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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bauern legen Großmarkt lahm Schon morgen drohen leere Regale
Die Bauern protestieren und blockieren bundesweit. In der Region Berlin/Brandenburg kann das schon morgen Folgen für Verbraucher haben, warnt ein Handelsverband.
Angesichts der Bauernproteste in und um Berlin warnt der Handelsverband Berlin-Brandenburg vor Versorgungsengpässen und Einschränkungen für Verbraucher. "Schon morgen werden Hunderte Supermärkte in Berlin keine Warenlieferungen erhalten", sagte Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg t-online. "Wenn sich die Situation nicht schlagartig ändert, müssen wir damit rechnen, dass morgen Regale leer bleiben könnten."
Grund dafür seien Proteste in Großbeeren, etwa 20 Kilometer südlich der Hauptstadt. Dort haben Bauern nach übereinstimmenden Berichten die Zufahrtswege eines Großmarktes blockiert. Laut Busch-Petersen werden von dort viele Läden in Berlin und Brandenburg beliefert.
"Der Bauernverband hat seine Leute nicht im Griff"
Mit den vom Bauernverband angekündigten Blockaden habe der Protest offenbar nichts zu tun, die Verantwortlichen ließen sich derzeit nicht ermitteln. Busch-Petersen hat dafür kein Verständnis. Was seien das für Bauern, denen egal seien, ob ihre Produkte in Märkte kommen oder nicht, fragt er. "Es passiert, was wir vorhergesagt haben: Der Bauernverband hat seine Leute nicht im Griff."
Er fordert ein hartes Durchgreifen des Bauernverbands ebenso wie der Polizei. "Wir erwarten, dass der Rechtsstaat sich durchsetzt", so Busch-Petersen. "Das erwarten wir bei Silvesterkrawallen in Neukölln, das erwarten wir auch hier."
Busch-Petersen fürchtet sonst die Konsequenzen – nicht nur in der aktuellen Protestwoche. Er befürchtet sonst, dass sich solche Blockaden wiederholen und dem Handel enorm schaden. "Das ist ja kurz vor Anarchie."
Bauernverband: Nicht abgestimmte Aktion eines Betriebes
Der Landesbauernverband Brandenburg bestätigt die Blockade in Großbeeren, betont aber, dass sie "unabhängig von verbandsinternen Vereinbarungen" organisiert worden sei. "Das war eine spontane Aktion eines Landwirtschaftsbetriebes", sagt eine Sprecherin t-online. "Wir stehen hinter den Anliegen, können das nachvollziehen – aber das ist keine Aktion, die wir als offizielle Aktion des Landesverbandes deklarieren."
Brandenburg ist ein Hotspot der Bauernproteste. Dort waren laut Polizei am Montag fast alle Autobahnauffahrten blockiert. Auch ganze Städte wurden abgeriegelt: Es bestehe "aktuell keine Möglichkeit", nach Brandenburg an der Havel einzufahren, teilte die Polizei zwischenzeitlich mit. Auch die Zufahrt nach Cottbus werde wohl unmöglich sein.
- Eigene Recherchen
- Gespräch mit Nils Busch-Petersen
- Gespräch mit Sprecherin des Landesbauernverbands
- Mit Material von dpa