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Stadt Koblenz: Apotheke hatte vom Land grünes Licht für Impfstoff-Globuli


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Staatsanwalt prüft Verfahren
Stadt: Apotheke hatte Erlaubnis für Impf-Globuli


12.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Globuli: Eine Apotheke in Koblenz hat Wirbel ausgelöst mit einem Angebot von Homöopathie mit Corona-Impfstoff. Die Stadt Koblenz spricht nun von einer Absprache mit dem Land.Vergrößern des Bildes
Globuli: Eine Apotheke in Koblenz hat Wirbel ausgelöst mit einem Angebot von Homöopathie mit Corona-Impfstoff. Die Stadt Koblenz spricht nun von einer Absprache mit dem Land. (Quelle: imago-images-bilder)
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Impfstoffreste aus einem Impfzentrum für Globuli: Der Fall einer Apothekerin beschäftigt jetzt die Staatsanwaltschaft. Verwirrung gibt es um eine Erklärung der Stadt Koblenz – die sagt, es gab eine Erlaubnis für Impfstoff-Homöopathie.

Nach dem Stopp des Verkaufs von Impfstoff-Globuli in einer Apotheke in Koblenz gibt es widersprüchliche Darstellungen über Absprachen zu dem Produkt: Das Land soll grünes Licht fürs Homöopathie-Mischen mit Resten aus einem Impfzentrum gegeben haben, erklärt die Stadt. Das Land weist das hingegen zurück.

Die Apothekenaufsicht hatte den Verkauf der Globuli gestoppt, als ein Angebot der Schloss-Apotheke in Koblenz im Internet bekannt geworden war: "Wir haben Pfizer/Biontech Covid-19-Vaccine in potenzierter Form bis D30 als Globuli oder Dilution (zur Ausleitung) vorrätig."

Als Reaktion auf einen Proteststurm in sozialen Medien hatte die Apotheke klargestellt, dass das Produkt ausdrücklich nicht als Ersatz für eine Impfung gedacht sei und auch zu keinem impfähnlichen Schutz führe. Alle Käufer sollten deshalb noch kontaktiert werden. Das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut hatte mit einem Warnhinweis reagiert.

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Die Apothekenaufsicht beim Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV) verbot Verkauf und Herstellung und leitete eine Prüfung ein, ob gegen arzneimittelrechtliche oder sonstige Vorschriften verstoßen worden ist. Das Amt ist mit Auskünften zu dem laufenden Verfahren inzwischen zurückhaltender, weil es nun auch ein Vorermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Koblenz gibt.

Prüfung unter mehreren strafrechtlichen Gesichtspunkten

Geprüft wird dort "unter allen strafrechtlichen Gesichtspunkten; dies umfasst die Frage eines etwaigen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz oder das Heilmittelwerbegesetz", schrieb ein Sprecher der Staatsanwaltschaft t-online. Es lasse sich noch nicht sagen, wann entschieden wird, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Gegen die Apothekerin läuft zudem ein berufsrechtliches Verfahren bei der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz.

Die Stadt Koblenz, die das Impfzentrum betreibt, stellt der Betreiberin der traditionsreichen Koblenzer Apotheke aber zumindest quasi einen Blankoschein aus. Dabei geht es um die Frage, ob sie Impfstoffreste aus einem Impfzentrum nutzen durfte. Sie habe "nach Absprache mit dem Gesundheitsministerium die Möglichkeit erhalten, übriggebliebene Kleinstmengen Impfstoffs für die versuchsweise Herstellung von homöopathischen Mitteln zur Linderung von Nebenwirkungen der Vakzine zu verwenden", erklärte ein Sprecher der Stadt.

Ministerium: Keine Zusage für Mischversuche

Unwirksame Zuckerkugeln in Absprache mit dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium? Ein Sprecher des Ministeriums weist das deutlich zurück: "Niemals – weder schriftlich noch telefonisch" habe das Ministerium eine Zusage an ein Impfzentrum oder eine Apotheke gegeben, dass Impfstoffreste zu diesem Zweck abgegeben werden dürfen. Pikant: Der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner (SPD) war selbst bis 2018 Staatssekretär in dem Ministerium.

Allerdings gab es von dort offenbar die Erlaubnis, genutzte Ampullen zum Üben mitzunehmen: In einer Videokonferenz wurde demnach erklärt, dass "keine fachlichen Bedenken bestehen, wenn vollständig restentleerte Vials des Impfstoffes von Biontech/Pfizer an Apotheker und medizinisches Fachpersonals als 'Dummies' mitgegeben werden", sagte ein Sprecher. Der Hintergrund: Die ordnungsgemäße Rekonstitution des Impfstoffes sollte so geübt werden, wie der Fachbegriff für das Aufbereiten lautet. Der Impfstoff Comirnaty von Biontech muss aufgetaut, mit Kochsalzlösung verdünnt und in Einmalspritzen aufgezogen werden.

Die Apotheke hatte allerdings erklärt, nicht nur Globuli mit Comirnaty, sondern auch mit den Impfstoffen von Astrazeneca und Moderna sowie künftig von Johnson & Johnson bieten zu können. Auf Nachfrage dazu verweist die Stadt ebenfalls auf die angebliche Absprache mit dem Ministerium.

Oberbürgermeister Langner hat entschieden, dass die Stadt keine weiteren Schritte unternimmt, nachdem die Apothekerin sich "aus der Arbeit im Impfzentrum freiwillig zurückgezogen" hat. Der Präsident der Apothekenaufsicht, Detlef Placzek, hatte den OB als Verantwortlichen des Impfzentrums Koblenz gebeten, im Rahmen des eigenen Ermessens geeignete Mittel zu ergreifen.

Verwendete Quellen
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