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Corona-Lockerungen in Deutschland: "Ein bisschen wie neugeboren"


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Tagesanbruch
Ein Gefühl wie neugeboren

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 22.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Wiedereröffnung eines Restaurants in Potsdam.Vergrößern des Bildes
Wiedereröffnung eines Restaurants in Potsdam. (Quelle: Christoph Soeder/dpa)
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Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

ein bisschen fühlt es sich an, als werde man neugeboren. Sie wissen ja, dass ich es für keine gute Idee halte, wenn wir uns bei der Bewältigung der Corona-Seuche ausschließlich auf unser eigenes Land konzentrieren. Schön und gut, dass es hierzulande nun endlich bergauf geht, aber die Lage in weiten Teilen der restlichen Welt ist desaströs, und dazu muss man gar nicht nur nach Indien oder Brasilien schauen. Auch das ist eines der Themen, über die mein Kollege Marc Krüger und ich heute in unserem Podcast sprechen, hören Sie bitte hinein:

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Gestern telefonierte ich mit einem der wenigen verbliebenen europäischen Helfer in Afghanistan und ließ mir berichten, wie Covid dort die ohnehin prekären Lebensumstände der Menschen weiter verschlimmert hat. Impfstoffe kennen die meisten Leute dort noch nicht einmal vom Hörensagen. Ähnliches berichteten mir Helfer in Nepal und im Gazastreifen. Im Jubel über das nun endlich zügige Impfen sollten wir Europäer und auch die Amerikaner die Nöte von Milliarden Menschen in den ärmeren Teilen der Welt nicht aus dem Blick verlieren.

Es wäre nicht nur herz-, sondern auch gedankenlos. Hierzulande werden wir dieses Virus niemals besiegen, wenn wir es nicht auch andernorts ausrotten. Stattdessen wird es immer neue Mutationen entwickeln und uns in der globalisierten Welt wieder und wieder heimsuchen. Dass wir das wissen und trotzdem nicht mehr dagegen tun, ist nur damit erklärbar, dass wir Menschen einen ziemlich engen Horizont haben. Um Corona dauerhaft hinter uns zu lassen, müssen wir dafür sorgen, dass schnell mehr Impfdosen nach Afrika, Asien und Lateinamerika gelangen. Deshalb ist es ein positives Signal, dass die EU gestern angekündigt hat, bis Ende des Jahres mindestens 100 Millionen Dosen an Entwicklungs- und Schwellenländer zu spenden. Und dass die Pharmakonzerne Pfizer, Moderna und Johnson & Johnson bis 2022 weitere 3,5 Milliarden Dosen liefern wollen.

Ich möchte Sie also mit einer frohen Botschaft in dieses schöne lange Wochenende entlassen und auf meinen Eingangssatz zurückkommen. Ein bisschen wie neugeboren: Dieses Gefühl verspürte ich, als ich nach dem monatelangen Lockdown in der vergangenen Woche zum ersten Mal wieder ein Restaurant betreten durfte. Die Berliner Corona-Regeln erlaubten dies. Gemeinsam mit drei besonders netten Kollegen, alle getestet, alle mit Maske, tapste ich etwas unsicher in den nahezu menschenleeren Saal, in einer Ecke war ein Tisch für uns gedeckt. Wir ließen uns nieder und studierten die Speisekarte, als sei sie das Buch Mose. Es war ein erhebendes Gefühl, als die Vorspeise kam, und es wurde immer schöner, als wir uns zuprosteten, diskutierten, lachten. Und alles ohne diese doofen Computerkameras, vor denen wir nun monatelang gehockt hatten.

Ich habe mich entschlossen, dieses Gefühl des ersten Post-Corona-Dinners in meiner Erinnerung zu konservieren. Ich möchte es nicht mehr vergessen. Und ich wünsche Ihnen allen, dass Sie dergleichen in den kommenden Tagen und Wochen ebenfalls erleben können. Bis dahin verkürze ich Ihnen die Zeit mit ein bisschen Musik. Standesgemäß zu seinem 80. Geburtstag am Montag kommt der Song von Bob Dylan – aber gespielt wird er vom größten Gitarristen aller Zeiten.

Genießen Sie das Pfingstwochenende!

Herzliche Grüße, Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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