Von "Little Berlin" in die Hauptstadt US-Außenminister Pompeo auf Deutschlandtour
US-Außenminister Pompeo konnte der Symbolkraft nicht widerstehen: Mödlareuth, das einst geteilte Dorf an der deutsch-deutschen Grenze, stellte er ins Zentrum seines ersten Tages in Deutschland. Politisch wird es später.
Würde die Länge des Auto-Konvois Auskunft über die Machtverteilung bei den folgenden politischen Gesprächen geben, dann hätte Bundesaußenminister Heiko Maas beim Treffen mit seinem US-Amtskollegen Mike Pompeo nicht viel zu lachen gehabt. Mit einer Eskorte von knapp 40 Fahrzeugen rückte Pompeo am Donnerstagmittag in das hermetisch abgeriegelte Grenzdörfchen Mödlareuth ein. Zusammen mit den sieben Autos aus dem Korso von Maas war dann eine Zahl erreicht, die in etwa der der Einwohner von Mödlareuth entspricht.
Der zweitägige Besuch von Pompeo startete bewusst mit einem "weichen" Programm. Pompeo ging am Donnerstag erst einmal frühstücken, mit US-Soldaten am Standort Grafenwöhr. Später übte er sich in militärischen Zeremonien und Small-Talk mit den Militärs. Pompeo kam als Freund in das Land, in dem er einst als junger Kommandeur einer Panzer-Einheit in Bindlach bei Bayreuth diente.
Das US-amerikanisch-deutsche Verhältnis hatte in der Vergangenheit gelitten
Der ehemalige CIA-Chef, der zwar als "Falke" gilt, aber auch die Kunst der Diplomatie versteht, will ganz offenbar nicht unnötig früh Porzellan zerschlagen. Das wurde auch am Nachmittag deutlich, wo Pompeo bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Maas den Partner Deutschland fast über den grünen Klee lobte - wohl wissend, dass das Verhältnis beider Länder während der Administration von Präsident Donald Trump schwer gelitten hat.
Richtig politisch dürfte es dennoch erst werden, wenn Pompeo am Freitag in Berlin mit Kanzlerin Angela Merkel zusammentrifft. Um die Ukraine-Krise könnte es dann gehen – bei der Pompeos Chef Donald Trump keinen Fehler machen darf, will er nicht Nahrung für ein Amtsenthebungsverfahren liefern. Um lang diskutierte Streitthemen, wie den deutschen Nato-Beitrag und die gegen den Willen der USA vorangetriebene Ostsee-Pipeline "Nord Stream 2" wird es gehen. Auch der Atomstreit mit dem Iran, bei dem Deutschland eine konträre Position im Vergleich zu den USA einnimmt, wird auf den Tisch kommen.
Pompeo traf alte Bekannte – er war vor 30 Jahren in Bayern stationiert
So ging Pompeo in Mödlareuth an der Seite von Maas nicht nur von West nach Ost und wieder zurück, sondern traf zum zünftigen Mittagessen mit Brezeln auch einige alte Bekannte. Reinhold Schneunert etwa - er war gemeinsam mit dem heutigen Super-Diplomaten vor mehr als 30 Jahren in Bindlach stationiert. "Du hast Dich nicht ein bisschen verändert", sagte er nach Informationen mitreisender US-Reporter zu Pompeo. In den USA ist Pompeo häufig Gegenstand humorvoll-bissiger Kommentare, weil er über die Jahre einige Kilogramm an Gewicht zugelegt hat.
Mödlareuth, wo die Mauer im Herbst 1989 einen Monat länger geschlossen blieb als in Berlin, hatte sich akribisch auf den Besuch des Ministers aus den USA vorbereitet. Die Polizeipräsenz erinnerte viele an die Zeit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, als unter anderem auch der damalige US-Präsident George Bush senior zu Gast war. Unter anderem wurde Jägern verboten, mit Waffen in den Wald zu gehen.
Mödlareuth als Sinnbild für die Teilung Deutschlands
Mödlareuth war wie kein anderer Ort in Deutschland neben Berlin Sinnbild für die Zweiteilung nach dem Zweiten Weltkrieg. Mitten durch das Dorf wurde eine Betonmauer gezogen, um Ost und West voneinander zu trennen. 100 der einst 700 Meter des über drei Meter hohen Bauwerks sind heute noch erhalten.
Mit Lichtstelen wird der Verlauf zum Jubiläum noch einmal nachvollzogen. "Vor 30 Jahren habe ich hier an der Seite meiner deutschen Freunde gedient", schrieb Pompeo nach dem Besuch auf Twitter. "Heute sprach ich mit Schülern, die ein geeintes Deutschland repräsentieren. Ich bin zuversichtlich für ihre Zukunft."
Besuch in Leipzig und in Halle
Mit der Nikolaikirche in Leipzig wartete einige Stunden später ein weiteres Denkmal der deutschen Wiedervereinigung. Pompeo besuchte mit seiner Delegation den Ort, von dem die friedliche Revolution 1989 ihren Ausgang genommen hatte - und traf dort auch einstige Widerstandskämpfer. Einer von ihnen, Uwe Schwabe, hatte Pompeo aber kurzfristig einen Korb gegeben: Die Politik der derzeitigen US-Regierung sei nicht mit den Zielen vereinbart, die der Widerstand in der DDR damals verfolgt habe.
Zum Abschluss des ersten Tages seines Besuches traf Mike Pompeo mit seinem Kollegen Heiko Maas in Halle ein. Sie besuchten den Tatort des rechtsextremen Anschlags von Halle und sprachen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde.
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Vor dem Döner-Imbiss, in dem der Täter einen Mann erschossen hatte, und vor der Synagoge legten die Minister weiße Rosen zum Gedenken an die Opfer nieder. Der US-Außenminister hatte die Tat zuvor bei einer Pressekonferenz als "bösartigen Anschlag" verurteilt. Die USA und Deutschland stünden im Kampf für die Glaubensfreiheit zusammen.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP