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Atomwaffen für Deutschland? So ist das Land ausgerüstet


Superwaffen des Kalten Kriegs
Darum hat Deutschland keine eigenen Atomwaffen

Von t-online, mk

Aktualisiert am 14.02.2024Lesedauer: 4 Min.
US-Interkontinentalrakete im Titan Missile Museum in Arizona: Historiker schätzen, dass die USA zeitweise 5.000 Atomsprengköpfe in Deutschland lagerten.Vergrößern des Bildes
US-Interkontinentalrakete im Titan Missile Museum in Arizona: Historiker schätzen, dass die USA zeitweise 5.000 Atomsprengköpfe in Deutschland lagerten. (Quelle: Erich Schmidt/imago-images-bilder)
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Der Ukraine-Krieg hat die Angst vor einem Atomkrieg zurück nach Europa gebracht. Äußerungen von Trump fachen sie an. Doch wie ist Deutschland diesbezüglich ausgerüstet?

Bis Ende der Achtzigerjahre war die Furcht vor einem Atomkrieg in Europa weitverbreitet. Nun gibt es erneute Diskussionen um mögliche gemeinsame Atomwaffen für die EU: Die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Katarina Barley, zweifelt wegen der Präsidentschaftskandidatur von Donald Trump an der Verlässlichkeit des US-Atomwaffen-Schutzschirms für Europa. "Angesichts der jüngsten Äußerungen von Donald Trump ist darauf kein Verlass mehr", sagte sie dem "Tagesspiegel".

Zur Frage, ob die EU eigene Atombomben brauche, antwortete Barley vor diesem Hintergrund: "Auf dem Weg zu einer europäischen Armee kann also auch das ein Thema werden." Unterstützung erhielt sie von Finanzminister Christian Lindner (FDP). Mehr dazu lesen Sie hier. Der ehemalige US-Präsident Trump hatte am Wochenende bei einem Wahlkampfauftritt gesagt, dass er Nato-Partner, die nicht genug in Verteidigung investierten, im Ernstfall nicht vor Russland beschützen würde. Mehr dazu lesen Sie hier.

Im Jahr 1986, auf dem Höhepunkt des Rüstungswettlaufes, hatten die USA 23.254 Atomsprengköpfe in ihren Arsenalen, die Sowjetunion hatte sogar 40.723 – genug, um die Erdoberfläche mehrfach zu verwüsten. Mit mehreren Abrüstungsverträgen und dem Ende der Sowjetunion 1991 schien der Kalte Krieg gebannt, doch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bringt die Atomangst zurück – und die Frage danach, ob die EU sich im Fall einer weiteren Amtszeit Donald Trumps auf die USA verlassen kann. t-online gibt einen Überblick darüber, wie Deutschland ausgerüstet ist.

Gibt es in Deutschland Atomwaffen?

Auf dem Luftwaffenstützpunkt Büchel in Rheinland-Pfalz sollen nach Angaben von US-Atomwaffenexperten noch immer etwa 20 Kernwaffen der US-Armee lagern. Offiziell bestätigt ist das aber nicht. Im Ernstfall würden deutsche Piloten auf US-Befehl diese Waffen mit Tornado-Kampfjets ins Ziel bringen. Dieses Prinzip nennt sich nukleare Teilhabe.

Nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs erklärte der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer 1954 den Verzicht Deutschlands auf eigene Atomwaffen. Im Gegenzug verpflichteten sich die USA, die Bundesrepublik an der nuklearen Abschreckung gegenüber der Sowjetunion zu beteiligen. Historiker schätzen, dass die USA zeitweise 5.000 Sprengköpfe in Deutschland lagerten. Bei den in Büchel gelagerten Raketen soll es sich sogar um Wasserstoffbomben handeln.

Worin unterscheiden sich Atom- und Wasserstoffbomben?

Auch Wasserstoffbomben zählen zu den Nuklearwaffen, ihre Zerstörungskraft ist allerdings um ein Vielfaches höher. Bei einer klassischen Atombombe wird konventioneller Sprengstoff gezündet, um Uran oder Plutonium im Bruchteil einer Sekunde so zu verdichten, dass es zu einer Kettenreaktion von Kernspaltungen kommt. Die 1945 über Hiroshima abgeworfene Atombombe entsprach in ihrer Sprengkraft 15.000 Tonnen TNT. Zum Vergleich: Die Explosion von 200 Gramm TNT reicht aus, um einen Menschen zu töten.

