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Naturschützer kritisieren: Gorch Fock mit "illegalem Holz" saniert


In Kiel eingelaufen
Naturschützer kritisieren: Gorch Fock mit "illegalem Holz" saniert

Von afp, dpa, mam

04.10.2021Lesedauer: 2 Min.
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Nach teurer Sanierung: Hier kommt die umstrittene "Gorch Fock" wieder im Kieler Heimathafen an. (Quelle: reuters)

Das Oberdeck des Segelschulschiffs erstrahlt im neuen Glanz. Doch das für die Sanierung verwendete Teakholz stamme wahrscheinlich aus den "letzten verbliebenen Urwäldern Myanmars", so Naturschützer.

Nach mehrjähriger Sanierung ist das Segelschulschiff "Gorch Fock" am Montag in den Hafen von Kiel eingelaufen. Naturschützer nahmen das zum Anlass, die Verwendung des an Deck verbauten Teakholzes zu kritisieren.

"Bei dem für die Erneuerung des Decks verwendeten Teak handelt es sich höchstwahrscheinlich um illegales Holz aus den letzten verbliebenen Urwäldern Myanmars", erklärte ein Aktionsbündnis aus fünf Organisationen. Das Verteidigungsministerium beziehungsweise die ihm unterstellten Behörden hätten die Beschaffungsrichtlinien ignoriert.

"Die Marine äußert sich dazu nicht", sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Weil Gerichte Klagen gegen die Verwendung des Holzes abgewiesen haben, sind Naturschützer vor das Bundesverfassungsgericht gezogen. Dessen Entscheidung steht noch aus. Teakholz wird aufgrund seiner Beschaffenheit häufig für Decks von Segelschiffen verwendet.

Wälder in Myanmar sind akut bedroht

"Das Teak der "Gorch Fock" wurde aus Myanmar importiert, obwohl lange bekannt ist, dass dort Raubbau betrieben wird und das geschlagene Holz meist illegal ist", kritisierte WWF-Holzexperte Johannes Zahnen. Alternativen seien nicht ernsthaft geprüft worden. "Man wollte dieses hochwertige und sehr prestigeträchtige Holz auf der "Gorch Fock" verbauen, was sonst in der Regel auf Luxusjachten von irgendwelchen Oligarchen verbaut wird." Die Prüfbehörde weigere sich, die Legalität des Holzes zu prüfen.

Sehr alte und artenreiche Wälder seien in Myanmar akut bedroht, sagte die Tropenwaldreferentin von Robin Wood, Fenna Otten. Mit der Verwendung des Holzes auf der "Gorch Fock" mache die Bundeswehr illegale Abholzung salonfähig, sagte Naturschutzexperte Peer Cyriacks von der Deutschen Umwelthilfe. Das Schiff sei damit zu einer "schwimmenden Peinlichkeit" verkommen.

Die "Gorch Fock" war nach den jahrelangen Instandsetzungsarbeiten auf Werften bereits am Donnerstag im Marinestützpunkt Wilhelmshaven offiziell an die Seestreitkräfte übergeben worden. Anschließend machte sie sich mit ihrer 120-köpfigen Besatzung auf den Weg nach Kiel, wo sie am Montag mit Salutschüssen empfangen wurde.

Sanierung seit 2015

Das Segelschulschiff der deutschen Marine dient der Offiziersausbildung. Ende 2015 wurden bei Überprüfungen des 1959 in Dienst gestellten Seglers schwere Schäden festgestellt, die eine aufwändige Sanierung erforderten. Die Generalüberholung des traditionsreichen Schiffs sorgte vor allem wegen drastischer Kostensteigerungen für Wirbel. Ursprünglich waren zehn Millionen Euro vereinbart worden, am Ende stiegen die Kosten auf 135 Millionen Euro.

Hinzu kamen weitere Schwierigkeiten. So ermittelt die Justiz wegen Korruptions- und Untreueverdachts rund um die Sanierungsarbeiten durch die ursprünglich damit beauftragte Werft. Diese ging pleite, die Instandsetzung der "Gorch Fock" kam zeitweise zum Erliegen. Die Bremer Lürssen-Werfft übernahm das insolvente Unternehmen und führte die Arbeiten an der "Gorch Fock" zu Ende.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer verteidigte die Kosten für den Umbau des Schiffs. "Wir sind wirklich ein reiches Land, und ich finde, dieses kleine Stück Tradition und Emotion, das können wir und das sollten wir uns leisten", sagte sie im Hafen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
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