Reaktionen auf Tod von Gerhart Baum "Haben eine der kräftigsten Stimmen für Freiheit verloren"
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Gerhart Baum hat FDP-Chef Christian Lindner immer wieder kritisiert. Sein unabhängiges Urteil werde fehlen, sagt Lindner über den unbequemen Parteifreund.
FDP-Chef Christian Lindner hat den verstorbenen FDP-Politiker Gerhart Baum als einen großen Verfechter von Freiheit und Bürgerrechten gewürdigt. "Mit Gerhart Baum haben unser Land und die Freien Demokraten eine der kräftigsten Stimmen für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie verloren", teilte Lindner mit. Der frühere Bundesinnenminister und sozialliberale FDP-Politiker starb im Alter von 92 Jahren, wie ein Sprecher der Bundespartei der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
- Zum Tod von Gerhart Baum: Eine Stimme der liberalen Vernunft ist verstummt
"Er war eine unabhängige Persönlichkeit mit kritischem Urteil, die unsere liberale Familie gestärkt hat." Die Freien Demokraten seien Baum zu großem Dank verpflichtet. "Sein Rat und sein kritischer Blick werden uns fehlen", so Parteichef Lindner weiter. "Gerhart Baum achtete darauf, dass Bürgerrechte auch in heiklen Lagen Gehör fanden. Er hat sie nicht nur in seinen öffentlichen Ämtern verteidigt, sondern über Jahrzehnte auch in Debatten und durch zahlreiche erfolgreiche Verfassungsbeschwerden."
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Baums Kanzleikollege würdigt ihn als Mentor
Unvergessen bleibe Baums Einsatz als Bundesinnenminister "für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung" während des Terrors der RAF in den 1970er-Jahren, so Lindner. Auch die frühere FDP-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger würdigte Baum: "Mit Gerhart Baum verliert der deutsche Liberalismus eine seiner markantesten Stimmen", schrieb Leutheusser-Schnarrenberger auf X. "Kaum jemand hat sich in der Geschichte der Bundesrepublik so um den Schutz unserer Grundrechte und Freiheiten verdient gemacht. Sein moralischer Kompass wird in diesen stürmischen Zeiten fehlen."
Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr, würdigte Baum als "herausragenden Liberalen". Als Bundesinnenminister und langjähriges Mitglied des Deutschen Bundestages habe er sich stets für Freiheit, Gerechtigkeit und die Rechte des Einzelnen eingesetzt, so Dürr. "Mit seinem Tod verliert Deutschland eine prägende politische Persönlichkeit, die sich unermüdlich für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte eingesetzt hat. Sein Engagement für die Grundrechte und seine Überzeugung, dass Freiheit und Sicherheit kein Widerspruch sein dürfen, sind Vermächtnisse, die uns weiterhin leiten werden. Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei seiner Familie und seinen Angehörigen."
"Wir haben einen großen Nordrhein-Westfalen verloren"
Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Julius Reiter würdigte seinen verstorbenen Kanzleikollegen Baum als "beispielgebenden Anwalt". Baums Frau habe ihn am Morgen angerufen und über den Tod informiert, sagte Reiter der Deutschen Presse-Agentur. Baum und er seien persönlich befreundet gewesen, Baum sei ein Mentor für ihn gewesen, sagte Reiter: "Wir werden ihn vermissen." Baum habe noch ein unabgeschlossenes Buchprojekt gehabt und in der Klinik viel Besuch empfangen, so Reiter. Er selbst sei noch vorgestern bei ihm gewesen. "Er ist immer gern unter Menschen gewesen."
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat den verstorbenen FDP-Politiker Baum als "umtriebigen Anwalt der Menschenrechte und des Liberalismus" gewürdigt. "Wir haben einen großen Nordrhein-Westfalen verloren. Sein Vermächtnis von Liberalität und Weltoffenheit wird bleiben", sagte Wüst. Als Anwalt und Politiker habe sich Baum ununterbrochen für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt.
"Er wollte das Grundgesetz mit Leben füllen und richtete sein ganzes Handeln am Prinzip der Menschenwürde und der Freiheit aus", sagte Wüst laut einer Mitteilung der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei. Baum habe sich als Anwalt auch etwa für die Opfer des Ramstein-Unglücks und für die Betroffenen der Loveparade-Katastrophe eingesetzt. Baum erhielt auch Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Er war von 2015 bis 2023 Vorsitzender des Kulturrats NRW und lebte die meiste Zeit in Köln. Nordrhein-Westfalen sei Gerhart Baum zu tiefem Dank verpflichtet, betonte Wüst.
- x.com: Post von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger vom 15. Februar
- Material der Nachrichtenagentur dpa
- Mitteilung von FDP-Chef Christian Lindner
- Mitteilung von FDP-Fraktionschef Christian Dürr