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Temperaturrekorde und Sturzfluten: Klimakrise verschärft sich rasant


Temperaturrekorde und Sturzfluten
Klimakrise verschärft sich rasant

Von t-online, cry

Aktualisiert am 14.07.2023Lesedauer: 4 Min.
Ein Mann schiebt sein Fahrrad durch die Abenddämmerung eines besonders heißen Tages an der Küste von South Carolina: Weltweit macht ein besonders heißer Juli den Menschen zu schaffen.Vergrößern des Bildes
Ein Mann schiebt sein Fahrrad durch die Abenddämmerung eines besonders heißen Tages an der Küste von South Carolina: Weltweit macht ein besonders heißer Juli den Menschen zu schaffen. (Quelle: IMAGO/Richard Ellis)

Die immer dringlicheren Weckrufe der Klimakrise gelten einigen noch immer als Panikmache. Doch Zahlen, Fakten und Bilder unterstreichen, wie schnell die globale Katastrophe sich verschärft.

Schon zu biblischen Zeiten gab es Stürme, auch die Menschen in der Renaissance kannten Tage mit mehr als 30 Grad. Dürreperioden haben bereits frühere Generationen geplagt und weder Waldbrände noch Flutkatastrophen sind eine neue Erscheinung. So weit, so wahr.

Doch extreme Wetterereignisse, die einst alle Jubeljahre einmal hereinbrachen, jagen inzwischen in immer kürzeren Abständen über die Erde. Hinzu kommt: Die Extreme werden extremer – und damit zunehmend gefährlich. Der Auslöser für diesen Trend ist die menschengemachte Klimakrise, die durch den hohen weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen immer noch weiter befeuert wird.

Hier finden Sie einen Überblick über die jüngsten Negativrekorde und extremen Wetterereignisse.

Juli 2023 – Hitzerekorde

Der erste volle Sommermonat in diesem Jahr bring weltweit neue Rekordtemperaturen und lässt mehrere Erdteile gleichzeitig unter kaum erträglicher Hitze flirren.

Der 3. Juli knackte bereits den weltweiten Temperaturrekord: Nie zuvor seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war die globale Durchschnittstemperatur so hoch wie an diesem Tag. Mit 17,01 Grad Celsius – der Mittelwert aller Temperaturen von der Antarktis bis in die Sahara – zerfiel der bisherige Rekord von 16,92 Grad aus dem Jahr 2016. Wenige Tage darauf bestätigte die UN-Wetterorganisation World Meteorological Organisation: Die gesamte erste Juliwoche 2023 war global die heißeste aller Zeiten.

Die Hitzewellen, die hierzu besonders stark beigetragen haben, ließen unter anderem den Süden der USA bei mehr als 43 Grad im Schatten kochen, und tun das auch weiterhin. Seit Montag sind von Kalifornien bis Florida rund 40 Millionen Menschen von Hitzewarnungen betroffen. In vielen Regionen werden weitere Temperaturen von bis zu 50 Grad vorhergesagt. Landesweit könnte die Hitze Dutzende Allzeitrekorde brechen, berichtet der US-Sender CNN.

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Laut Attributionsforschern hat die menschengemachte Klimakrise es fünfmal wahrscheinlicher gemacht, dass eine solche Hitzeglocke über Texas, Louisiana und großen Teilen Nordmexikos entsteht. Das extreme Wetterereignis gilt bereits als eine der schwerwiegendsten Hitzeglocken, die jemals beobachtet wurden.

(Quelle: Joakim Stahl/SvD/TT/ Imago)

Was ist Attributionsforschung?

