Bericht über BKA-Einsatz "Atomwaffen Division": Verwirrung um Durchsuchung
Haben die Daten des Neonazi-Forums "Iron March" die Behörden alarmiert? Informationen von WDR und NDR zu einer Durchsuchung des BKA in Thüringen waren zumindest falsch.
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat dementiert, dass es in Eisenach wegen möglicher Verbindungen zur „Atomwaffen Division“ eine Durchsuchung gegeben hat. Es habe keinen Einsatz des BKA in Thüringen in dieser Sache gegeben, erklärte eine Sprecherin gegenüber t-online.de. WDR und NDR hatten das gemeldet.
Unsere Redaktion hatte diese Meldung aufgegriffen. An dieser Stelle war zunächst zu lesen, dass es nach Informationen der Sender eine solche Durchsuchung gegeben hatte. Das hat sich nun als Falschinformation herausgestellt, wie tagesschau.de einräumt. Es wurden auch keine Datenträger sichergestellt. Wie es zu dem Fehler kam, lässt die Redaktion offen.
Vor der Nachricht von der vermeintlichen Durchsuchung hatten t-online.de und ZDFheute Verbindungen enthüllt: Mutmaßlich ein junger Mann aus Eisenach hatte Kontakt zu Mitgliedern der „Atomwaffen Division“ aufgenommen, wie Daten des Forums „Iron March“ zeigen. Der junge Mann hatte auf Anfrage von t-online.de umgehend zurückgewiesen, dass es bei ihm eine Durchsuchung gegeben hatte.
Im Forum "Iron March" hatten sich hartgesottene Neonazis vernetzt, die dort einen „Rassenkrieg“ als Ziel hatten. Vor wenigen Tagen waren alle Nutzerprofile mit E-Mail-Adressen sowie die Inhalte des Forums und der privaten Direktnachrichten öffentlich geworden.
"Deutschland ist meine Religion, Hitler ist mein Prophet"
Nach den Recherchen von t-online.de und ZDFheute hatte ein Nutzer mit dem Vornamen des Eisenachers und vielen weiteren übereinstimmenden Details dort unter anderem geschrieben: "Deutschland ist meine Religion, Hitler ist mein Prophet" und sich für einen neuen Holocaust ausgesprochen. Aus Direktnachrichten geht hervor, dass der Neonazi aus Thüringen aktiv mehrere Mitglieder der "Atomwaffen Division" anschrieb. Er wollte von ihnen Details zu deren Propagandavideos wissen. Außerdem erfragte er Zugang zu einem internen Chatkanal.
Die "Atomwaffen Division“ hat sich im „Iron March“ gegründet, Mitglieder werden für fünf Morde und für Terroranschläge in den USA verantwortlich gemacht. Im Juni 2018 erschien erstmals ein deutsches Video einer „Atomwaffen Division Deutschland“. Dabei wurde auch Videomaterial genutzt, das mit dem Eisenacher Neonazi in Verbindung steht. Bisher hatte es aber keine bekannte Spur zum deutschen Ableger der Atomwaffen Division gegeben. Der Verfassungsschutz Thüringen hatte mitgeteilt, man prüfe mögliche Verbindungen in das Bundesland.
Eine BKA-Sprecherin erklärte, sie könne keine Informationen zu möglichen Ermittlungen ihrer Behörde machen. WDR und NDR melden weiterhin, dass deutsche Sicherheitsbehörden die „Atomwaffen Division“ verstärkt in den Blick nehmen. Daran beteiligt seien auch das Bundeskriminalamt (BKA) und der Generalbundesanwalt.
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Der junge Eisenacher war einer der führenden Köpfe der Neonazi-Gruppe „Nationaler Aufbau Eisenach“. Diese Gruppe hatte am Freitag nach der Berichterstattung von t-online.de und ZDFheute ihre sofortige Selbstauflösung erklärt. Der Mann hatte auf Instagram dementiert, für den deutschen Ableger der „Atomwaffen Division Deutschland“ gearbeitet zu haben. Das seien „Spastis“, die er „schon immer lächerlich“ gefunden habe. Zu den Verbindungen zur amerikanischen Terrorgruppe hatte er sich nicht geäußert.
Dieser Artikel wurde umfangreich überarbeitet, nachdem das BKA erkärt hat, dass es keine Durchsuchung gab. Hier lesen Sie die ursprüngliche Version.
- Eigene Recherchen
- tagesschau.de: "Atomwaffen Division": Doch keine Durchsuchung bei Neonazi in Thüringen