Während Atombomben nach dem Prinzip der Kernspaltung funktionieren, basieren Wasserstoffbomben auf der Kernfusion. 1952 testeten die USA die erste Bombe dieser Art. Dabei dient eine Atombombe als Zünder, der den beigefügten Wasserstoff fusionieren lässt. Die größte jemals gezündete Wasserstoffbombe – 1961 von der Sowjetunion getestet – hatte eine Sprengkraft von ungefähr 50 Millionen Tonnen TNT – also in etwa 3.300 Mal so viel wie die Atombombe, die Hiroshima zerstörte.

Die sogenannte Zar-Bombe zerstörte alles in einem Umkreis von 55 Kilometern, und selbst in 270 Kilometern Entfernung war die Explosionshitze zu spüren. Da eine Wasserstoffbombe atomar gezündet wird, entstehen bei der Detonation auch große Mengen nuklearen Fallouts – verseuchtes Material, das mit dem Wind bis in große Entfernungen verbreitet wird. Die Sprengkraft einer Wasserstoffbombe wird bestimmt durch die Art und die Menge des beigefügten Wasserstoffs. So können die mutmaßlich in Büchel gelagerten Bomben vom Typ B-61 in ihrer Sprengkraft zwischen 300 Tonnen und 170.000 Tonnen TNT variiert werden.

Welche Länder verfügen über Nuklearwaffen?

Als erstes Land der Welt entwickelten im Zweiten Weltkrieg die USA die Atombombe. Durch Spionage gelangte auch die Sowjetunion an die Baupläne und zog 1949 mit dem ersten Atomwaffentest nach. 1952 trat Großbritannien dem Club der Atommächte bei, 1960 Frankreich und Israel, 1964 China, 1974 Indien, 1998 Pakistan und 2006 Nordkorea. Derzeit verfügen Russland mit 5.977 und die USA mit 5.428 Sprengköpfen zusammen weiterhin über mehr als 90 Prozent aller Atomwaffen.

Aufbau, Instandhaltung und Modernisierung eines Atomarsenals verschlingen Unsummen. Allein die USA rechnen dafür nach Angaben des Kongresses zwischen 2019 und 2028 mit Kosten von umgerechnet 474 Milliarden Euro. In den kommenden drei Jahrzehnten sollen sich die Kosten auf umgerechnet 2,87 Billionen Euro summieren.

Wie groß ist derzeit die Gefahr eines Atomkriegs?

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hat die US-Organisation "Bulletin of the Atomic Scientist" ihre berüchtigte Weltuntergangsuhr auf 100 Sekunden vor 12 gestellt – weiter als jemals zu Zeiten des Kalten Kriegs. Seit 1945 warnt die von Albert Einstein und anderen Physikern gegründete Organisation vor der Gefahr eines Atomkriegs zwischen den Supermächten. Inzwischen sieht sie die größte Gefahr in der atomaren Eskalation eines regionalen Konflikts. Selbst ein begrenzter Atomkrieg beispielsweise zwischen Indien und Pakistan würde genügend Fallout produzieren, um die Welt in einen nuklearen Winter zu stürzen: Rauch und aufgewirbelter Staub würden die Sonne verdunkeln und die Ozonschicht um bis zu 50 Prozent verringern.

Sorgen bereitet der Organisation aber auch die Entwicklung kleinerer Atomsprengköpfe mit begrenzter Wirkung. Die massive Zerstörungskraft herkömmlicher Atom- und Wasserstoffbomben war stets die beste Versicherung, dass diese nicht zum Einsatz kommen. Bei kleineren Sprengköpfen könnte die Versuchung groß sein, diese tatsächlich auf dem Schlachtfeld einzusetzen. Russland hat im Krieg gegen die Ukraine bereits mehrfach mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Das Friedensforschungsinstitut Sipri sieht allerdings weniger die Gefahr eines Atomwaffeneinsatzes in der Ukraine als die einer nuklearen Konfrontation zwischen Russland und der Nato.

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