Phänomene, die gleichzeitig vorkommen, hängen nicht zwingend zusammen. Die sogenannte "Attributionsforschung" untersucht daher, ob – und wenn ja, wie stark – der menschengemachte Klimawandel die Intensität und Häufigkeit extremer Wetterereignisse beeinflusst. Wissenschaftler wie Klimaforscherin Friederike Otto vergleichen hierfür langjährige Datenreihen und Modelle zu Klimatrends und Wetterereignissen mit und ohne menschlichen Einfluss. Der Klimawandel verstärkt demnach sehr klar die Zahl und Maximaltemperatur von Hitzewellen. Auch für die Zunahme von Starkregenfällen zeichnet sich ein deutlicher Zusammenhang zur Erderhitzung ab. Bei Dürren und Stürmen ist dies bisher schwieriger nachzuweisen. Für Trockenstress der Böden muss allerdings oft nicht einmal der Regen ausbleiben – schon höhere Temperaturen entziehen den Böden mehr Wasser durch Verdunstung.

Selbst im hohen Norden von Kanada schlug die Hitze zuletzt deutlich zu. Bestes Beispiel dafür war der Ort Paulatuk am Arktischen Ozean. Hier, rund 200 Kilometer nördlich des nördlichen Polarkreises, wurde vor wenigen Tagen der Allzeitrekord von 27 Grad geknackt. Die Messstation zeichnete dort am 8. Juli ganze 29,6 Grad auf. Am anderen Ende der Welt in der Antarktis, wo aktuell Winter ist, maß die ukrainische Crew der Vernadsky-Forschungsstation kürzlich die wärmste Julitemperatur seit Messbeginn im Jahr 1947: Es herrschten 8,7 Grad plus.

Gleichzeitig hält eine hartnäckige Hitzewelle die Tagestemperaturen in einigen Regionen Chinas bereits seit mehreren Wochen auf mehr als 35 Grad, in Nordafrika zeigten die Thermometer in der vergangenen Woche bis zu 50 Grad im Schatten.

Nachdem Südeuropa bereits im April die erste Hitzeperiode mit bis zu 35 Grad durchmachen musste, die laut Forschern durch die Klimakrise 100-mal wahrscheinlicher wurde, ist es dort in den ersten Juliwochen noch heißer geworden. Anfang des Monats kletterten die Temperaturen auf bis zu 44 Grad im Schatten. In der spanischen Region Extremadura erhitzten Bereiche in der prallen Sonne sogar auf 60 Grad, wie Aufnahmen des europäischen Satelliten Sentinel 3 bestätigen.

Die aktuelle Hitzewelle "Zerberus", benannt nach dem dreiköpfigen Hund in Dantes Inferno, hat neben Nordafrika auch Spanien, Griechenland, Kroatien, die Türkei und Italien im Griff. Befürchtet wird, sie könnte noch schlimmer werden.

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In Rom starb in dieser Woche bereits ein Mitarbeiter einer Straßenmeisterei, der trotz großer Hitze dabei war, einen Zebrastreifen zu streichen. In den kommenden Tagen werden einige hunderte Kilometer weiter südlich auf Sizilien sogar bis zu 48,8 Grad im Schatten erwartet – Gleichstand mit der heißesten jemals in Europa gemessenen Schattentemperatur. Diese war im Sommer 2021 auf Sizilien erreicht worden.

Deutschland erlebte am vergangenen Sonntag immerhin den bislang heißesten Tag des Jahres: Im Landkreis Karlsruhe wurden 38 Grad gemessen. Vom nationalen Hitzerekord von 41,2 Grad, die im Juli 2019 in Duisburg und Tönisvorst erreicht wurden, ist dies noch einigermaßen weit entfernt. Doch das Zusammenspiel der fortschreitenden Klimaerhitzung und des einsetzenden Wetterphänomens El Niño, das weltweit einen zusätzlichen wärmenden Effekt hat und in der Regel mehrere Jahre anhält, dürfte auch hier zu weiteren Negativrekorden führen.

Juli 2023 – Flutkatastrophen

Dramatische Überflutungen haben in der zweiten Juliwoche auf mehreren Kontinenten schwere Schäden verursacht und zahlreiche Menschen das Leben gekostet. Ausgelöst wurden sie durch sehr starke Regenfälle, die selbst für die Regenzeit teils als ungewöhnlich gelten.

