Demonstrationen Bürger setzen Zeichen gegen Antisemitismus und rechte Gewalt
Berlin (dpa) - Wenige Tage nach dem Terroranschlag von Halle haben mehrere tausend Menschen in Deutschland gegen Antisemitismus und rechte Gewalt demonstriert.
In der hessischen Universitätsstadt Marburg beteiligten sich laut Polizei rund 3000 Menschen an einem als Trauermarsch angelegten Demonstrationszug. "Unser Mitgefühl gilt den Opfern und allen, die bedroht sind oder sich bedroht fühlen", erklärte der Marburger Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD). "Sie sollen, Ihr sollt alle wissen: Wir stehen immer an Eurer Seite."
In Hamburg gingen bis zu 1200 Demonstranten auf die Straße. Ihr Protestzug startete in der Nähe des Ortes, an dem die Jüdische Gemeinde ihren Sitz hat und an dem früher die Hamburger Synagoge stand, die 1939 von den Nazis abgerissen wurde. Auch in anderen Städten gab es kleinere Protestaktionen.
Für diesen Sonntag hat die Initiative "Unteilbar" gemeinsam mit anderen Gruppen zu einer großen Demonstration gegen Antisemitismus und Rassismus in Berlin aufgerufen. Die Veranstalter haben 10.000 Teilnehmer angemeldet. Auf ihrer Facebook-Seite schrieben die Organisatoren mit Blick auf den Anschlag von Halle: "Wir stehen in dieser schweren Stunde solidarisch und unteilbar zusammen! Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen."
Ein schwerbewaffneter Rechtsextremist hatte am Mittwoch versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, in der rund 50 Gläubige den wichtigsten jüdischen Feiertag Jom Kippur begingen. Als der Plan scheiterte, erschoss der Täter eine 40 Jahre alte Passantin und einen 20-jährigen Mann in einem Döner-Imbiss. Der 27 Jahre alte Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft. Er hat die Tat gestanden und dabei antisemitische und rechtsextremistische Motive eingeräumt.
Als Zeichen der Solidarität mit den Juden in Deutschland hatte es bereits am Freitagabend in mehreren Städten Lichterketten um Synagogen gegeben. In Halle versammelten sich etliche Menschen mit Kerzen an der Synagoge, in dem eine Sabbat-Feier stattfand. In München bildete sich eine Menschenkette um die Hauptsynagoge. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sprach von einer "Kette der Menschlichkeit".