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Europawahl-Ergebnisse 2019: Wer hat wo die AfD gewählt – und warum?


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Europawahl 2019
Wer die AfD gewählt hat – und warum


Aktualisiert am 28.05.2019Lesedauer: 3 Min.
AfD-Spitzenkandidat Jörg Meuthen: Vor allem mit Migrationsthemen konnte die Partei punkten.Vergrößern des Bildes
AfD-Spitzenkandidat Jörg Meuthen: Vor allem mit Migrationsthemen konnte die Partei punkten. (Quelle: Axel Schmidt/reuters)

Alt, ostdeutsch und ein Mann: Die Klischees über den Wähler der AfD halten sich auch bei der Europawahl. Ein Blick auf die Ergebnisse zeigt: Es ist komplizierter.

Noch am Sonntagabend war schnell klar: Die Grünen sind der Gewinner der Europawahl. Doch nicht nur die Ökopartei konnte ihr Wahlergebnis verbessern. Auch die eurokritische und rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) kann sich über Stimmenzuwachs freuen: Mit 11 Prozent hat sich die Partei um 3,9 Prozentpunkte gegenüber der letzten Europawahl verbessert. Besonders im Osten ist die Partei stark – in vielen Landkreisen in Brandenburg und Sachsen sogar stärkste Kraft. Auch im südlichen Sachsen-Anhalt und in Süd-Thüringen ist die Partei Wahlsieger. Doch wie setzt sich die Wählerschaft der AfD zusammen? Und warum wurde die Partei gewählt? Ein Überblick:

1. Rechtspopulisten bei älteren Männern beliebt – aber nicht nur

Jung wählt Grün, Alt wählt AfD – das Vorurteil trifft auf die Europawahl nur bedingt zu: So hatte die AfD in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen 11 Prozent, bei den 35- bis 59-Jährigen 13 Prozent und bei den 60- bis 69-Jährigen 11 Prozent der Stimmen bekommen. Das ist überall ein Plus im Vergleich zur letzten EU-Wahl. Lediglich bei den 18- bis 24-Jährigen hat die Partei Verluste verbuchen müssen: Hier wurde sie nur noch von 5 Prozent der Wahlberechtigten gewählt (minus 3 Prozent). 5 Prozent aller Erstwähler machten bei der Partei ihr Kreuz.

Die Europawahl zeigt auch, dass die AfD fast doppelt so häufig von Männern als von Frauen gewählt wird: 7 Prozent der Frauen machten ihr Kreuz bei den Rechtspopulisten, bei den Männern waren es 13 Prozent.

2. Enttäuschte Unionswähler gehen zur AfD – aber auch Linke-Anhänger

Die AfD musste im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 einen Verlust von knapp drei Millionen Anhängern hinnehmen. Doch sie hat am Sonntag auch wieder von anderen Parteien Anhänger gewinnen können. So wählten rund 340.000 ehemalige CDU-Wähler jetzt AfD. Auch 100.000 Sozialdemokraten, 30.000 Grüne, 100.000 Anhänger der Linken und 180.000 Liberale-Wähler setzten bei der Europawahl auf die AfD. Ebenfalls dazugekommen sind 300.000 Nicht-, sowie 20.000 Erstwähler.

3. AfD punktet bei der nicht-akademischen Bildungsschicht

Werden die Wahlberechtigten nach Bildungsstand eingeteilt, ergibt sich ein klares Bild für die Rechtspopulisten: 12 Prozent der Hauptschüler haben ihr Kreuz bei der AfD gemacht und 14 Prozent waren es bei Wählern mit mittlerer Reife. Abiturienten gaben der Partei noch 8 Prozent ihrer Stimmen, Akademiker nur noch 5 Prozent. Zum Vergleich: 31 Prozent der Wahlberechtigten mit Hochschulabschluss wählten Grün.

4. Hochburgen im Osten – aber nicht nur

Der Osten Deutschlands ist in der Hand der AfD. Besonders stark ist die Partei in den Wahlkreisen Bautzen (32,1 Prozent), Görlitz (32,4 Prozent), Spree-Neiße (30,9 Prozent) und Sächsische Schweiz (32,9 Prozent). Hier hat sie die einstige Führungspartei CDU klar auf den zweiten Platz verwiesen. Doch nicht nur im Osten ist die Partei stark. In vielen Teilen Deutschlands konnte die AfD ihre Stimmen zumindest auf dem Wert von 2014 halten. Einige kleine Hochburgen fallen zudem auf.


So kommt die Partei in den NRW-Städten Gelsenkirchen (16,4 Prozent) und Herne (13,2 Prozent) auf vergleichsweise viele Wähler. Auch in Regen in Bayern haben 13,3 Prozent der Wahlberechtigten AfD gewählt. Ähnlich sind die Ergebnisse für den Wahlkreis Calw (13,4 Prozent) und Pforzheim (17,1 Prozent) in Baden-Württemberg. In Rheinland-Pfalz haben in Germersheim und Ludwigshafen am Rhein (jeweils 14,2 Prozent) ebenfalls vergleichsweise viele Menschen die AfD gewählt. In Frankenthal (13,6 Prozent), Pirmasens (14,9 Prozent) und Krusel (13,6 Prozent) zeigt sich ein ähnliches Bild. Das Gleiche gilt für Salzgitter in Niedersachsen (15 Prozent).

5. Warum wurde die AfD gewählt?

Gegen den Flüchtlingszustrom und gegen die EU: Das AfD-Wahlkampfprogramm hatte sich auf die Schwerpunkte Migration, Reform des Europaparlaments und Innere Sicherheit gesetzt. Dementsprechend fokussiert sich auch die Wahlentscheidung der AfD-Wähler auf diese Punkte. Auf die Frage, welches Thema für die Wahl der Partei die größte Rolle gespielt hat, antworteten 69 Prozent der Befragten laut einer "Tagesschau"-Umfrage mit "Zuwanderung", für 45 Prozent war die "Soziale Sicherheit" besonders wichtig. "Klima- und Umweltschutz" (20 Prozent), "Friedenssicherung" (16 Prozent) und "Wirtschaft" (12 Prozent) waren für die AfD-Wähler hingegen kaum von Belang. In der Flüchtlings- und Einwanderungspolitik habe die AfD laut ihrer Anhänger auch ihre größten Kompetenzen.

Eine weitere Umfrage zu Ansichten über die Partei verfestigt dieses Bild: Besonders viele AfD-Anhänger finden es gut, dass die Partei den Zuzug von Ausländern und Flüchtlingen begrenzen will. Ebenfalls sehr positiv wird bewertet, dass die AfD den Einfluss des Islam verringern will. Doch auch ihrer Rolle als Protestpartei wird die AfD noch immer gerecht: 86 Prozent der Befragten gaben an, dass die Partei die einzige Möglichkeit ist, Protest gegenüber der Politik auszudrücken.

Verwendete Quellen
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