In den nordindischen Bundesstaaten Himachal Pradesh und Punjab ließen Starkregenfälle das Wasser meterhoch durch Ortschaften tosen. Mitgerissenes Geröll, Baumstämme und Trümmer erhöhten die zerstörerische Kraft der Fluten weiter. Seit dem Wochenende sind in den Sturzfluten dort mindestens 41 Menschen gestorben.

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Im pakistanischen Teil Punjabs haben seit Ende Juni mehr als 50 Menschen ihr Leben wegen massiver Starkregenfälle verloren. Die meisten starben unter den Trümmern ihrer Häuser oder erhielten tödliche Stromschläge durch Kabel, die in Berührung mit den Wassermassen kamen.

Im Nordosten der USA war die Situation ebenfalls verheerend. Die Fluten trafen hier vor allem Vermont, New York und benachbarte Bundesstaaten. Dort unterspülten sie Straßen und Brücken, fluteten Häuser und U-Bahn-Stationen. Das Wasser riss auch Autos mit sich. Mehrere Städte riefen den Notstand aus, während die Feuerwehr eingeschlossene Menschen, die in ihren Fahrzeugen feststeckten, teils nicht erreichen konnte. Mindestens eine Person kam ums Leben.

Die jüngste Flutwarnung galt dann dem Bundesstaat Arkansas im Südosten des Landes. Hier warnte der Wetterdienst zuletzt am 12. Juli vor tödlicher Gefahr durch Sturzfluten.

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Und auch am Schwarzen Meer legten Starkregenfälle das öffentliche Leben Anfang des Monats lahm. In den türkischen und russischen Küstenregionen kam es zu massiven Regenfällen; zahlreiche Orte mussten örtlichen Medienberichten zufolge evakuiert werden.

Die jüngste Ausnahmesituation durch Flutwasser in Europa musste am 7. Juli die spanische Stadt Saragossa erleben. Dort spülte das Wasser zahlreiche Fahrzeuge die Straßen entlang, die Insassen mussten auf die Dächer ihrer Autos klettern, um gerettet zu werden.

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Verwendete Quellen
  • sciencemediacenter.de: "Hitze & Dürren im Klimawandel – aktueller Stand der Attributionsforschung"
  • cnn.com: "At least 41 dead after heavy rain and flash floods in northern India"
  • nytimes.com: "At Least 1 Dead as Heavy Rains Set Off Flash Flooding in New York"
  • themoscowtimes.com: "Flash Floods Trigger Evacuations on Russia’s Black Sea Coast"
  • aljazeera.com: "Flash floods cause widespread damage in Northeast US"
  • hurriyetdailynews.com: "Flash floods hit Black Sea provinces"
  • bbc.com: "US storms: Vermont assesses 'devastating' damage as floods recede"
  • bbc.com: "At least 50 dead in Pakistan monsoon floods since end of June"
  • theguardian.com: "Arkansas warned over ‘life-threatening’ flash floods"
  • theguardian.com: "Spain: severe floods sweep cars away after torrential rain – video report"
  • theguardian.com: "Monday was hottest day for global average temperature on record, as climate crisis bites"
  • public.wmo.int: "Preliminary data shows hottest week on record"
  • cnn.com: "A new dangerous long-lasting heat wave could set dozens of heat records, even in notoriously hot places"
  • theguardian.com: "Current heatwave across US south made five times more likely by climate crisis"
  • theguardian.com: "Monday was hottest day for global average temperature on record, as climate crisis bites"
  • bbc.com: "Cerberus heatwave: Hot weather sweeps across southern Europe"
  • cnn.com: "Italy swelters under deadly ‘Cerberus’ heat wave which could break European temperature records"
  • ctvnews.ca: "Canada's far north under heat warnings amid 'alarming' rise in record-breaking temperatures"
  • thetimes.co.uk: "Europe’s heatwave Cerberus: first death as Italy temperatures to hit 48C"
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