Bundespräsidenten-Kandidat Otte hielt Vortrag bei rechtsextremer Thüringer AfD
Im Januar stellte die AfD Max Otte, damals noch CDU-Mitglied, als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten vor. Nun wird bekannt: Bereits 2020 hat er einen Vortrag vor Björn Höckes Landesverband gehalten.
Der umstrittene Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten, Max Otte, hat im vergangenen Jahr einen Vortrag vor der Thüringer AfD-Landtagsfraktion mit ihrem Vorsitzenden Björn Höcke gehalten. "Er hielt einen Vortrag zu den makroökonomischen Folgen der Corona-Politik für die deutsche Wirtschaft", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Torben Braga, am Freitag in Erfurt. Zuvor hatte der MDR darüber berichtet.
Die Thüringer AfD mit ihrem Landespartei- und Fraktionschef Höcke wird als Landesverband vom Landesverfassungsschutz als gesichert extremistisch eingestuft und als Beobachtungsobjekt geführt. Bundesverfassungsschutzchef Thomas Haldenwang hatte Höcke im Jahr 2020 als Rechtsextremisten bezeichnet.
Ottes Kandidatur löst Empörung in der Union aus
Otte war zum Zeitpunkt seines Vortrags noch CDU-Mitglied. Im Januar dieses Jahres wurde bekannt, dass die AfD den damaligen Chef der erzkonservativen Werteunion zu ihrem Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten machen will. In der CDU löste die Nachricht Empörung aus, in der AfD wurde sie zum Teil als Coup gefeiert. Otte nahm die Nominierung an. Die CDU entzog Otte daraufhin Ende Januar alle Mitgliederrechte.
Seither hat Otte bereits für weitere Schlagzeilen gesorgt. So wurde in der vergangenen Woche bekannt, dass er kurz vor der Bundestagswahl 20.000 Euro an den AfD-Kreisverband im sächsischen Görlitz überwies. AfD-Chef Tino Chrupalla gehört dem Verband an. Otte sagte, er schätze Chrupalla "als bodenständigen und bürgerlichen Politiker". Eine weitere Spende von Otte ging nach Recherchen von NDR und WDR an den AfD-Verband Nordrhein-Westfalen.
Otte rief wohl bereits 2013 zur Wahl der AfD auf
Bereits 2017 kündigte Otte an, selbst die AfD zu wählen. Wie die "Welt" am Freitag berichtete, rief er außerdem bereits im Jahr 2013 zur Wahl der AfD auf – in einem Newsletter. Die AfD sei im Zuge der Eurorettung "die einzige Partei, die das Grundgesetz und damit unsere Verfassung uneingeschränkt und ohne Wenn und Aber hochhält".
Der Bundespräsident soll am Sonntag in Berlin von der Bundesversammlung gewählt werden. Ottes Kandidatur gilt als chancenlos, eine Wiederwahl des bisherigen Amtsinhabers, Frank-Walter Steinmeier, als wahrscheinlich.
- Nachrichtenagentur dpa
- Welt: Otte rief bereits 2013 zur Wahl der AfD auf
- Tagesschau: Otte spendete 30.000 Euro an die AfD