"Innerhalb weniger Minuten reagiert" Auswärtiges Amt wehrt sich gegen Kritik an Evakuierung
Das Krisenmanagement der deutschen Regierung und insbesondere des Auswärtigen Amts in Afghanistan steht in der Kritik. Nun hat sich ein Sprecher zu der Evakuierung der Botschaft geäußert.
Der Krisenstab der Bundesregierung hat nach Darstellung des Auswärtigen Amtes zwei Tage vor der Räumung der deutschen Botschaft in Kabul entschieden, die Schließung vorzubereiten. "Eine Entscheidung dieses Krisenstabes war, eine Evakuierung der Botschaft konkret vorzubereiten. Daraufhin begann in der Botschaft die Vorbereitung für diese Evakuierung", sagte ein Sprecher am Mittwoch in Berlin über die Sitzung des Krisenstabes vom 13. August. "Es wurden das ganze Wochenende über Dokumente zerstört, Datenträger, Waffen et cetera", fügte er hinzu. "Im Verlauf dieses Wochenendes hat sich die Lage dann in einem rapiden Tempo verschlechtert."
Am Morgen des 15. August habe dann eine weitere Lageentwicklung dazu geführt, "dass die Botschaft empfohlen hat, sofort den Botschaftscompound zu verlassen und über den amerikanischen Compound mit Hubschraubern sich zum internationalen Flughafen, zum militärischen Teil des Flughafens, zu verlegen", berichtete der Sprecher. "Und als die Botschaft diese Empfehlung dem Auswärtigen Amt übermittelt hat, kam da innerhalb weniger Minuten die Zustimmung des Auswärtigen Amtes dazu."
Kritik aus Botschaft
Berichten zufolge hatte die Botschaft in Kabul das Auswärtige Amt bereits Wochen zuvor gewarnt, dass das Personal möglicherweise gefährdet sei. Wie die ARD berichtete, hatte der stellvertretende deutsche Botschafter in einem Lagebericht an dem 13. August geschrieben, "dass den dringenden Appellen der Botschaft über längere Zeit erst in dieser Woche Abhilfe geschaffen" worden sei. Man fühle sich allein gelassen. "Wenn das an irgendeiner Stelle diesmal schief gehen sollte, so wäre dies vermeidbar gewesen".
Der Sprecher betonte nun, die Entscheidung zur Evakuierung habe der Leiter der Botschaft getroffen, "der selbstverständlich die Sicherheitsverantwortung für die Botschaft trägt, und der solche Entscheidungen und Empfehlungen selbstverständlich in engster Absprache mit seinem Sicherheitsberater und mit den Sicherheitskräften der Botschaft, die von der Bundespolizei entsandt sind, trifft."
Umstände der Evakuierung sollen evaluiert werden
Am 13. August hatte der Sprecher aus dem Krisenstab berichtet. Er sagte damals vor der Presse in Berlin, es gehe darum, die deutsche Botschaft in Kabul dabei zu unterstützen, sich "auf alle denkbaren Szenarien" vorzubereiten. Am 15. August nahmen Kämpfer der militant-islamistischen Taliban den Präsidentenpalast in Kabul ein. Wenige Stunden zuvor hatte der afghanische Präsident Aschraf Ghani das Land verlassen.
Auf die Frage, ob man Lehren aus den Umständen der Evakuierung ziehen werde, antwortete der Sprecher des Auswärtigen Amtes: "Selbstverständlich werden solche Entscheidungen evaluiert."
- Nachrichtenagentur dpa
- Tagesschau: Warum handelte Berlin so spät?