"Immer Genosse der Bosse" Linken-Chefin kritisiert Altkanzler Schröder
Aus der Linkspartei kommt für gewöhnlich wenig Kritik an den russischen Energiegeschäften von Gerhard Schröder. Susanne Hennig-Wellsow geht nun allerdings auf Distanz – nicht nur wegen Schröders Nähe zu Russland.
Die Parteivorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, hat Altkanzler Gerhard Schröder für seine Geschäftsbeziehungen nach Russland kritisiert. "Für Schröder gilt, aber das ist nichts Neues: einmal der Genosse der Bosse, immer der Genosse der Bosse", sagte Hennig-Wellsow dem Spiegel zu der Frage, was sie von Schröders Engagement hält.
Schröder gilt als guter Freund des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin. Nach seiner Zeit als Bundeskanzler ist Schröder in der russischen Energiewirtschaft tätig. Er bekleidet unter anderem Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2. Zudem ist er Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Nord Stream AG und Präsident des Verwaltungsrats bei der Nord Stream 2 AG. Beide Gasleitungen unter der Ostsee verbinden Russland und Deutschland. Außerdem ist Schröder Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft.
Schröder: Ukraine betreibt "Säbelrasseln"
Der Altkanzler hatte zuletzt mit Äußerungen zur Ukraine-Krise für Aufsehen und für Ärger in der eigenen Partei gesorgt: Schröder hatte die Forderungen der Ukraine nach Waffenlieferungen als "Säbelrasseln" kritisiert. Zugleich warf der frühere SPD-Chef Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Provokation Russlands vor, weil sie vor ihrem Antrittsbesuch in Moskau die Ukraine besucht hat.
Hennig Wellsow kritisierte darüber hinaus Schröders Harzt IV-Reformen. Man sollte einmal eine "alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin" fragen, was sie über Schröder denke, so die Linkenchefin. Der Bundeskanzler hatte 2005 die umstrittenen Arbeitsmarktreformen durchgesetzt.
- Spiegel: "Linkenchefin kritisiert Gerhard Schröder"
- Nachrichtenagentur dpa