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HomePolitikChristoph Schwennicke: Einspruch!

CDU und SPD: Wenn Scholz und Merz sich duellieren, wird es eng die AfD


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Merz contra Scholz
Das werden großartige vier Jahre!

MeinungEine Kolumne von Christoph Schwennicke

07.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Friedrich Merz und Olaf Scholz im Bundestag: Ihr Duell in der Zukunft dürfte sehenswert werden, meint t-online-Kolumnist Christoph Schwennicke.Vergrößern des Bildes
Friedrich Merz und Olaf Scholz im Bundestag: Ihr Duell in der Zukunft dürfte sehenswert werden, meint t-online-Kolumnist Christoph Schwennicke. (Quelle: Michael Kappeler/dpa)
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Rumeiern war gestern, nun wird es wieder interessant. Denn mit Olaf Scholz und Friedrich Merz sind SPD und CDU wieder unterscheidbar. Endlich.

Mit der Vorfreude ist das so eine Sache. Einerseits kitzelt und kribbelt sie so schön. Andererseits kann man sich auch leicht überfreuen. Und wenn das Ereignis dann endlich da ist, kann es den Erwartungen nicht standhalten und ist gar nicht so schön, wie es als Vorfreude im Bauch gekitzelt hat.

Trotzdem wage ich Folgendes auszusprechen: Ich freue mich jetzt schon auf das kommende Fernsehduell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz, wenn sie sich in ein paar Jahren bei der nächsten Bundestagswahl gegenüberstehen werden. (Hoffentlich wird es wieder ein Duell sein, denn ein Triell gibt es eigentlich gar nicht und es macht auch längst nicht so viel Spaß beim Zuschauen.)

Christoph Schwennicke ist Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Corint Media. Er arbeitet seit mehr als 25 Jahren als politischer Journalist, unter anderem für die "Süddeutsche Zeitung" und den "Spiegel". Zuletzt war er Chefredakteur und Verleger des Politmagazins "Cicero".

Weshalb man sich auf dieses Kräftemessen von SPD-Kanzler und absehbarem CDU-Herausforderer freuen darf: Sie sind so wunderbar verschieden. So herrlich anders. Politisch. Physiognomisch. Habituell. Der Gerade und der Vage. Der Lange und der Kurze. Der Stoiker und der Sanguiniker. Der kühle Norddeutsche vom platten Land und der Mann aus den sanften Bergen des Sauerlandes. Der Katholik und der Protestant, jedenfalls herkunftsseitig. In dieser Paarung ist Spannung angelegt. Und damit eine wirkliche (Aus-)Wahl.

Was Merz und Scholz verbindet, ist der lange Weg, den sie zu gehen hatten. Teilweise mussten sie lange Umwege in Kauf nehmen, die Zähne zusammenbeißen, sich auf die Zunge beißen (was Scholz besser gelang als Merz) und durchhalten. Einfach immer durchhalten.

Vor vielen Jahren, es war kurz nach der Jahrtausendwende, da betrieb ich mit ein paar gleichaltrigen, damals jungen Kollegen einen Hintergrundkreis, in dem Scholz einmal zu Gast war: Ungefähr auf der zeitlichen Höhe von 2003 muss das gewesen sein, als Scholz gerade bei einem Parteitag in Bochum als Generalsekretär mit einem ultramiesen Wahlergebnis bedacht worden war. Stellvertretend. Es war die Phase, in der die SPD mit ihrem Kanzler Gerhard Schröder mehr haderte, als diesem huldigte.

Irgendwann mündete auch dieses Gespräch dort, wo diese Gespräche immer münden: im künftigen Personal. Also gingen wir mit Scholz gemeinsam die personelle Zukunft der SPD durch. "Andrea Nahles, Heiko Maas, Hubertus Heil …", zählte Scholz die Namen auf. "Und ich." Pause. Längere Pause. Noch längere Pause. "Oder fällt Ihnen sonst noch jemand ein?" Dazu dieses Gesicht, für das fast 20 Jahre später Markus Söder den ultimativ treffenden Begriff gefunden hatte.

Und eben diese fast 20 Jahre später sind zwei der vier Genannten schon Vergangenheit und Olaf Scholz Bundeskanzler.

Gut zwei Meter Ehrgeiz

Ungefähr zu dieser Zeit war Friedrich Merz von Angela Merkel erst vom Fraktionsvorsitz verdrängt und hinterher in die Verbannung geschickt worden. Wofür ihr der lebenslange Hass von fast zwei schlaksigen Metern Ehrgeiz sicher war. Merz musste lernen, mit diesen beiden Emotionen Wut und Ambition umzugehen.

Und er musste nicht nur Angela Merkel politisch überleben, sondern auch noch zwei Glücksritter aus der CDU, die nach Merkel erst scheitern mussten, bis die Kräfte der scheidenden Kanzlerin nicht mehr hinreichten, Merz weiterhin zu verhindern. Im Unterschied zu Scholz, dem Stoiker, musste sich Merz diese Geduld erst aneignen, die ihn am Ende ans vorläufige Ziel brachte.

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Und seine Partei mit einem Schlag aus den Kellern der Umfragewerte. Es ist im Nachhinein schon irgendetwas zwischen grotesk und verrückt, wie lange sich Teile der Partei von jenen eher Linksliberalen des politisch-publizistischen Komplexes einreden ließen, dass Merz der völlig Falsche sei. Von Leuten, die ohnehin nichts mit der CDU am Hut haben.

Natürlich ist Merz nach Merkel genau der Richtige. Der Gerade nach der Vagen. Der konservative Wirtschaftsmann mit dem Instinkt dafür, dass er der CDU auch eine soziale und eine ökologische Komponente geben muss. Merz ist auch über die Union hinaus genau der Richtige, fürs ganze Land und das politische Mobile, das völlig aus dem Lot ist.

Gegenwind für die AfD

Weil er und eine amtierende Ampel nach dem parteipolitischem Rührei der Merkel-Jahre, nach diesem Omelett der Großen Koalition, wieder für schärfere Konturen sorgen werden. Für Unterschiede und Unterscheidbarkeit. Für Alternativen. Das ist etwas, was nicht nur die geschundene Union braucht. Das ist etwas, was diese parlamentarische Demokratie, also dieses Land braucht.

Ich jedenfalls freue mich auf die nächsten vier Jahre, in denen wir immer wieder das Vorspiel auf dem Theater erleben werden, wenn Merz sich im Bundestag am Bundeskanzler und seiner Regierung reiben wird. Bis sie sich im Duell des Bundestagswahlkampfes gegenüberstehen werden.

Das wird belebend für diese Republik. Und ein hartes Habitat für die AfD, die ein Nutznießer der politischen Einheitsjahre von CDU und SPD gewesen ist. Wenn dieser sich immer mehr radikalisierenden Partei dabei am Ende noch das Licht ausgemacht werden würde, wäre das ein weiterer Gewinn fürs Land. Für das ein konstruktiver Streit der Ideen unter Demokraten existenziell wichtig ist. Und nicht das destruktive Dagegen aus Prinzip.

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