er dafür im Jahr 2010 jeden Tag seit dem Jahr 1900 – und erhielt ein eindeutiges Ergebnis.
Demnach war der 11. April 1954 der langweiligste Tag des Jahrhunderts. Zu diesem Ergebnis kam eine Datenbank, die aus mehr als 300 Millionen Fakten über Menschen, Orte und Ereignisse besteht. Der Datenbank zufolge gab es an besagtem 11. April genau drei erwähnenswerte Ereignisse.
Wahlen, Geburtstage und Fußball
Zum einen fanden an diesem Tag Wahlen in Belgien statt. Außerdem wurde der türkische Wissenschaftler Abdullah Atalar geboren und der ehemalige englische Abwehrspieler Jack Shufflebotham starb. Er spielte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Fußball für Vereine wie Aston Villa oder Oldham Athletic. Weitere Ereignisse für diesen Tag, die weltweit von Bedeutung sind, erfasste die Datenbank nicht. Und auch in der BRD war der Tag vergleichsweise ereignislos.
Im einzigen deutschen Fernsehprogramm lief am Abend des 11. April laut der "Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen" die Sendung "Am schwingenden Trapez: Eine Internationale Varieté-Schau aus dem 'Kaiserhof' in Köln". Und im Fußball gewann der Hamburger SV gegen den späteren Meister Hannover 96 mit 2:0. In der Datenbank vom Unternehmen "True Knowledge" wurden diese Ereignisse nicht berücksichtigt.
Datenbank als Grundstein für "Amazon Alexa"
"True Knowledge" wurde von William Tunstall-Pedoe gegründet. Das Unternehmen, das die Datenbank entwickelte, spezialisierte sich vor allem auf Wissensdatenbanken und semantische Suchen. Im Juni 2012 änderte "True Knowledge" seinen Namen zu "Evi", ehe es im Oktober desselben Jahres von Amazon übernommen wurde. Die Forschungsergebnisse des Unternehmens spielten eine Schlüsselrolle in der Entwicklung des KI-Assistenten "Amazon Alexa".
William Tunstall-Pedoe war zudem an einem anderen weltweit bekannten Projekt beteiligt. Für die Buchverfilmung von "The Da Vinci Code – Sakrileg", in der Tom Hanks die Hauptrolle spielt, erstellte der Brite die Anagramme, die im Film zu sehen sind. Anagramme sind Wörter, die aus denselben Buchstaben bestehen wie ein anderes Wort: "Mehl" zum Beispiel ist ein Anagramm von "Helm". Auch hierfür nutzte Tunstall-Pedoe eine Software. Der Brite hat mit seiner Arbeit also bereits viel Aufsehen erregt. Aber nicht jeder stimmt den Ergebnissen seiner Arbeit zu.
"Es gibt keine Nachrichten"
Die BBC brachte zum Beispiel in der Vergangenheit einen anderen Anwärter für den langweiligsten Tag des 20. Jahrhunderts ins Spiel. Der britischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt zufolge war der 18. April 1930 der langweiligste Tag des Jahrhunderts. An diesem Tag verkündete ein Nachrichtensprecher im Radio den berühmten Satz: "Es gibt keine Nachrichten."
Welche Ereignisse William Tunstall-Pedoes Datenbank für diesen Tag bestimmt hat, ist nicht bekannt. Ob ein Tag vor 1900 noch ereignisloser verlief als einer der beiden Kandidaten für den zweifelhaften Titel, kann wiederum weder die BBC noch William Tunstall-Pedoe sagen. Denn für diese Zeit sind nicht genug Aufzeichnungen vorhanden. Gut möglich also, dass es vor 1900 Tage gab, an denen noch weniger passierte.
- faz.net: "In der Wüste der Ereignislosigkeit"
- williamtp.com: "Home" (englisch)
- hna.de: "Errechnet: Das war der langweiligste Tag aller Zeiten"
- theatlantic.com: "Was April 11, 1954, the Most Boring Day in History?" (englisch)
- Eigene Recherche