"Überhaupt nicht begeistert" Streit um Kanzlerfrage: CDU ist "angefressen" wegen Söder
Der bayerische Ministerpräsident zögert die Entscheidung um die Kanzlerkandidatur hinaus und kritisiert nach der Wahlniederlage Spitzenkräfte der CDU. Die zeigt sich jetzt genervt.
An der Spitze der CDU wächst der Ärger über den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). "Man ist überhaupt nicht begeistert", zitiert die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) anonyme Personen aus dem CDU-Führungsgremium. Und man sei "eher angefressen".
Der Grund: Nach der Wahlniederlage der CDU in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz stichelte Söder immer wieder gegen die CDU. Besonders in der Kritik steht demnach eine Aussage von ihm: "Wer führen will und wer den Anspruch einer Nummer eins hat, der muss auch diesen Anspruch durch seine Arbeit rechtfertigen."
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Das wertet die CDU-Führung kurz nach den Landtagswahlen als Angriff auf NRW-Ministerpräsident und CDU-Chef Armin Laschet. "Wenn du weißt, die große Schwester ist so den Bach runtergegangen, dann machst du nicht das, was da am Montag gemacht worden ist", kritisiert eine Führungskraft der CDU gegenüber der FAS.
Söder aber legte an diesem Wochenende im FAS-Interview erneut nach – dieses Mal mit Kritik an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Ob er Altmaier eine Mitschuld an den Niederlagen bei der Landtagswahl gebe? Die Niederlagen seien nicht bloß auf lokale Gründe zurückzuführen, so Söder. "Viele Menschen sind einfach enttäuscht, dass das Impfen zu lange dauert, Tests nicht ausreichend zur Verfügung stehen und die Wirtschaftshilfen zu spät kommen." Das sei "leider Fakt".
Streit um Termin für Kandidaten-Kür
Der Zwist wird in einer kritischen Phase öffentlich: Gerade steht die Union wegen Korruptionsvorwürfen gegen mehrere Abgeordnete massiv in der Kritik. Bisher haben CDU und CSU außerdem noch keinen Kanzlerkandidaten ernannt. Laschet erhebt Anspruch auf die Kandidatur. Söder aber hat noch nicht definitiv ausgeschlossen, dass auch er ihn erheben könnte.
Laschet forderte jüngst eine Entscheidung noch im April, Söder erteilte eine Absage: Er will am ursprünglich vereinbarten Termin "zwischen Ostern und Pfingsten" festhalten. Eine Entscheidung wäre demnach bis zum 23. Mai noch möglich.
Diese Lage sorgt für Spannungen in der CDU – zumal Söder sich offensichtlich sehr konkrete Gedanken um den Bundestagswahlkampf macht. Wie die FAS weiter berichtet, habe Söder in einer Spitzenrunde mit den Fraktionschefs und Kanzlerin Merkel vorgeschlagen, "um das Kabinett" herum im Wahlkampf "Teams für die Zukunft" zu bilden. Ein weiterer Affront für manchen in der CDU, da Söder die Idee zuvor nicht abgesprochen habe. "Keiner wusste von diesem Team Zukunft."
- Vorabmeldung der FAS
- Mit Material von dpa