Arbeit am Wahlprogramm startet So will Laschet die CDU nach Merkel verändern
Wohin steuert die Union? Wer wird Kanzlerkandidat? Wie will sie nach der Merkel-Ära beim Wähler punkten? Auf diese Fragen will Parteichef Armin Laschet Antworten finden. Erste Andeutungen macht er bereits.
Pandemie überwinden, Verwaltung digital modernisieren, Klimawohlstand durch Innovation, Zusammenhalt bewahren, Europa: Ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl hat CDU-Chef Armin Laschet seine Ideen für eine neue unionsgeführte Regierung nach der Ära von Kanzlerin Angela Merkel präsentiert. Deutschland solle zum "Land der Macherinnen und Macher" weiterentwickelt werden, warb der mögliche Unions-Kanzlerkandidat am Dienstag in einer Rede – und eröffnete damit die Beteiligungskampagne für das CDU-Programm zur Bundestagswahl im September. "Chancen eröffnen: Das ist die Republik, von der ich träume", sagte Laschet in Berlin.
Vor den an Ostern beginnenden Entscheidungswochen in der Union über die Kanzlerkandidatur dürfte der Auftritt als wichtiger Akzent gedacht gewesen sein. Zwar haben offiziell weder Laschet noch CSU-Chef Markus Söder ihre Kandidaturen erklärt – beiden werden aber große Ambitionen auf das Kanzleramt zugesprochen. Söder liegt bei Beliebtheitsumfragen in der Bevölkerung seit Monaten meist weit vorne. Laschet dürfte aber trotz einiger CDU-Stimmen, die sich öffentlich für Söder stark machen, einen Großteil der Landesverbände hinter sich sehen.
"Wir werden das besser machen. Dafür stehe ich persönlich ein"
Laschet sagte in seiner Rede Nachbesserungen im Pandemie-Management zu. Fehler und persönliches Fehlverhalten in den eigenen Reihen hätten dazu geführt, dass das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Unionsparteien gesunken sei. "Wir werden das ändern. Wir werden das besser machen. Dafür stehe ich persönlich ein", versicherte er. Die CDU sei als Partei der Mitte "der innovative Kern deutscher Politik". Als zentrale Wahlkampfthemen nannte er eine nachhaltige Umwelt-, Wirtschafts-, Sozial- und Digitalpolitik.
Im Bundestagswahlkampf will der CDU-Chef für ein "Jahrzehnt der Modernisierung" werben. Die Fehler, die in der Pandemie erkennbar geworden seien, müssten jetzt angepackt werden. Ein "Weiter so" dürfe es nicht geben. Staat und Verwaltung müssten digitaler, schneller, schlanker sowie flexibler und effizienter werden, Bürokratie müsse abgebaut werden. Laschet betonte: "Wir können Veränderung. Doch wir sind in den letzten Jahren zu bequem geworden." Die Krise müsse genutzt werden, um als gestärktes, geeintes und erneuertes Land nach der Pandemie voranzukommen.
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Das Verhältnis von Staat, Wirtschaft und Ökologie müsse neu justiert werden, verlangte Laschet, der auch NRW-Ministerpräsident ist. "Klimaschutz allein reicht nicht." Im Sinne von Wirtschaft und Industrie müsse es "Vorfahrt für Zukunftstechnologien" geben. Der CDU-Chef kündigte eine wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung vor allem für Mittelstand und Familienunternehmen an und für junge Gründer ein "bürokratiefreies Jahr". Veränderung werde aber nur gelingen, "wenn Menschen uns glauben, dass wir das können". Vertrauen entstehe, wenn Ehrlichkeit im Mittelpunkt der Politik stehe. Dies sei die "wichtigste Währung auch bei der Modernisierung".
Laschet warnt vor "linken Experimenten"
Deutschland und Europa sollten wieder die "Apotheke der Welt" werden, nachdem vor allem China Deutschland mit riesigen Investitionen den Standortvorteil in diesem Bereich genommen habe, forderte Laschet. Mit "grünem Wasserstoff" wolle er Energiepolitik mit Industriearbeitsplätzen verbinden und zeigen, wie Stahl "grün" produziert werden könne. Klar bekannte sich Laschet zu Europa – auch wenn bei der Impfstoffbeschaffung nicht alles optimal gelaufen sei.
Außenpolitisch müsse Europa künftig mit einer Stimme sprechen – "nur dann werden wir in der Welt wahrgenommen", warb Laschet. Spaltern und Nationalisten halte er entgegen: "Wir lassen uns unser Europa nicht kaputt machen. Wir werden kämpfen für mehr Europa, weil nur das in deutschem Interesse liegt". Globale Unsicherheiten, Zukunftssorgen und rasanter technologischer Wandel führten zu einer Polarisierung der Gesellschaft – etwa beim Klimaschutz oder in der Schulpolitik. Toleranz und Meinungsvielfalt seien dagegen Voraussetzungen für Modernisierung: Rechthaberei und anonym vorgetragene Aggression in den sozialen Medien dienten nicht dem Zusammenhalt der Gesellschaft.
Gleichzeitig warnte Laschet vor einer rot-rot-grünen Koalition nach der Bundestagswahl im September. "Die Zukunft lässt sich nicht mit ideologischen linken Experimenten gestalten", betonte der CDU-Chef. "Wir sind das Bollwerk gegen ideologiegetriebene Politik, die in alle Lebensbereiche der Menschen eingreift." Dies ließen die Wahlprogramme von Linken, SPD und Grünen erahnen. "Im Ziel sind wir vielleicht einig. Im Weg haben wir völlig unterschiedliche Ansätze."
- Nachrichtenagentur dpa